1552 - Tolots Terror
furchtbarer Schock.
Honn hat Schlimmes, durchgemacht. Er wird nie wieder das Selbstbewußtsein haben, das er braucht. Er kann der Gabe nicht mehr vertrauen.
Sie hat ihn einmal enttäuscht, sie könnte es wieder tun. Und dann womöglich für immer."
Die Frau spürte, daß in seinen Worten nicht mehr der geringste Überredungswille gelegen hatte - und nur deshalb öffnete sie sich den Argumenten. Endlich sah sie klar. Doch zu begreifen, daß Honn keine Schuld traf, daß er sich schon gar nicht unangemessener Sturheit schuldig gemacht hatte, half kein bißchen.
Noch immer war da ihr großer Traum. „Verstehst du jetzt?" fragte Shaenor sanft. „Was denkst du?"
„Ja, ich verstehe."
Prina Mauenhaudi senkte den Kopf.
*
Baron ließ sich zu Hause immer seltener sehen. Und wenn, dann saß er vor dem Lehrer und hatte sich in Datenkolonnen oder soziologischen Abhandlungen vergraben. Irgendwann bat er Prina, ihm Kontakt zu den Zentralrechnern Lingoras herzustellen, und sie entsprach seinem Wunsch.
Er zeigte ein beinahe manisches Interesse an galaktopolitischen Entwicklungen. Baron war stets auf dem neuesten Stand. Mit besonderem Interesse verfolgte er die Rückkehr der Superintelligenz ES - soweit denn zu diesem Thema Daten verfügbar wurden. Die ersten Zusammentreffen mit Arkoniden, Maahks, Terranern, dann die neuesten Aktivitäten der Friedensstifter.
Sie interessierte sich höchstens am Rande dafür.
Erst im Jahr 1172 NGZ wurde der Linguidin bewußt, wie wenig ihre kleinlichen Probleme wirklich wert waren. Im Teshaar-System lebten sie letzten Endes in völliger Sorglosigkeit. Jedenfalls war es bis zum Eintreffen der Fremden so gewesen, doch sie begriff rasch, daß es damit von jetzt an vorbei war.
Die ersten Ereignisse verfolgte sie gemeinsam mit Kogano Mint aus der Schaltzentrale. Erstmals waren Schiffe des Galaktikums bis ins Teshaar-System vorgedrungen. Prina sah das mit viel Unbehagen, denn in den letzten Jahrhunderten ihrer Geschichte hatten die Linguiden streng darauf geachtet, für sich zu bleiben.
Sie waren freundlich zu jedermann. Aber gleichzeitig achteten sie darauf, daß immer eine gewisse Distanz bestehen blieb.
Auf Lingora und Sagno Ciff waren genügend Daten über das Galaktikum zugänglich. Und Prina erkannte an, daß die Völker der Milchstraße damit etwas geschaffen hatten, was für ihre Verhältnisse großartig war. Das Galaktikum vereinte relativen Frieden und das Streben nach Verbesserung. Etwas Besseres hatte es für die meisten Völker seit Zehntausenden von Jahren nicht mehr gegeben.
Trotzdem sah sie die Schwächen ganz genau. Jene Form von Freiheit, die die Linguiden brauchten, bot das Galaktikum ihnen nicht.
Das beste war es immer noch, sich von den Friedensstiftern nach außen vertreten zu lassen. Wenn die Fremden jetzt allerdings schon aus eigenem Antrieb ins Teshaar-System kamen, war das vielleicht nicht mehr möglich. Den Linguiden wurde die Kontrolle aus der Hand genommen. „Du machst dir zu viele Sorgen", kritisierte Kogano Mint. „Aber so bist du ja immer."
„Ich habe ein schlechtes Gefühl", gestand sie ein. „Etwas in mir sträubt sich jedesmal, wenn diese ungewohnten Namen fallen."
„Völlig zu Unrecht. Was sollen die zwei Schiffe anrichten? Das sind schließlich keine Kriegsraumer, im Gegenteil. Die Besatzungen sind friedlich."
„Wer weiß."
Die CIMARRON und die HALUTA - sie merkte sich die Namen und verfolgte tagelang jede einzelne Nachricht, die mit den Stichworten zusammenhing.
Nur Baron Singhai nahm Prinas Bedenken ernst, er bestärkte sie sogar. „Ich habe sehr viel über die Galaktiker gelernt. Man weiß nie, was ihnen als nächstes einfällt. Die Grenzen ihrer Ethik sind anders gesetzt als die der Linguiden."
„Zum Beispiel?"
Baron strich sich nachdenklich durch die schwarzgefärbten Gesichtshaare. In. den letzten Jahren war aus ihm ein in sich gekehrter, finsterer Mann geworden; einer, der nur für seine Studien lebte. „Ihre Neugierde ist unglaublich. Wußtest du, daß sie auf Lingora regelrecht forschen! Sie stellen Ausgrabungen an, versuchen die Geschichte unseres Volkes aufzuklären."
„Wozu?"
„Ich weiß es nicht. Aber ich bin sicher, daß es nicht ohne einen sehr guten Grund geschieht. Du weißt, daß ich in der Hinsicht selbst nicht ohne Ehrgeiz bin. Vor allem gönne ich keinem Fremden, mehr über uns zu wissen als ich."
All das war zu diffus, um irgendwelche Maßnahmen ihrerseits zu rechtfertigen. Prinas Ängste wurden ein
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