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155 - Reiseziel: Mars

155 - Reiseziel: Mars

Titel: 155 - Reiseziel: Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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einmal abgesehen – dort unten hätte uns ein Inferno erwartet.«
    Die Darstellung im 3D-Feld wechselte. »Hier sind einige Aufnahmen, die wir beim Vorbeiflug an der Erde machen konnten«, fuhr Maya Joy fort. »Beachten Sie bitte die vielen Rauchpilze und Brandherde auf der Oberfläche. Wir müssen leider von einer großen Anzahl Erdbeben und Vulkanausbrüchen in Folge der Nuklearexplosionen ausgehen. Eine vollständige Bilddokumentation finden Sie in der Dateiversion meines Berichts.«
    Im Bildkubus sah man jetzt schwarze Rauchschwaden zwischen Wolkenfetzen, Rauchpilze über Meeren und Kontinenten, und zahllose ausgedehnte Brandherde. Die Räte schüttelten die Köpfe, schlugen die Hände vors Gesicht oder wurden einfach nur blass. Carter Loy Tsuyoshi, der Berater der Ratspräsidentin, beugte sich zu ihr hinüber und flüsterte ihr ins Ohr, während seine Schielaugen nicht von Maya lassen wollten.
    »Dieser Teil seiner Geschichte entspricht also den objektiv erhobenen Befunden, verehrte Damen und Herren Räte«, fuhr Maya fort. »Gestatten Sie mir die Frage in den Raum zu stellen, ob unter diesen Voraussetzungen nicht auch den anderen Darstellungen des Erdmannes eine gewisse Wahrhaftigkeit zukommen könnte.« Die Kommandantin der PHOBOS formulierte bewusst vorsichtig, dennoch beobachtete sie einige Sitzungsteilnehmer, die unruhig in ihren Sesseln hin und her rutschten. »Nach meinem persönlichen Eindruck ist Commander Drax ein durchaus vertrauenswürdiger, wenn nicht gar ernst zu nehmender Mann.«
    Wieder kam eine gewisse Unruhe auf. Die Ratspräsidentin schlug sogar mit der flachen Hand auf den Konferenztisch.
    »Beherrschen Sie sich, Dame Maya Joy! Ihre Aufgabe ist es Fakten zu berichten, und nicht Fakten zu interpretieren!«
    »Das sehe ich anders.« Nicht einen Wimperschlag lang wich Maya dem Blick ihrer Cousine aus. »Möglicherweise sind Sie mit den Herausforderungen und Risiken einer interplanetaren Expedition nicht genügend vertraut, Dame Ratspräsidentin.«
    Scharf und eiskalt setzte sie Wort für Wort. Das half, die Wut im Bauch zu bändigen. »Ein solches Kommando erfordert es, unablässig Entscheidungen zu treffen, Entscheidungen, die Tod oder Leben bedeuten können. Grundlage solcher Entscheidungsfähigkeit wiederum ist die Fähigkeit, Fakten so scharf wie möglich analysieren und so realistisch wie möglich interpretieren zu können.«
    Zustimmendes Nicken und Tuscheln von allen Seiten.
    Cansu Alison Tsuyoshi aber ballte die Fäuste. Ihre Lippen schwiegen, ihre Augen sagten: Widersprich mir nicht. Zum tausendsten Mal fragte sich Maya Joy, wo die Wurzeln der Abneigung zwischen ihr und ihrer jüngeren Cousine liegen mochten. Vielleicht in der bloßen Möglichkeit, sie hätte die Nachfolge ihrer Mutter im Amt der Präsidentin angetreten, wenn das All nicht mit solch unwiderstehlicher Kraft nach ihr gerufen hätte.
    »Und wo war diese Ihre angebliche Fähigkeit, als Sie zustimmten, die Daten des fremden Speicherkristalls auf den Primärrechner zu laden?« Die Ratspräsidentin hatte ihre Sprache wieder gefunden. »Diese Entscheidung hat drei Besatzungsmitgliedern das Leben gekostet.« Aus schmalen Augen belauerte Cansu Alison Tsuyoshi die Kommandantin.
    »Ein schwerwiegender Fehler, verehrte Ratsmitglieder.«
    Maya Joy wandte sich ans Plenum, und sie tat gut daran. »Die Entscheidung war falsch, ohne Zweifel. Mir lagen einfach nicht genügend Informationen vor, um ihre Tragweite einschätzen zu können. Aber nur wer keine Entscheidungen trifft, vermeidet Fehler.« Jetzt erst sah sie Cansu Alison wieder ins Gesicht.
    »Und macht zugleich den größten Fehler.« Einige Räte nickten zustimmend.
    »Gut gebrüllt, Löwin!«, raunte Fedor Lux ihr von rechts zu.
    Der Berater und Städtebauer hatte nicht nur irdische Architektur, sondern auch alte Sprachen und irdische Zoologie studiert. Wobei sämtliche verfügbaren Lernstoffe aus den Lexika und Datenbanken der BRADBURY und den Erkenntnissen der Mondbesatzung stammten.
    »Wohl wahr«, sagte die alt gewordene Merú Viveca Saintdemar so laut, dass auch die Präsidentin es hören konnte.
    Sie trug einen anthrazitfarbenen Anzug und einen kleinen roten Hut mit einer schwarzen Feder daran. Obwohl ihre Gattin nun schon einige Jahre tot war, trauerte sie noch immer um sie.
    »Bedenken Sie bitte, wo wir den Speicherkristall fanden, verehrte Damen und Herren Räte.« Zum ersten Mal ergriff Leto Angelis das Wort. »Im persönlichen Besitz einer Urahnin des Hauses

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