1555 - Saladins grausamer Klon
Magen gebildet hatte, wanderte hoch in Richtung Kehle, setzte sich dort fest, und ich bekam ihn auch durch ein Räuspern nicht weg.
Auf Glendas Lippen lag ein Lächeln, das alles versprach. Ich sah auch den Glanz in ihren Augen, der auf eine große Vorfreude hindeutete.
Sie streckte mir ihre Hände entgegen, doch etwas an mir schien sie zu stören, denn sie sagte mit leiser Stimme: »Willst du mich nicht haben?«
»Ahm - wie kommst du darauf?«
»Weil du da stehst wie ein Mensch aus Eisen, der eingerostet ist.«
»Nein, so ist das nicht. Ich denke mir, dass wir miteinander reden müssen.«
»Reden?«
»Ja.«
»Das können wir später. Wir sollten die Gelegenheit nutzen.« Und Glenda meinte, was sie sagte. Sie legte mir die Hände gegen die Brust, und ehe ich mich versah, hatte sie mich in einen Sessel gestoßen und saß auf meinem Schoß.
»Gefällt dir das?«
Klar, es gefiel mir. Nur nicht unter diesen Umständen, denn Glendas Verhalten kam mir nicht echt vor.
Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich ihre Lippen auf meinem Mund spürte und wenig später auch ihre Zunge, die in meinen Mund eindrang und dafür sorgte, dass der Kuss regelrecht entflammte. Sie drückte mich auch zurück, bis mein Kopf Kontakt mit der Lehne des Sessels hatte.
Glenda küsste mich nahezu gierig. Nicht, dass ich etwas dagegen gehabt hätte, doch mir wollte ihr Zustand nicht aus dem Kopf. Ich sah immer wieder die Szene vor mir, in der Glenda von Saladins Klon übernommen worden war und damit indirekt auch von Saladin.
Ich erwiderte den Kuss so gut wie nicht, und irgendwann musste Glenda eine Pause einlegen, um Luft zu holen. Als ich das merkte, schob ich sie leicht zurück.
Sie fiel zur Seite, und ich fing sie mit dem ausgestreckten Arm ab. Auf ihrem Gesicht lag ein Glanz, den Frauen haben, wenn sie sich wohl fühlen.
Das tat sie, obwohl in ihr der Klon steckte. Oder gerade deshalb. Hatte er bei ihr die Gefühle aufgeputscht, damit die Pläne des Hypnotiseurs in Erfüllung gingen? Mich durch eine von ihm ferngesteuerte Person unter Kontrolle zu bekommen?
Es war in diesem Fall alles möglich, denn ich traute einem Menschen wie Saladin jede Raffinesse zu.
Glenda strich über meinen Kopf. Sie presste sich dabei an mich. Ihr scharfer Atem strich über mein Gesicht, als sie flüsterte: »Ich denke, John, dass es uns hier im Sessel zu unbequem werden wird. Lass uns ins Bett gehen.«
Ich hatte die direkte Aufforderung nicht überhört. Normalerweise wäre ich dorthin geflogen, jetzt aber war alles anders. Und ich fühlte mich so hilflos. Ich wusste einfach nicht, was ich sagen oder wie ich reagieren sollte.
»Bitte, Glenda. Ich bin noch nicht müde und…«
»Ach, das meine ich nicht. Wir werden Spaß haben. Ich brauche mal wieder Sex, und du bestimmt auch.«
»Ja, aber…«
»Kein Aber mehr.« Sie rutschte von meinem Schoß und wollte mich hochziehen.
Ich machte mich so schwer wie möglich, sodass ihre Hand der meinen entglitt.
»Geh schon mal vor«, bat ich sie.
»Und du?«
Ich hob die Schultern an und lächelte. Dann sprach ich die Ausrede aus, die ich mir hatte einfallen lassen.
»Ich werde noch einen Schluck trinken und später nachkommen.«
»Das können wir auch im Schlafzimmer.«
»Bitte, Glenda, du kannst…«
Was sie konnte, das sprach ich nicht mehr aus, denn ich sah, dass sich ihr Gesicht veränderte. Es zeichnete sich eine gewisse Wut darin ab, und dann vernahm ich eine Antwort, die mich schockte.
»Gefalle ich dir nicht mehr, John?«
Es waren nicht die Worte, die mich wie Peitschenschläge trafen, es war die Stimme!
Die gehörte Glenda nicht mehr.
Gesprochen hatte Saladin zu mir!
***
Der Satz war aus ihrer Kehle gedrungen. Ich hatte mich auch nicht verhört.
Saladin hatte gesprochen, sicherlich durch seinen widerlichen Klon, der Glenda übernommen hatte. Er selbst brauchte gar nicht mehr in Erscheinung zu treten, und mir wurde zum ersten Mal die gesamte Tragik bewusst, die Glenda Perkins erfasst hatte.
»Ich habe dich was gefragt, John!«
Ich schüttelte den Kopf. »Glenda«, sagte ich mit möglichst ruhiger Stimme, »bitte, Glenda, ich möchte, dass du dich jetzt wieder in deinen Sessel setzt. Dann können wir normal reden.«
»Worüber?«
»Über dich.«
»Das brauche ich nicht. Ich habe dir ein Angebot gemacht, und du hast es abgelehnt.«
»Das weiß ich, aber es geschah nicht grundlos. Dass ich dich mag, weißt du, aber ich möchte auch, dass du dich daran erinnerst, was mit dir
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