1557 - Die Blutbraut aus Atlantis
schützte.
Justine verstand. In ihr schäumte es. Sie brachte das Blut. Sie hatte lange nichts mehr getrunken, und sie wusste sehr gut, dass in den Adern dieses Körpers noch ein Rest des kostbaren Saftes floss.
»Geh weg von ihm!«, zischte sie.
Isana schrie sie an.
Es sah aus wie die Vorbereitung zu einem Angriff, und Justine reagierte entsprechend.
Bevor die andere etwas unternehmen konnte, war sie schon unterwegs.
Zwei Hände, ein Griff!
Isana wusste nicht, was mit ihr geschah.
Sie lernte in diesem Moment die übergroßen Kräfte der Cavallo kennen. Sie wurde in die Höhe gerissen und zur Seite geschleudert.
Mit ihrer gesamten Körperlänge schlug sie gegen das Fahrerhaus des Tracks.
Ein Schrei der Wut stieg aus Isanas Kehle. Sie landete am Boden, aber sie war nicht verletzt.
Sie stellte sich ihrer Gegnerin und sprang auf Justine zu, um sie zu packen.
Ein Fuß der Blonden war ihr im Weg. Und dessen Sohle rammte gegen ihre Brust.
Isana flog zurück.
Sofort setzte die Cavallo nach.
Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich auf einen Kampf mit der Blutbraut aus Atlantis einzulassen.
Der nächste Sprung brachte sie bis an die rothaarige Vampirin heran, und Justine riss sie hoch und stemmte sie dabei über ihren Kopf.
Isana gab nicht auf.
Und Justine hatte die Flügel ihrer Konkurrentin vergessen.
Die breiteten sich plötzlich aus, und das war das Zeichen zum Start.
Die atlantische Vampirin glitt in die Höhe, und da Justine sie nicht losgelassen hatte, hob sie ebenfalls ab.
Das gefiel ihr ganz und gar nicht.
Bei einem Kampf in den Wolken würde sie immer den Kürzeren ziehen, und sie wollte auch nicht aus großer Höhe zu Boden stürzen, da ihre Knochen nicht aus Gummi waren.
Die Cavallo ließ los.
Die Höhe des Lastwagens hatte sie noch nicht erreicht, als sie zu Boden fiel und dort auch sicher landete.
Sofort lief sie zurück und schaute hoch.
Isana schwebte außer Reichweite über ihr. Aber sie war außer sich vor Wut, das zeigte sie durch ihr irrsinniges Brüllen, das sie in die Tiefe schickte.
Dabei schüttelte sie heftig den Kopf, und das Kreischen, das aus ihrem weit aufgerissenen Maul drang, war an Bösartigkeit nicht mehr zu überbieten.
Justine glaubte nicht, dass der Kampf damit schon beendet war.
Sie erwartete die Frau in angespannter Haltung und sah dabei aus wie eine Käratekämpferin.
Kam die Blutbraut?
Nein, sie setzte nicht wieder zur Landung an.
Es sah so aus, als hätte sie genug von der Auseinadersetzung, und flog plötzlich über den Lastwagen hinweg auf die andere Seite, wo sie den Blicken der Cavallo entschwand.
War sie weg?
Hatte sie aufgegeben?
Justine Cavallo war eine misstrauische Person. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass eine Artgenossin so schnell aufgab. Sie würde kämpfen, sie würde alles versuchen, um auch an den Rest des Bluts zu gelangen.
Justine lief auf die andere Seite des Wagens.
Sie schaute dabei in die Höhe, entdeckte ihre Feindin aber nicht und sah sie dafür in einiger Entfernung am Boden hocken, wo sie etwas aufhob und sich schnell wieder aufrichtete.
Beide Hände umklammerten faustgroße Steine.
Es waren die einzigen Waffen, die ihr zur Verfügung standen. Damit war sie in der Lage, den Kopf ihrer Feindin zu zertrümmern.
Das wusste auch Justine und stellte sich darauf ein. Sie rechnete damit, dass Isana die Steine schleudern würde, doch das tat sie nicht.
Sie lief zwar auf Justine zu, doch als sie die Hälfte der Strecke hinter sich gelassen hatte, stieg sie plötzlich in die Höhe.
Kurz vor der Cavallo rauschte sie den Wolken entgegen, ohne die Seine geworfen zu haben.
Justine war überzeugt davon, dass sie damit noch längst nicht aus dem Schneider war. Sie durfte nicht den Fehler begehen und die andere Unperson aus den Augen lassen.
Und sie hatte sich nicht getäuscht.
Nach einer Weile beschrieb die Blutbraut eine enge Kurve und flog wieder nach unten. Die beiden Steine hielt sie immer noch fest.
Sie beschleunigte ihren Flug.
Die Flügel, die wie graue Schatten aussahen, bewegten sich jetzt heftiger, und Justine hörte bereits das Rauschen.
Dann schleuderte Isana beide Steine zugleich auf ihr Ziel.
Die Cavallo tauchte blitzschnell ab und brachte sich mit einem gewaltigen Satz unter dem Truck in Sicherheit.
Die Steine fanden zwar ein Ziel, aber das war der Erdboden und nicht sie. Sie prallten auf und hüpften weiter, bis die breiten Reifen des Trucks sie aufhielten.
Isana wollte mehr.
Sie hatte Justine
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