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1552 - Tolots Terror

Titel: 1552 - Tolots Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Attribut schon auf den ersten Blick verdiente, so war er es.
    Shaenor trat durch eine Schleuse in den eigentlichen Kuppelbereich. „Ich grüße euch", sprach er leise. Sein Mund zeigte ein gewinnendes Lächeln, und seine Laune schien trotz einer gewissen Ernsthaftigkeit hervorragend. „Ich erkenne euch beide wieder. Kogano Mint, nicht wahr? Und Prina Mauenhaudi."
    Sie erwiderte das Lächeln mit Mühe. „Das ist richtig, Aramus. Wir haben geglaubt, daß wir uns erst vorstellen müßten."
    Shaenor lachte. „Ihr schätzt euch falsch ein. Aber das ist ein Problem, mit dem wir alle kämpfen, ich selbst keineswegs ausgenommen.
    In welcher Beziehung stehen wir zur Umwelt? Wie stellt sich die Umwelt zu uns? Indem wir relativieren, lernen wir, mit Überraschungen umzugehen. Bis Überraschungen zur Alltäglichkeit werden. „ Mit einer Hand strich er sorgfältig die Strähnen seiner Flammenfrisur nach oben. „Vielleicht muß man lernen, sich der Ungewißheit hinzugeben, sie geradezu als Normzustand zu kultivieren. Dann erst ist der Geist frei. Nur auf diese Weise werden wir fähig, die Entscheidungen so zu treffen, daß es unsere besten Entscheidungen sind."
    Das war eine lange Rede. Womöglich eine Mahnung, dachte sie, und sie fand auf Anhieb mehrere Stellen darin, die präzise auf ihre eigene Lage zutrafen. Es war, als begreife Aramus Shaenor ihre Person als eine einzige Frage, die er zu beantworten hatte. Gewiß, er las die Zeichen. Für diesen Friedensstifter war Prina Mauenhaudi ein offenes Buch.
    Sie fühlte geradezu die Spannung aus ihren Gliedern weichen. Sekunde für Sekunde. Nur ihr Anliegen verhinderte, daß sie sich auf Anhieb in seiner Gegenwart wohl und geborgen fühlte. „Ich würde gern die Stadt sehen", sagte Shaenor.
    Prina schrak auf. „Oh, gewiß. Da vorn steht unser Ciffton."
    Während Kogano Mint den Gast mit belangloser Plauderei unterhielt, steuerte sie das Gefährt langsam durch die Straßen. Es war kurz nach Mittag. Um diese Zeit herrschte viel Verkehr. Aber kaum einmal merkte einer der Passanten auf, denn niemand wußte von der Anwesenheit eines Friedensstifters auf Sagno Ciff.
    Sie passierten den Park der Lebenssträucher, anschließend die neuerbaute Schaltzentrale der Stadt. Irgendwann dirigierte Shaenor sie sogar an Prinas Haus vorbei. Ausgerechnet in diesem Augenblick trat Baron Singhai heraus - und sie konnte förmlich sehen, wie sich der Blick des Friedensstifters an Barons schwarzgefärbtem Haar festfraß.
    Der peinliche Moment ging vorüber.
    Statt irgendwelcher Bemerkungen ließ sich Shaenor die Randbezirke vorführen. Hier standen besonders viele neue Häuser, und darunter befand sich manches Juwel mit wundervollem Garten. „Es hat sich viel getan", bemerkte Shaenor anerkennend. „Als ich die Stadt verließ, war sie um ein Drittel kleiner, nicht wahr?"
    „Ja", meinte Prina. „Wir haben seitdem mehrere Kuppeln hinzugebaut.
    Sagno Ciff wird immer beliebter für die Leute auf Lingora."
    Ein paar Minuten vergingen. Dann meinte Shaenor plötzlich: „Ich bin sicher, daß das Wachstum von Sagno Ciff hiermit beendet ist."
    Prina und Kogano Mint schauten gleichzeitig auf, beide schokkiert, beide ein paar Sekunden lang sprachlos vor Staunen. „Beendet?" fragte die Linguidin. „Wie meinst du das? Wie kommst du darauf?"
    Doch schon die nächsten Worte des Friedensstifters verwandelten ihre aufkeimende Erregung in verständiges Lauschen. „Es ist ganz einfach: Die Anziehungskraft, die Sagno Ciff sowohl für eine Anzahl von ständigen Bewohnern als auch für die Gäste von Lingora besitzt, ruht auf einem fragilen Gleichgewicht. Bleiben die Gäste aus, fühlen sich die ständigen Bewohner der Stadt nutzlos.
    Hier oben ist ja keine Landwirtschaft möglich. Und werden es zu viele Gäste, werden sich die Bewohner langsam aber sicher von Pflichten erdrückt fühlen. Außerdem wird Sagno Ciff mit steigender Fläche einer Stadt auf Lingora immer ähnlicher. Wer sollte also noch herkommen wollen? Das meine ich mit Gleichgewicht."
    Prina dachte nur wenige Momente darüber nach, dann lag der Zusammenhang offen und so einfach begreiflich vor ihr, daß sie sich wunderte. Weshalb war sie nicht selbst darauf gekommen? Brauchte es dazu wirklich Aramus Shaenor? „Und wir hatten bereits die nächste Erweiterung geplant", gab Kogano Mint kleinlaut zu. Einen solchen Tonfall erlebte man selten an ihm. „Was meinst du, Prina?" .„Aramus hat recht. Vielleicht beschäftigen wir uns zu viel mit den Planungen

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