1557 - Die Bionten von Drumbar
Begleiter hatten sich im Halbkreis vor dem Flaggschiff niedergehockt. Zwischen den Linguiden und besonders Nikki Frickel herrschte eine sonderbare Spannung. Er spürte die Verkrampfung der Frau. Er konnte das verhärtete Feindbild in ihr förmlich sehen, doch die Fremden setzten dem nichts entgegen als eine gewisse Gleichgültigkeit.
Seine Beine kribbelten furchtbar. Er wurde fast verrückt – tat aber alles, es sich nicht anmerken zu lassen. Jede Minute bedeutete eine Qual für den Bionten. Eigentlich brauchten seine hundertachtzig Kilo weiche Unterlagen. Den angerissenen Wangenstrang hätte er dringend reinigen und verbinden müssen.
Dann plötzlich die Stimme: „He, Wasserkopf!"
Er und die anderen hoben erschrocken die Köpfe.
Aus einer hochgelegenen Schleuse kamen Pabradoor und drei Begleiter herabgeschwebt. Bei dem General waren ein Blue und zwei weitere Gestalten, deren Herkunft keinem bestimmten Genpool zuzuordnen war. Enthalten waren Elemente aller möglichen galaktischen Rassen. „Ich weiß nicht, welcher Teufel mich geritten hat! Aber weil ihr genau wie wir Ausgestoßene seid, sollt ihr eine letzte Chance bekommen."
Die Monkin landeten, zogen ihre Handfeuerwaffen und setzten sich wachsam in den Kreis der anderen. Sekundenlang fesselte ausgerechnet der Blue Faragits Aufmerksamkeit. Sein Körperbau schien fast normal, doch wo bei einwandfreiem Genmaterial am Kopf die zwei rückwärtigen Augen hätten sitzen sollen, wuchs in diesem Fall ein zweiter Schädel. Die Miniaturausgabe wiederum war komplett ausgestattet. Sie saß auf einem dünnen Hals, hatte vier Augen und wirkte absolut lebendig.
Pabradoor lachte laut. Er hatte Faragits Blicke sehr wohl bemerkt. „Das ist mein Generalfähnrich Liici-Pjee-Nyr", stellte er vor. „Dieser zweite Tellerkopf ist ein echtes Wunderwerk, nicht wahr?"
Sein Epsalerschädel zeigte ein breites, allerdings völlig humorloses Grinsen. „Nun aber zur Sache: Gebt die Geräte, die wir wollen, noch in dieser Stunde frei. Dann sollt ihr sehen, daß Monos’ Kinder gegenüber den eigenen Leuten auch Gnade kennen."
Faragit schüttelte störrisch den Kopf. „Nein. Nach wie vor. Die Antwort bleibt dieselbe."
Dorina Vaccers Blick brachte ihn zum Schweigen, bevor er ein weiteres Wort hinzusetzen konnte. „Dann lasse ich alle töten, die sich uns in den Weg stellen", erklärte Pabradoor. „Ihr wißt genau, daß ich dazu die Mittel habe.
Ich habe sechs Schiffe hier unten, dieselbe Anzahl im Orbit. Und was habt ihr? Schlachtopfer! Mehr nicht!"
Dorina Vaccer hob nur ein wenig die Hand.
Der Vorsteher der Siedlung war sicher, daß sie nicht mehr tat als das, und dennoch gehörte ihr von einer Sekunde zur anderen die Aufmerksamkeit aller Anwesenden. Oder fast aller, denn allein der Blueklon Liici-Pjee-Nyr zeigte ungemindert den Ausdruck von Aggressivität. „Was genau ist eigentlich eure Forderung?" fragte die Linguidin mit ihrer leisen Stimme. „Nun..." Pabradoor setzte sich gerade hin und reckte unwillkürlich sein massives Kinn vor. „Wir fordern die Herausgabe sämtlicher High-Tech-Produkte, die im Zeughaus gelagert sind.
Außerdem das, was wir aus der Siedlung Ybor für unsere Zwecke gebrauchen können."
„Eine ganze Menge", meinte Dorina Vaccer. „Für welchen Zweck benötigt ihr die Waren?"
„Um unsere eigenen Lager zu füllen."
„Aber wenn Monos’ Kinder Frieden halten, sind volle Kriegslager nicht notwendig."
„Die Monkin tun, was sie für richtig halten!" unterbrach der Blue an Pabradoors Seite giftig.
Der General warf seinem Fähnrich einen bösen Blick zu.
Daraufhin verstummte Liici-Pjee-Nyr ängstlich. „Er hat recht", fügte Pabradoor dennoch hinzu. „Monos’ Kinder rächen sich nur für das Leid, das ihnen angetan wurde. Warum sollten Monos’ Kinder Frieden halten? Niemand darf sich uns in den Weg stellen. Diese Galaxis hat eine Menge gutzumachen uns gegenüber."
„Ich bestreite das nicht" Dorina Vaccer tat nicht das geringste, was auffällig gewesen wäre. Aber Pabradoor sprach mit ihr, und allein das war ein Wunder. „Doch prüfe, ob auch die Bionten von Drumbar euch etwas angetan haben."
„Das nicht. Sie genießen nur keine Sonderrechte."
„Überlege, Pabradoor: Diesen Bionten wurde genauso übel mitgespielt wie euch, ihre Herkunft ist dieselbe. Nach eurer eigenen Philosophie haben sie demnach dieselben Rechte. Der Unterschied besteht lediglich darin, daß sie ihre Ansprüche nicht mit der Waffe geltend machen."
„Ich weiß
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