1557 - Die Blutbraut aus Atlantis
plötzlich erreicht, die noch auf dem Rücken halb unter dem Truck lag.
Die Absicht der Angreiferin war klar. Sie wollte die Blonde packen und in die Höhe reißen.
Justine winkelte genau im richtigen Moment die Beine an und stieß sie dann nach vorn.
Zwei Füße rammten gegen die Brust der Angreiferin und unterbrachen deren Flug.
Isana wurde von der Wucht ein Stück höher geschleudert, geriet aus ihrer Flugrichtung und kippte auf die Seite.
Mit dem linken Flügel rasierte sie noch über den Boden, doch sie konnte sich wieder fangen und jagte mit schnellen Flügelschlägen in die Höhe.
Justine kam aus der Vorwärtsbewegung wieder auf die Beine und schaute Isana nach.
»Komm doch!«, schrie sie, obwohl die Blutfrau sie sicher nicht mehr hören konnte.
»Komm und versuche es noch mal!«
Justine hatte sich vorgenommen, ihr die Flügel zu zerfetzen, denn dann sahen ihre Chancen besser aus.
Den Gefallen tat ihr Isana nicht.
Sie stieg höher, sie drehte sogar ihre Kreise über dem Truck, dann stieß sie einen wilden Schrei aus und stieß ihren rechten Arm nach vorn.
Es war ein Zeichen, dass sie noch nicht aufgegeben, sondern nur verschoben hatte.
Offenbar wollte sie den Zeitpunkt der nächsten Begegnung selbst bestimmen.
Sie blieb nicht mehr lange in Sichtweite und wurde wenig später von den immer dichter werdenden Wolken verschluckt.
Die Cavallo ballte vor Zorn die Hände.
»Feige bist du auch noch!«, flüsterte sie. »Aber das wird dir nichts helfen. Wir treffen noch mal aufeinander.«
Im Nachhinein freute sich die blonde Bestie über den Kampf. Da hatte sie mal wieder in Action sein können und gezeigt, dass sie nichts verlernt hatte.
Sie musste allerdings auch zugeben, dass die Blutbraut aus Atlantis nicht zu unterschätzen war.
Sie war unterwegs, um sich einen Bräutigam zu suchen, und Justine glaubte nicht daran, dass sie ihn in dem Fahrer gefunden hatte. Der gehörte jetzt ihr!
***
Bevor sie ging, suchte sie noch einmal den Himmel ab.
Aber Isana war nicht mehr zu sehen. Sie hatte sich in den Schutz der Wolken begeben.
Die Cavallo zerbrach sich darüber nicht den Kopf.
Für sie gab es jetzt nur noch den Wunsch, ihren Hunger zu stillen, und so hoffte sie, dass der Körper des Fahrers noch genug Blut enthielt. Später würde sie ihn dann verschwinden lassen. Das war ihre Art. Damit sich die Vampire nicht ausbreiten konnten, wurden sie von der Cavallo erlöst.
Wieder ging sie um den Lastwagen herum und war sicher, diesmal nicht gestört zu werden.
Der Fahrer lag starr wie ein Toter neben dem Vorderrad auf dem Boden und bewegte sich nicht mehr.
Das war der Vampirin egal.
Justine wollte ihn untersuchen, kniete sich neben ihn, umfasste seine Schultern und hob ihn an.
Dabei sackte der Kopf zur Seite, und sie sah die blutigen Bissstellen, die die Zähne der Blutbraut aus Atlantis hinterlassen hatten.
Justine kannte sich aus. Dieser Biss war mit einem Überfall zu vergleichen. Da waren die Zähne wie bei einem gierigen und hungrigen Raubtier in den Hals geschlagen worden. Es gab nicht nur die beiden Bissstellen, hier war zu sehen, dass Isana die Haut am Hals ihres Opfers in ihrer Gier fast zerfetzt hatte.
War er leer?
Nein, das hatte die Blutbraut noch nicht geschafft. Justine schaute genau hin und stellte fest, dass sich in den beiden Wunden noch immer Blut sammelte.
»Es fließt noch nach«, flüsterte sie.
Diese Tatsache sorgte für einen gierigen Glanz in ihren Augen, und sie leckte sich über die Lippen.
Aber sie hatte auch Zeit und schaute sich das Gesicht des Fahrers genauer an.
Seine Augen waren nicht geschlossen. Sie las sogar den Ausdruck einer wahnsinnigen Angst oder Qual darin.
Darum durfte sich eine Vampirin nicht kümmern, und Justine störte sich auch nicht daran.
Sie brauchte Blut, ihr Hunger war gewaltig geworden.
Justine legte sich ihr Opfer zurecht. Sie selbst setzte sich auf den Boden und presste ihren Rücken gegen das große Rad. Dann hob sie den Kopf des Fahrers an und drehte ihn so, dass die linke Seite einladend vor ihr lag.
Dann biss sie zu!
So tief wie möglich hackte sie die beiden Zähne in die Wunden und vergrößerte sie noch.
Das Blut sprudelte noch nicht sofort, sie musste erst saugen, dann aber spürte sie den roten Lebenssaft warm an ihren Lippen und in ihren Mund rinnen.
Sie gab sich dem Trank hin!
Es war für sie ein schon unbeschreibliches Gefühl. Nach den langen Zeiten des Hungers nahm sie endlich wieder Nahrung zu sich, und sie ließ sich
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