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1558 - Im Griff der Hölle

1558 - Im Griff der Hölle

Titel: 1558 - Im Griff der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Männer, die gemächlich auf uns zukamen.
    »Die Totengräber«, stellte Sean Kilrain sie mir vor. »Sollten Sie sich über die Ähnlichkeit wundern, es sind Vater und Sohn, die hier den Job übernommen haben.«
    »Warum auch nicht.«
    Der Vater war ein Mann mit einem hellgrauen Bart. In seinem Gesicht funkelten helle Augen, die auch sein Sohn geerbt hatte, der wesentlich schlanker war als sein Erzeuger. Beide trugen flache Kappen auf ihren Köpfen, und sie begrüßten Kilrain ziemlich respektvoll.
    Er stellte mich vor, ohne zu erklären, weshalb ich an seiner Seite war, und ich erfuhr auch die Namen der Totengräber.
    Der Vater hieß Pete O'Brian, seinen Sohn hatte er auf den Namen Jason taufen lassen.
    Beide hatten einen kräftigen Händedruck, und ich erfuhr auch, dass sie den Job als Totengräber nur nebenbei machten. Im Hauptberuf reparierten sie Landmaschinen.
    »Haben Sie alles für die Exhumierung vorbereitet?«, wollte Kilrain wissen.
    Jason nickte.
    Und sein Vater meinte: »Wir haben schon angefangen zu graben. Der Deckel des Sargs liegt bereits frei. Das Holz ist noch nicht eingedrückt. Die Totenkiste sieht fast aus wie neu.« Er grinste über seine eigene Bemerkung.
    Kilrain nickte. »Dann wollen wir mal.«
    Dieser Friedhof war ein Ort der kurzen Wege. Wir mussten wirklich nicht weit gehen, um die Grabstätte zu erreichen. Sie lag dicht an der Mauer, und neben dem Grab bildete die ausgehobene Erde einen kleinen lehmigen Hügel, in dem zwei Schaufeln und ein Spaten steckten.
    Ich schaute in das Grab und auf den hellbraunen Deckel. Er zeigte Spuren von feuchter Erde und war ansonsten unbeschädigt.
    Pete O'Brian stand mir gegenüber. Die Fäuste seiner angewinkelten Arme hielt er gegen die Hüften gestemmt und er fragte: »Sollen wir den Sarg ganz herausholen?«
    Das bedeutete für sie Mehrarbeit. Mir war es egal. Ich wollte nur den Inhalt sehen, um danach mehr zu wissen.
    »Wenn Sie den Deckel so aufbekommen können, ist mir das auch recht. Es geht uns um den Inhalt.«
    »Gut«, sagte Pete und gab seinem Sohn ein Zeichen. »Wir müssen versuchen, die Schlösser freizubekommen.«
    »Geht klar Dad.«
    Beide kletterten mit ihrem Werkzeug in die enge Grube. Sie waren Profis, unsere Hilfe brauchten sie nicht, und so warteten wir ab.
    Kilrain schaute über die Mauer hinweg in die Ferne. Seine Gedanken erriet ich nicht. Ich wollte ihn auch nicht stören, deshalb sprach ich ihn nicht an.
    Er redete von selbst. »Wie wird es weitergehen, wenn der Sarg offen ist und sich unser Verdacht bestätigen sollte?«
    »Keine Ahnung. Oder sagen wir so: Wir werden uns mit den Hintergründen beschäftigen müssen. Es geht dann einzig und allein um Alvarez. Was hat er getan? Wo kam er her? Welchen Menschen ist er begegnet und so weiter.«
    »So denkt ein Polizist.«
    »Was nicht verkehrt ist.«
    Kilrain stieß scharf den Atem aus. »Das sagen Sie. Aber dieser Spur nachzugehen ist nicht einfach.«
    »Das mag sein.«
    Kilrain strich mit dem Finger über seinen gekrümmten Nasenrücken. Dann sagte er mit schleppender Stimme: »Ich denke eher, dass wir hier den Hebel ansetzen können.«
    »Sie meinen in Conna?«
    »Ja.«
    »Was macht Sie so sicher?«
    »Sicher ist nur, dass wir alle mal sterben müssen, John. Aber Alvarez hat hier seine letzte Zeit verbracht. Gut, er wurde nach Cork in ein Krankenhaus gebracht, aber wir sollten nicht vergessen, wo er gearbeitet hat.«
    »Und Messen abhielt.«
    »Klar.« Kilrain lächelte scharf. »Das ganze Programm, bis es dann zu dieser Krankheit kam, die entweder eine Strafe des Himmels oder der Hölle ist.«
    »Sie lassen nichts aus, wie?«
    »In dieser Welt beileibe nicht.« Pete O'Brian meldete sich. »Ich glaube, wir sind so weit, dass wir den Deckel öffnen können.«
    »Wunderbar«, lobte Kilrain und trat näher an den Sarg heran, was auch ich tat.
    Noch war der Sarg zu. An den Seiten war er von der Erde befreit worden, sodass die Schlösser frei lagen. Es waren nur Metallklappen, die nach oben gedrückt werden mussten.
    »Sollen wir?«
    Kilrain und ich nickten zugleich. Es war für die beiden Totengräber die reine Routine, den Sarg von seinem Deckel zu befreien. Die Verschlüsse schnappten auf, O'Brian und sein Sohn packten gemeinsam zu und hievten das Oberteil hoch. Sie wollten es nicht im Grab lassen. Sie schoben es nach draußen und nahmen uns bei dieser Arbeit die Sicht auf den Toten.
    Als sie kurze Zeit später die Grube verlassen hatten, schauten wir zugleich hin.
    Mir zumindest

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