1554 - Der Zombie-Mönch
Ich habe alles gespürt. Ich war nicht mehr ich, und dann griffen die anderen Mächte zu. Sie drangen in mich ein, sie umklammerten mein Herz und sie rissen es mir aus dem Leib. Ja, der Teufel hat mir das Herz geraubt und es als Pfand behalten. So ist es gewesen.«
»Dann warst du tot - oder?«
»Ja, ich bin gestorben. Aber in der Hölle kann man nicht sterben, sagte man mir. Ich weiß nicht, was ich genau gesehen habe. Es war immer so dunkel. Ich weiß nur, dass etwas mit mir geschehen ist. Ich hörte keinen Herzschlag mehr in meiner Brust, aber ich war am Leben. Ja, ich lebte noch.«
»Und dann?«
»Schickte mich der Teufel zurück. Er brauchte mich nicht. Ich sollte eigentlich wieder in meine Welt gelangen. Ich hatte kein Herz mehr. Ich war eigentlich tot, aber ich lebte trotzdem. Ja, und ich musste nicht mehr in der Hölle bleiben. Man hat mich wieder zurückgeschickt in mein altes Leben. Ich durfte weiterhin daran teilhaben. Und jetzt bin ich wieder da.«
»Ja, das sehe ich. Und du wirst auch bleiben.« Die Stimme war noch mal aus dem Off zu hören gewesen. Danach nichts mehr.
Dafür flimmerte es auf dem Schirm, und wenig später war nichts mehr zu sehen.
Wir hörten den Abt lachen, bevor er fragte: »Na, ist das nicht unglaublich gewesen? Habe ich den Spagat zwischen Himmel und Hölle, zwischen Tod und Leben, nicht perfekt geschafft? Sagen Sie selbst, es ist einmalig, was ich hier…«
»Schon gut«, sagte ich, »wir haben es selbst gesehen. Wir wissen jetzt, wie ein Zombie-Mönch entsteht. Aber wir wissen immer noch nicht, woher diese flammenden Totenköpfe stammen.«
»Sie sind eigentlich nicht wichtig. Man kann sie als eine Begleiterscheinung ansehen.«
»Entstammen sie auch der Hölle?«
Der Abt hob die Schultern. »Ich glaube schon. Sie achteten auf ihn. Sie müssen von Menschen stammen, die den Weg in die Hölle gefunden haben. Aber ihre Körper liegen schon lange in den Gräbern. Böse Menschen, die sich der Hölle verschrieben haben. Sie sollten den Mönch immer daran erinnern, wem er sein neues Leben zu verdanken hat. Aber entscheidend sind sie nicht, das ist nur Germaine, der wieder dorthin zurückgekehrt ist, woher er kam.«
»Und genau das haben Sie so gewollt«, stellte ich fest.
»Sehr richtig, Mr. Sinclair. Ich habe etwas geschafft, was keinem vor mir in dieser speziellen Form gelungen ist. Es war einfach wundervoll. Ich kann nur sagen, dass ich vor mir selbst den Hut ziehe.« Er lachte hart auf. »Jetzt habe ich einen Diener, der all das mit Freuden ausführt, was ich ihm befehle.«
»Die Morde!«
Basilius schaute mir ins Gesicht und nickte.
»Halten wir uns auch weiterhin lieber an das Wort Bestrafung. Diejenigen, die mir untreu wurden und sich den alten Gesetzen entzogen, die mussten bestraft werden. Sie hatten es nicht anders verdient. Ich bin kein Freund der Hölle, ich bediene mich ihrer nur, um meine Ziele zu erreichen. Das ist für mich völlig legitim.«
»Sie werden verstehen, dass wir das anders sehen.«
»Sicher, das begreife ich. Aber jeder geht seinen Weg. Ich will in diesem Kloster eine Kaderschmiede errichten. Ich will meinen anderen Mönchen erklären, dass es die Hölle gibt und auch den Satan. Es ist so vieles in Vergessenheit geraten, die Menschen gehorchen nicht mehr den alten Gesetzen, sie übertreten sie. Sie brechen Gelübde, und dafür sitzt hier das beste Beispiel.« Er hob den Arm und wies auf David Hume, der die ganze Zeit über geschwiegen hatte.
Dennoch war die Aufzeichnung des Zombie-Mönchs nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Er saß wie angenagelt auf seinem Platz. Sein Mund stand halb offen. Er atmete, aber es war kaum zu hören, und in seinem Gesicht stand ein Ausdruck, der leicht zu deuten war.
Das darf doch alles nicht wahr sein!
Basilius sprach ihn an.
»Na, hast du gut aufgepasst, David? Hast du deinen Bestrafer gesehen? Er wird dich holen. Du kannst ihm nicht entkommen. Du hast gefehlt, du hast…«
»Jaaaa!« Es war ein schriller Schrei, den David ausstieß. »Ja, ich habe gefehlt in deinen Augen. Ich war nicht so stark. Ich habe das Klosterleben in der Freiheit nicht so weitergeführt. Ich habe mich gehen lassen, ich bin zu einem echten Menschen geworden und war keine Maschine mehr. Und ich gebe zu, dass ich mich nicht immer richtig verhalten habe. Ich habe mein Gelübde gebrochen und Menschen ausgenutzt, statt ihnen das Evangelium zu bringen. So und nicht anders ist es gewesen. Ich wollte mir mein Leben nur verschönern.«
Er
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