1554 - Der Zombie-Mönch
hatte schnell und hastig gesprochen und sich bei seinen letzten Worten noch verschluckt. Jetzt starrte er den Abt an, der aufrecht in seinem Sessel hockte, als hätte er einen Ladestock verschluckt.
»Ich kann und will deine Erklärungen nicht akzeptieren, David. Das habe ich bei keinem getan. Ich habe euch allen gesagt, dass ihr euch unseren Regeln und Gesetzen zu unterwerfen habt. Die meisten haben den Schwur gehalten, aber es sind leider auch welche aus dem Rahmen gefallen, und da musste Germaine eingreifen.«
»Ich hasse ihn!« Der Mönch spie aus, was den Abt nur mokant lächeln ließ.
Ich hatte genug gehört und Suko auch. Das sah ich an seinem kurzen Nicken.
So übernahm ich wieder das Wort und sprach den Abt an.
»Sie können sagen, was Sie wollen. Sie können auch Erklärungen in Ihrem Sinne abgeben. Ich jedoch sage Ihnen, dass sie nicht für mich und auch nicht für das irdische Gesetz gelten, und deshalb sehen wir uns gezwungen, etwas zu unternehmen.«
»Das ist mir klar. Sie wollen Germaine, der für Sie nichts anderes als ein Mörder ist.«
»Genau das.«
»Das werde ich nicht zulassen.«
»Wo ist er?«
Basilius sagte nichts.
»Wo haben Sie ihn versteckt?«
»Hören Sie zu, Geisterjäger. Sie werden von mir nichts erfahren, verstehen Sie? Gar nichts. Ich bin Ihnen ein ebenbürtiger Gegner. Sie haben es hier weder mit einem Dämon noch mit einem Magier zu tun. Ich bin nur ein Mensch, der versucht hat, eigene Wege zu gehen. Alte Verkrustungen aufzureißen, und das ist mir gelungen. Wir sind keine Feinde, und das kann ich Ihnen auch beweisen. Nehmen Sie Ihr Kreuz. Geben Sie es mir. Sie werden erleben, dass ich es normal berühren kann, ohne dass es mich verletzt oder tötet. Hier ist alles anders, Geisterjäger. Ihre Gesetze stimmen nicht mehr. Jemand, der aus der Hölle zurückgekehrt ist, kann sich in einer Umgebung bewegen, die für ihn eigentlich nicht geschaffen ist. Germaine macht das nichts aus. Ich könnte ihn hierher kommen lassen.«
»Und er würde mein Kreuz an sich nehmen und es womöglich sogar küssen? Oder sehe ich das falsch?«
Er rieb seine Hände. »Es wäre wirklich ein interessantes Experiment, Mr. Sinclair, aber es muss Grenzen geben. Und die habe ich eben gezogen.«
»Dann können wir ja zur Sache kommen.«
»Bitte.«
»Sie wissen«, sagte ich, »dass wir hier sind, um einen Mörder zu holen. Ansonsten hätte uns nichts in diesem Kloster halten können.«
»Das denke ich.« Der Abt gönnte sich wieder ein Lachen. »Aber Sie haben noch jemanden zurückgebracht. Dafür sollte ich Ihnen sogar dankbar sein. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Lassen Sie es jetzt gut sein. Kümmern Sie sich nicht mehr um meine Angelegenheiten. Bis auf Davids Bestrafung habe ich meinen Vorsatz umgesetzt. Mein Experiment ist ebenfalls geglückt, und Sie werden nie mehr etwas von mir hören, falls nichts Ungewöhnliches geschieht. Im Prinzip haben wir die gleichen Ziele. Sie verteidigen die hehren Werte ebenso wie ich. Wir wissen voneinander, und damit sollten wir es gut sein lassen. Ich weiß, dass Ihre Kollegen einen Mörder suchen, aber ich denke nicht, dass sie ihn finden werden. Er lebt hier. Er bleibt hier, und Sie haben erfahren, dass es tatsächlich etwas gibt, das Himmel und Hölle zusammenhalten kann.«
Ich hatte mich konzentriert und jedes Wort gehört und dabei auch begriffen, dass dieser Mensch nicht in mein Lebensraster passte. Was er von sich gab, konnte ich beim besten Willen nicht nachvollziehen, und auch Suko schüttelte den Kopf.
»Nein, Basilius, Sie wissen genau, dass Sie bei mir gegen eine Wand reden. Wir sind einfach zu verschieden, verstehen Sie? Ich kann Ihren Weg nicht gehen, und Sie den meinen auch nicht. Wir liegen nicht auf einer Wellenlänge. Sie haben einen Menschen zu Morden angestiftet, obwohl dieser Mensch ein Zombie ist, den ich so auch noch nicht erlebt habe. Ich bin Polizist und verpflichtet, Mörder festzunehmen, das wissen Sie genau. Und deshalb werden wir das Kloster hier ohne Germaine nicht verlassen.«
Der Abt lehnte sich entspannt zurück.
»Ich habe mir schon gedacht, dass Sie so reden würden, aber ich sage Ihnen, dass Sie diesen Ort ohne Germaine verlassen werden.«
Suko wurde allmählich ungeduldig, was bei ihm nicht oft vorkam.
»Wo steckt er?«
Der Abt lachte. »Sie erwarten auf diese Frage doch wirklich keine Antwort von mir?«
»Dann werden wir ihn suchen.«
»Wie schön. Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«
»Den brauchen wir
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