Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1556 - Mongolen-Tod

1556 - Mongolen-Tod

Titel: 1556 - Mongolen-Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hatten, sondern mit einer normalen Frau, die sich wie ein Mensch bewegte und dabei locker vorging. Sie schien sich in den Flammen sogar wohl zu fühlen oder sie zu genießen, denn sie beeilte sich nicht, das Haus zu verlassen. Erst als das Dach dicht davorstand, einzustürzen, da schritt sie ins Freie und gab sich auch dort recht locker, bevor sie in der Dunkelheit untertauchte. Der Film lief noch einige Sekunden, dann war Schluss.
    »Mehr habe ich nicht aufgenommen«, flüsterte Kevin Wood mit heiserer Stimme.
    Er holte ein Tuch aus der Hosentasche und wischte damit über sein Gesicht. »Das kann ich auch jetzt noch nicht fassen. Es ist mir unbegreiflich, und auch Ihren Kollegen und den Leuten von der Feuerwehr war das suspekt.«
    »Das ist es auch«, sagte Sir James.
    »War das alles?«, fragte ich.
    »Als Film schon.«
    »Und sonst?«
    Kevin Wood nickte und schluckte zugleich. »Ich habe diese Frau später noch mal gesehen.«
    »Aber nicht mehr im Haus - oder?«, fragte Suko.
    »Nein. Es war, als ich von dort mit dem Wagen wegfuhr. Ich hatte das Fernlicht eingeschaltet, und da habe ich sie dann plötzlich gesehen. Sie stand im Licht am Straßenrand, und Sie können sich nicht vorstellen, welch eine Angst ich ausgestanden habe.«
    »Kann ich mir denken. Ist Ihnen etwas passiert? Hat die Frau Sie angegriffen oder den Versuch unternommen?«
    »Nein, nein. Ich bin so schnell wie möglich vorbeigefahren. Ich hatte eine Heidenangst vor ihr, das müssen Sie mir glauben. Ich hatte die Nase voll und fast auch die Hose. So eine Angst habe ich zuvor noch nie gehabt. In der Nacht konnte ich nicht einschlafen. Ich bin dann am anderen Morgen zu den Behörden gegangen und habe ihnen von meinem Erlebnis erzählt. Man glaubte mir erst, als ich den Film vorführte.«
    »Der ist auch sehr glaubwürdig«, fasste Sir James zusammen. »Ich denke, dass Sie ihn uns überlassen sollten.«
    »Natürlich.«
    Sir James erhob sich. »Ihre Anschrift haben wir ja. Sie können jetzt gehen.«
    Zuerst sah es so aus, als wäre Kevin Wood froh darüber, aber dann blieb er doch noch stehen und sagte einen Satz, der uns schon beeindruckte. »Ich bin doch ein Zeuge - oder?«
    »Zweifelsohne«, erklärte Sir James.
    »Meinen Sie nicht, dass ich mich in großer Gefahr befinde?«
    »Sie nicht, denke ich.«
    »Aber ich habe diese Frau gesehen.«
    »Das stimmt, und wir werden sie auch finden. Sollten Sie sich unsicher fühlen, nehmen Sie ein paar Tage Urlaub und verschwinden Sie aus London. Für ein Zeugenschutzprogramm reicht Ihre Beobachtung leider nicht.«
    Wood überlegte, hob die Schultern und seufzte. »Es würde mit meinem Urlaub auch nicht klappen. Wir haben zu viel zu tun.«
    Ich nickte ihm zu. »Aber wenn etwas ist, rufen Sie uns bitte an. Wir werden uns um Sie kümmern.«
    »Mache ich, Sir.« Er verabschiedete sich von uns.
    »Mit Ihnen muss ich noch reden«, sagte der Superintendent. »Am besten in meinem Büro.«
    »Gut.«
    »Wir sehen uns dann gleich dort.«
    Sir James verschwand zusammen mir Kevin Wood.
    Suko und ich blieben zurück, und mein Freund sagte: »Ich wette mit dir, John, dass dies nicht alles gewesen ist. Da kommt noch etwas nach, glaube mir.«
    Ich glaubte ihm und ging nicht auf die Wette ein.
    ***
    Normalerweise hätte ich mir bei Glenda noch einen Kaffee geholt, aber sie hatte nun mal Urlaub, und so blieb mir nur der Automat für die Allgemeinheit, was Suko kopfschüttelnd beobachtete.
    Er konnte sich einen Kommentar nicht verkneifen. »So tief bist du bereits gesunken.«
    »Leider.«
    »Schmeckt die Brühe denn?«
    Ich winkte ab. »Wie Laternenpfahl ganz unten. Oder so ähnlich.«
    »He, du kennst dich aus.«
    »Und wie.«
    Wir gingen nicht in unser Büro, sondern betraten das unseres Chefs. Es war noch leer. Ich warf den leeren Pappbecher in einen Abfallkorb und schaute dann aus dem Fenster.
    Ich sah einen Himmel, der seine Grautöne allmählich verlor und erste hellblaue Flecken zeigte, die sich immer mehr durchsetzen würden. Sonnig und kalt, so hatte es im Wetterbericht geheißen.
    Lange mussten wir nicht warten, dann betrat Sir James sein Büro. Unter seinen linken Arm hatte er eine Mappe geklemmt. Den Laptop auf seinem Schreibtisch schob er zur Seite, damit er mehr Platz hatte.
    Es lag auf der Hand, dass er nicht besonders fröhlich aussah. Grundlos holte er uns nicht von unserem freien Tag weg, und ich wurde das Gefühl nicht los, dass der Videofilm erst der Anfang war und so etwas wie ein dickes Ende noch folgen

Weitere Kostenlose Bücher