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1557 - Die Bionten von Drumbar

Titel: 1557 - Die Bionten von Drumbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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rechts gestützt hatte.
    Garvas! Der sanfte Riese, der niemandem je etwas zuleide getan hatte...
    Mit offenem Mund drehte er den Kopf. Seine Beine trugen ihn nicht Er sackte zusammen und sah im Fallen den Rumpf, der ohne Kopf und Schultern noch einen Moment lang dastand. Dann brach auch Garvas’ Leiche zusammen. „Nein!" brüllte der Vorsteher. „Mörder! Dafür bringe ich dich um!"
    Pabradoor lachte nur.
    Gleichzeitig lief ein Aufschrei durch die Reihen der Bewohner.
    Der General hatte es wirklich getan! Eine Panik brach aus, das konnte er hören, fühlen, sehen. Die Beine rings um ihn gerieten in Bewegung. Schrie gellten. Mic riß ihn wieder auf die Beine, und im Gesicht des zweiten Ertrusers sah Faragit nichts als Schrecken. „Hilf, Vorsteher, hilf!"
    Er konnte nichts sagen.
    Mit einemmal war die disziplinierte Menge ein einziger Mob.
    Einmal in Bewegung geraten, bremste nichts ihren Lauf. Die Leute brachen nach links aus wie eine aufgeschreckte Viehherde und rannten kopflos in den Wald, Faragit selbst und ein paar andere blieben zurück. Darunter waren Wstavec, der Knochenzwerg, Nikki Frickel und Nuurim dak Alban, außerdem ein paar der klügsten Bewohner von Ybor.
    Am Boden lag die Leiche des Ertrusers.
    Faragit ballte vor hilflosem Zorn die Fäuste. Hätte er jetzt laufen können, er hätte mit bloßen Händen den General in seinem Schutzanzug angegriffen. Sein eigener Tod hätte ihn nicht mehr gestört in diesem Augenblick.
    Doch statt auf das Zeughaus vorzurücken, lief unvermittelt ein Ruck durch die Reihen der Monkin. Mit Höchstwerten starteten sie ihre Anzüge durch und flogen in Richtung des Schiffes. Die fünf anderen Einheiten hoben gleichzeitig ab und verschwanden in den Himmel. Kurz darauf folgte auch der Raumer des Generals.
    Grabesstille blieb zurück, als der Sturm abgeflaut war. Ringsum lag ein umgepflügtes Feld. „Nun hast du es erreicht", sprach Nikki Frickel bitter. „Es hat einen Toten, zahllose Verletzte und eine Panik gegeben."
    „Aber... aber sie ziehen ab. Das Ziel ist erreicht."
    „Nicht dein Verdienst, Vorsteher!" meinte sie wegwerfend. „Hier!" Nuurim dak Alban zeigte ihm ihren Armbandorter. Zuerst konnte er nur mit tränenden Augen ihr blutüberströmtes Gesicht betrachten. Dann jedoch sah er die Anzeigen. Zwei weitere Schiffe näherten sich der Siedlung. „Deshalb also", murmelte er. „Ja", sagte die Kommandantin der TABATINGA. „Sieht so aus, als wäre Drumbar durch diesen Notruf plötzlich zum Nabel der Welt geworden. Jedenfalls dem Verkehr nach, der hier herrscht."
    Faragit starrte mit grenzenloser Verwirrung auf die Plastikwände des Zeughauses. Er wußte nicht mehr, was hier vor sich ging, doch eines wußte er jetzt: Die Monkin würden wiederkommen.
     
    5.
     
    Garvas’ Tod stürzte ihn stundenlang in tiefste Trauer. Und das Schlimmste daran war, daß indirekt er die Schuld daran trug. Hätte er die Geräte aus dem Zeughaus nur herausgegeben...
    Aber dazu war es nun zu spät. Die Lage hatte sich in einer Art und Weise gewendet, wie Faragit es nie erwartet hätte. Garvas. Er kannte das ängstliche Wesen des Ertrusers so genau, seine Sanftheit, seine Tölpelhaftigkeit. Wenn er auch nur ein Biont gewesen war, hatte er doch gewiß nicht den Tod verdient.
    In einem langen Zug bewegten sich die verletzten Bionten entlang des Flusses zur Siedlung zurück. Der Rest blieb als Wache im Zeughaus.
    Mic und ein anderer Ertruser stützten ihn. Auf dem Hinweg hatte er noch einen Hauch von Begeisterung spüren können, die Freude, für die eigenen Ideale einzustehen. Nun jedoch stöhnten viele Bionten vor Schmerz. Mindestens zweihundert waren es; einige darunter so schwer verletzt, daß sie noch im Verlauf dieses Tages sterben würden.
    Und die Gleiterflotte stand zum Transport nicht zur Verfügung.
    Sie hatten die Fahrzeuge schon vor Eintreffen der Monkin im Wald versteckt. „Vorsteher! Reiß dich zusammen!" meinte Wstavec, der Knochenzwerg. „Es tut uns allen weh."
    „Ja. Der Unterschied ist nur, daß ich die Schuld trage."
    „Du redest Unfug. Garvas hatte sich aus freien Stücken entschieden. Er hat getan, was wir alle getan haben. Es hätte jeden treffen können, auch dich."
    „Garvas hat getan, was ich ihm gesagt habe. Er hätte sich vielleicht mit derselben Überzeugung genauso andersherum verhalten."
    Der Knochenzwerg verdrehte hilflos die Augen. „Was redest du dir wieder ein! Dein Selbstmitleid ist grausam."
    „Selbstmitleid?" Faragit zog böse die Brauen hoch.

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