155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth
sie sich.
„Ja, er kann beinahe fliegen.“
Briana nickte. „Ja, allerdings. Er ist ein äußerst beeindruckendes Pferd. Aber du trägst keinerlei Schuld an meinem Sturz, Monroe. Ich habe mich unverantwortlich benommen und eine überstürzte, dumme Entscheidung getroffen. Aber ich habe beim besten Willen keinerlei Erinnerung mehr daran, was mich abgelenkt hat, sodass ich so unkonzentriert war. So etwas ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht passiert. Vielleicht hatte ich ganz einfach meine Kräfte überschätzt.“
Monroe schaute zu ihr auf. In seinen Gesichtszügen spiegelten sich Überraschung und Verwirrung.
Briana legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ich gebe dir mein Wort, Monroe“, erklärte sie. „Ich werde nicht wieder zu einem Ausritt starten, wenn ich nicht vorher deine Erlaubnis dazu eingeholt habe.“
Der alte Stallmeister wurde vor Freude und Dankbarkeit rot bis weit hinter die Ohren. Ihm fehlten die Worte, seinen Dank zu äußern. Also sprang er auf die Füße und ging unter vielen Verbeugungen schnell davon.
Kurz nach diesem Zwischenfall tauchte Mistress Malloy unter einem Vorwand im Garten auf. Angeblich suchte sie die Küchenmägde. Doch auch nachdem man ihr gesagt hatte, dass sich diese wohl im Kräutergarten aufhielten, blieb sie bei Briana, um mit ihr zu plaudern.
„Ihr seht so hübsch und erholt aus, Miss“, erklärte sie. „Ich habe schon immer behauptet, dass Sonnenschein heilsame Kräfte hat, oder etwa nicht?“
„Ja, in der Tat. Meine Mutter ist der Meinung, dass sie in ihrem Garten nicht nur Frieden und Ruhe findet, sondern insgesamt Gesundheit für Körper und Seele.“
„Eine sehr weise Frau, Eure Mutter.“ Mistress Malloy wandte sich nun an Keane, der schweigend über Briana zu wachen schien wie eine Glucke über ihre Küken. „Mylord, möchtet Ihr vielleicht mit unserem Mädchen den Tee hier im Garten trinken?“
„Nein, vielen Dank. Aber in ein paar Minuten werde ich Briana zurück in ihre Gemächer bringen. Ich denke, sie ist fürs Erste lange genug draußen gewesen.“
Brianas Lächeln erstarb. „Ach, Keane, warum muss ich denn jetzt schon wieder ins Haus?“
„Lord Alcott hat sicher recht.“ Mistress Malloy strich ihr liebevoll über eine Hand. „Ihr wollt Euch doch wohl nicht beim ersten Spaziergang schon überanstrengen?“
Minuten nachdem die Haushälterin den Weg zurück zum Haus eingeschlagen hatte, näherte sich Vinson auf dem schmalen Pfad. Sein Gesicht wurde von unzähligen Lachfältchen durchzogen, als er Briana anstrahlte. „Mädchen, wie schön, Euch hier draußen zu sehen.“
„Danke, Vinson.“
„Die Sonne zaubert neue Farbe in Eure Wangen.“ Der Butler schaute seinen Herrn an. „Seht nur, Mylord. Nicht einmal die Blumen können es an Schönheit mit unserem Mädchen aufnehmen.“
Keane hob eine Augenbraue. Diese Worte aus dem Munde des so beherrschten Butlers kamen einem Kompliment der höchsten Kategorie gleich.
Sie plauderten einen Augenblick über Belanglosigkeiten, bevor der Butler wieder seinen Pflichten nachkommen musste und ins Haus eilte.
Kurz darauf hob Keane sie wieder auf die Arme und trat den Rückweg an. Dabei überlegte er, wieso Briana diesen außergewöhnlichen und ungewöhnlichen Eindruck auf Menschen machte. Jedes Mitglied seines Haushalts in Carrick House schien von ihr wie verzaubert zu sein. Noch niemals zuvor hatte er eine Frau wie sie getroffen.
Nun legte sie ihm die Arme um den Hals, drängte sich dicht an ihn und flüsterte ihm ins Ohr: „Wo bist du, Keane? Wohin bist du gegangen?“
Er war zutiefst berührt. Der Schock traf ihn wie ein gleißender Blitz, und er wappnete sich innerlich dagegen. Woher wusste sie das? Er drehte den Kopf ein wenig. Seine Lippen berührten Brianas ganz sacht. „Wieso? Was meinst du? Ich bin doch hier bei dir, Briana.“
„Ja, aber in Gedanken bist du woanders. Worüber hast du nachgedacht?“
Die Antwort war so einfach wie schwierig. Er hatte daran gedacht, wie sehr er Briana begehrte und sich nach ihr sehnte. Wie schwer war es für ihn, ihr so nahe zu sein und sich selbst nicht zu gestatten, ihre Lippen, ihre Haut zu schmecken. Das war die reine Folter, und er würde wohl bald verrückt werden vor Begehren.
Doch seine Antwort lautete ganz anders. „Morgen, meine Liebe, wenn du kräftig genug dafür bist, lasse ich dich vielleicht mit mir zusammen eine Kutschfahrt unternehmen.“
11. KAPITEL
„Nun, meine Liebe, was hältst du davon?“ Keane deutete
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