1552 - Tolots Terror
paarmal sogar verlacht. Als die Nachricht vom Amoklauf des Haluters eintraf, brach sie dennoch nicht in Jubel aus. Sie hatte keinen Grund dazu, denn der Fremde nahm mit seinem Raumschiff geradewegs Kurs auf Sagno Ciff.
Auf dem Orterschirm verfolgten sie die wahnwitzigen Beschleunigungswerte der HALUTA. „Kogano", sagte sie mit ausdrucksloser Stimme, „besorge sämtliche Daten zum Thema Drangwäsche, die du auftreiben kannst. Vergiß auch die alten Speicher nicht."
„Und du? Wartest du hier?"
„Nein. Ich nehme Kontakt mit Aramus Shaenors Schülern auf."
„Warum nicht mit dem Meister selbst?"
„Weil nicht einmal wir wissen, wo er sich aufhält, deshalb."
Ein Schauer der Angst lief ihr über den Rücken. Prina Mauenhaudi verfolgte mit zusammengebissenen Zähnen das Bremsmanöver, das den Haluter direkt in Richtung ihrer Kuppelstadt führte.
*
Honn war ein alter Mann mit gebeugtem Rücken. Er hatte sich den Großteil seiner Behaarung so kurz geschnitten, daß er wie die Karikatur eines Linguiden wirkte. Die Reste waren schwach getönt, auf schlohweißem Untergrund in grüner und brauner Farbe.
Seine Nähe trug nicht unbedingt dazu bei, Prinas Laune aufzuhellen.
Vor allem erschwerte es ihre Anstrengungen, sich der allgemeinen Panik zu entziehen. Draußen rannten die Erholungsuchenden kopflos umher. Selbst die Roboter hatten alle Hände voll zu tun; in maschineller Hektik schwebten sie durch ganz Sagno Ciff und besserten Schäden aus. „Warum, bei allen Friedensstiftern Lingoras, habe ich meinen Job nicht längst an jemand anders weitergegeben? Kann mir das mal jemand sagen?"
„Das interessiert jetzt niemanden", sagte Honn. „Kümmere dich lieber um den Fremden, der gerade landen will."
„Ach ja, dieser Reginald Bull."
Statt des Terraners hätten lieber Shaenors Schüler kommen sollen, dachte sie. Die aber hatten ihre Entscheidung noch nicht getroffen - einmischen wollten sie sich erst, wenn alles andere versagt hatte. Das jedenfalls war Prinas Eindruck. Sie hatte Mühe gehabt, am Hyperkom ihren Zorn nicht offen hinauszuschreien. „He, Baron! Wo bist du?"
Sie drehte sich und sah ihren Adoptivsohn gemeinsam mit Kogano Mint die Schirme beobachten. Weiter hinten standen noch der besonnene Vela Konti und ein paar andere. „Ja, Prina?"
„Ich möchte, daß du den Terraner abholst. Bitte führe ihn hierher.
Und lauf nicht dem Haluter in die Arme."
Baron Singhai machte sich ohne Diskussion auf den Weg. „So, Prina Mauenhaudi", sagte Honn. „Und jetzt möchte ich hören, was der Haluter mit dir und Kogano gemacht hat."
„Ganz einfach." Zornig wandte sie sich um, sah wieder den Schlichter an und ballte hilflos die Fäuste. Sie schämte sich für ihre Wut, konnte aber nicht dagegen an. „Er schlug einfach mit bloßen Händen die Tür zur Schaltzentrale ein. Dann hat er mich und Kogano hinausgeworfen."
„Und ihr seid gegangen?"
Fast hätte sie sarkastisch aufgelacht. „Nein, gegangen ist nicht das richtige Wort."
„Hinausgerannt sind wir", ergänzte Kogano Mint. „Ein Riese im roten Schutzanzug, der mit bloßen Händen Stahltüren eindrückt. Ich hätte den sehen mögen, der keine Angst bekommen hätte."
„Demnach", schloß Honn, „befindet sich Sagno Ciff in seiner Hand. Aber was will er mit der Zentrale? Ich denke, er ist auf Gewalt aus?"
„Wer von uns ist denn der Schlichter?" fragte Prina sarkastisch. „Du müßtest doch die Antwort kennen!"
Honn würdigte sie keines Blickes.
Gerade wollte sich Prina setzen - da mischte sich ein sonderbarer, fürchterlicher Gestank in die Luft. War etwas nicht in Ordnung mit dieser alten Schaltzentrale, die heutzutage nur als Notbehelf diente?
Sie begriffen bald, daß die Ursache woanders lag. Der Haluter! Der Fremde ließ Methan und Ammoniak in die künstliche Atmosphäre blasen.
Ihre Reaktion kam so spontan wie unüberlegt. Prina nahm mit dem Haluter Verbindung auf. Sie versuchte ihr Bestes, ihn von seinem Tun abzubringen, erntete aber nur einen neuen Ausbruch von Gewalt.
Sämtliche Lautsprecher und Mikrophone der neuen Schaltzentrale wurden zerstört.
Sie war froh, daß sie den Ausbruch nur von hier aus miterlebte.
Kurz darauf begann die Manipulation der Schwerkraft. Zuerst fühlte sie sich nur seltsam schwer, wie nach einer Nacht ohne Schlaf.
Dann wurde es schlimmer. Prina lag bald mit den anderen schnaufend auf dem Boden; ihr schien es, als laste das doppelte Gewicht auf ihrem Leib. Zum Glück waren hier oben kaum kranke
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