155 - Reiseziel: Mars
die Hand und lächelte. Leto Angelis musterte ihn ausdruckslos und machte nicht einmal die Andeutung einer Geste oder einer Miene, die Matthew Drax als Abschiedsgruß hätte deuten können.
Die beiden Männer, die ihn aus dem Raumschiff geführt und im Gleiter bewacht hatten, nahmen ihn wieder in ihre Mitte und verließen mit ihm den Lift. Die Türen schlossen sich.
Das war es gewesen. Matt starrte die Liftsäulen an und konnte es nicht glauben. Das war es gewesen? Er würde die Männer und Frauen der PHOBOS nie wieder sehen?
»Kommen Sie.« Seine Begleiter fassten ihn unter den Achseln und zogen ihn von den Liftsäulen fort.
»Wohin?«
»Lassen Sie sich überraschen.« Sie schritten über einen breiten Gang und an vielen Türen vorbei. Fast bedauerte Drax, nicht mehr im Freien zu sein, sich nicht mehr von der Faszination dieser fremden Welt verzaubern lassen zu können: von ihrem Dämmerlicht, ihrer metallen riechenden Luft, von ihrer traumhaften Stadtlandschaft mit ihren skurrilen Gebäuden…
Am Ende des Ganges schoben sie ihn in einen großen Raum. Fünf Männer in silbrig schimmernden Anzügen nahmen ihn wortlos in Empfang. Genauso wortlos zogen sich die anderen beiden zurück. Die fünf Neuen geleiteten ihn zu einer Treppe und dann über mehrere Stufen zu einem Portal. Auf der letzten Stufe schnappte Matt nach Luft, sein Herz schlug plötzlich hoch im Hals. Konnte das sein? Von der kurzen Strecke?
Das Portal öffnete sich wie von Geisterhand. »Gehen Sie hinein«, sagte der Anführer seiner Eskorte, ein Mann mit silbergrauem Kurzhaar. »Ziehen Sie sich um, duschen Sie, ruhen Sie ein wenig.«
Drax betrat einen runden Raum, eine Art Foyer. Drei offene Türen führten zu weiteren Räumen. Einer sah aus wie ein Bad.
Eine Suite? Hinter ihm schloss sich das Portal.
Unschlüssig ging Matt zu dem Raum, den er für das Bad hielt. Er lehnte gegen den Türrahmen und atmete schwer.
Tatsächlich: Ein kupferfarbenes Becken hing an der Wand, muschelförmig. Am Boden ein Bassin gleicher Farbe, großzügig und ebenfalls muschelförmig.
»Sind Sie endlich da?«, rief eine Frauenstimme aus einem der anderen beiden Räume. Matt wandte sich dessen Eingang zu und sah hinein. Eine Frau von graziler Gestalt und mit weißblondem, gerade einmal nackenlangen Haar ordnete irgendwelche Wäsche in einen Schrank. Sie drehte sich um.
»Hallo.« Mit dem Kopf wies sie zum Bett, wo säuberlich gefaltet und gestapelt ein paar Kleider lagen. »Für Sie. Baden Sie zuvor, wenn Sie wollen.«
Die Frau, nur wenig größer als er selbst, mochte Anfang dreißig sein. Ihre leicht schräg stehenden Augen erinnerten Matt an Mayas Mandelaugen, allerdings waren sie bernsteinfarben. Ihr Gesicht, das mit den Pigmentstreifen irgendwie katzenhaft wirkte, war von jener Art Schönheit, die Matt seit jeher kalt ließ: glatt, weich und ebenmäßig. Ein wenig erinnerte sie ihn an einen Puppentyp, der in den siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts Triumphe auf dem Markt feierte und leider erst dank des Kometen wieder von selbigem verschwand. Allerdings standen ihre weißen Haare störrisch und wild nach allen Seiten ab. Das wiederum verwischte den Eindruck von Plastik und Künstlichkeit; dies und die großen wachen Augen.
»Wer sind Sie?«, fragte Matt.
Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß, bevor sie antwortete.
»Chandra Tsuyoshi. Ich bin vorübergehend Ihre Ansprechpartnerin.«
***
»… wurde in dem Kometenkrater kurzzeitig erhebliche Radioaktivität gemessen, vor allem Neutronenund Gammastrahlung.« Maya Joy Tsuyoshi beschränkte sich auf das Wesentliche. Die Mitglieder des Rates hingen an ihren Lippen oder betrachteten ungläubig die Aufnahmen im 3D-Feld. »Schätzungsweise sind einige hundert Nuklearbomben auf der Erde detoniert…« Ein Raunen ging durch die Runde.
»Der dadurch freigesetzte Elektromagnetische Impuls war ungewöhnlich stark und ließ sämtliches technische Gerät auf der Erde, das auf elektronischer Basis funktionierte, ausfallen.«
Maya wies auf die Diagramme und Tabellen im Hologramm.
»Unsere Messungen bestätigten auch diesen Teil von Commander Drax’ Aussagen.« Das 3D-Feld flimmerte in der Mitte der Tafelrunde. »Auch seine Behauptung, dass der EMP weiterhin ausgestrahlt würde, hat sich als richtig, wenngleich physikalisch völlig unmöglich erwiesen. Dass außerirdische Intelligenzen die Bomben gezündet hätten, ließ sich natürlich nicht belegen. Ausgeschlossen, die PHOBOS auf der Erde zu landen. Vom EMP
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