1552 - Erzfeind der Hölle
fuhren auf den Brandherd zu, der nicht nur von Sarrazin beobachtet wurde. In seiner näheren Umgebung hatten sich zahlreiche Gaffer eingefunden, die auf die Flammen starrten. Niemand machte auch nur den Versuch, den Menschen im Haus zu helfen.
Sarrazin hörte ihre Kommentare.
»Da kommt keiner mehr lebend raus!«
»Falls sie zu Hause sind.«
Sarrazin konnte nicht an sich halten und lachte leise.
Natürlich sind sie im Haus, ihr Idioten, dachte er. Ich selbst habe dafür gesorgt, und sie haben tatsächlich keine Chance. Ich habe ihnen das Feuer schon vorher geschickt. So müssen sie nicht erst warten, bis sie in der Hölle sind.
In wilder Freude rieb er sich die Hände, und als der erste rote Wagen in die Straße einbog, drehte er sich um und ging.
Sarrazin war sehr zufrieden…
***
Wir fuhren über die Brücke. Niemand sprach ein Wort. Unter uns lag das Wasser des Reservoirs wie ein matter Spiegel, auf dem sich der Glanz der Sonne verteilte.
Unser Gast hatte bisher kein Wort mehr gesprochen, aber er wirkte erleichtert. Ich sah es im Innenspiegel. Er saß auf dem Rücksitz und hatte sich entspannt.
Sein blondes Haar wuchs strubbelig auf seinem Kopf. Zwei Ringe funkelten in den Ohren und zwei kleinere steckten auch an den Seiten der Nasenlöcher. Vom Gesicht her schätzte ich ihn auf kurz vor dreißig.
Ein Bartschatten zeichnete sich auf den Wangen ab, und der Mund wirkte fleischig.
Bekleidet war er mit einer braunen Lederjacke. Darunter trug er einen schwarzen dünnen Pullover mit dem hellen Aufdruck »Love is everywhere«, Liebe ist überall. Wir hatten leider erlebt, dass dies nicht stimmte.
Seinen Namen wussten wir noch immer nicht, aber den würde er uns bestimmt noch sagen.
Ich versuchte die Atmosphäre aufzulockern. »Sollen wir irgendwo anhalten und etwas trinken?«
»Halten schon, aber nichts trinken. Nicht in dieser Gegend, bitte.«
»Okay.«
Es wurde wieder stiller. In der Ferne hörte ich die Sirenen von Feuerwehrwagen. Das war in London ein fast normales Geräusch, doch ich sah, dass unser Fahrgast zusammenschreckte.
»Haben Sie etwas?«
»Nein, nein.«
Ich ließ nicht locker. »Die Sirenen?«
»Es ist schon gut.«
Er hatte die Antwort mit einer scharfen Stimme gegeben, und ich wusste, dass er nicht die Wahrheit gesagt hatte.
Suko hatte sich an der Unterhaltung nicht beteiligt. Er hielt Ausschau nach einem Platz, an dem wir parken konnten, und den hatte er bald gefunden.
An der linken Seite gab es ein leeres Grundstück, auf dem das winterliche Unkraut wuchs. Ein Schild wies darauf hin, dass hier demnächst gebaut wurde.
Suko fuhr auf den leeren Gehsteig und stellte den Motor ab. Vor uns führte die Straße auf eine Kreuzung zu. Es herrschte kaum Verkehr. Hier hatten wir unsere Ruhe.
Ich schnallte mich ebenso los wie Suko. Beide drehten wir uns um und schauten unserem Gast, der in der Mitte der Rückbank saß, ins Gesicht.
»Dürfen wir Ihren Namen erfahren?«, fragte Suko.
»Ja, natürlich. Ich heiße Tom Pisulski.«
»Pole?«
»Ja.«
»Und?«
»Ich lebe schon lange in London«, sagte er. »So lange, dass Sie beide mir ein Begriff sind.«
»He, das überrascht uns«, sagte ich.
»Kann ich mir denken. Aber Sie stehen auf einer Seite, die ich mag.«
»Dann sind schon mal die Grenzen abgesteckt.« Suko lächelte. »Und dass Sie mit uns reden wollen, hängt bestimmt mit der Leiche zusammen, die auf dem Spielplatz liegt.«
»Ja, ich habe sie gefunden, und ich habe auch anonym die Polizei alarmiert. Ich war der jungen Frau auf der Spur, aber leider bin ich zu spät gekommen.«
Er regte sich schon wieder auf. Seine Hände bewegten sich hektisch.
Ich wollte den Stress von ihm nehmen und sagte: »Bitte, Tom, alles der Reihe nach.«
»Gut.«
»Sie kennen oder kannten also die Tote.«
Er nickte. »Ja, ich kenne sie sogar recht gut…«
»Und sie heißt?«, fragte ich.
»Ellen Lissek.«
»Ist sie auch eine Polin?«
»Ja, wenn Sie so wollen. In diesem Gebiet wohnen viele meiner Landsleute. Deshalb wollte ich auch nicht, dass wir in ein Lokal gehen. Ich möchte niemanden misstrauisch machen.«
»Das hört sich seltsam an«, meinte Suko, »und es ist kein Kompliment für uns.«
»Das dürfen Sie nicht so sehen.«
»Wie dann?«
Er verzog die Lippen. »So einige von uns haben eben schlechte Erfahrungen mit der Polizei gemacht.«
»Und Sie selbst?«
Tom Pisulski senkte seinen Blick, und es dauerte ein paar Sekunden, bevor er wieder zu reden begann.
»Hier leben viele
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