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1558 - Im Griff der Hölle

1558 - Im Griff der Hölle

Titel: 1558 - Im Griff der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stockte der Atem. Der erste Blick reichte schon aus, um meine schlimmsten Befürchtungen zu bestätigen.
    Der Tote war nicht mehr normal! Pater Alvarez lag nicht auf dem Rücken und auch nicht auf der Seite. Sein Körper war gekrümmt, und es sah aus, als wäre er zwischen den Seitenwänden eingeklemmt.
    Bekleidet war er mit einem hellen Leichenhemd. Das Gesicht war uns zugewandt, und es zeigte keine Anzeichen von Verwesung, aber einen Ausdruck, der auf ein wahnsinniges Erschrecken hindeutete. Riesige Augen, der offene Mund. Das Zeichen von Abwehr in seinen Zügen, als hätte man ihm etwas Grauenvolles präsentiert.
    Man hatte ihm ein Kreuz mit in den Sarg gelegt. Das war auch jetzt noch vorhanden, doch es lag nicht mehr normal auf seiner Brust. Es war in zwei Teile zerbrochen worden, und dabei musste der Mann eine übermenschliche Kraft eingesetzt haben.
    »Also doch«, flüsterte Kilrain.
    Ich schwieg. Die beiden Totengräber waren zur Seite gewichen und schauten nicht mehr in die Grube.
    »Fällt Ihnen was auf?«, fragte ich.
    »Ha. Alles Mögliche.«
    »Ich denke da an etwas Bestimmtes.« Ich erklärte es ihm. »Der Tote liegt nicht mehr so, wie er eigentlich hätte liegen müssen. Das ist es, was ich meine, denn ich glaube nicht, dass man ihn mit angezogenen Beinen in den Sarg gelegt hat.«
    »Stimmt. Und was könnte das bedeuten?«
    »Es ist etwas passiert, und ich glaube nicht, dass es durch eine Fremdeinwirkung geschehen ist.«
    »Sie meinen, er selbst hat…«
    »Ja, Sean.«
    Kilrain strich sein Haar glatt und räusperte sich. »Das würde bedeuten, dass er auch nach seiner Beerdigung noch mal wach geworden ist.«
    »Genau das.«
    »Dann war er scheintot?« Die Frage hatte nicht so geklungen, als würde er selbst daran glauben.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Welche Möglichkeit gibt es noch?«
    »Das ist die Frage. Man muss selbst das Unwahrscheinlichste in Betracht ziehen.«
    »Und weiter?«
    »Warten Sie ab.«
    Die Aufgabe, die vor mir lag, machte mir keinen Spaß, aber ich musste sie durchziehen.
    Es war nur wenig Platz für mich. Ich ließ mich vorsichtig in die Grube gleiten und klemmte mich neben dem Sarg ein. Von oben her schauten jetzt drei Gesichter zu mir herab. Ich hatte keinem gesagt, was ich vorhatte, und es war mir auch nicht angenehm, aber mir blieb nichts anderes übrig.
    Vor mir lag der tote Pater Alvarez in dieser unnatürlichen verkrümmten Haltung.
    Sie konnte auch darauf hinweisen, dass er einen irrsinnigen Versuch unternommen hatte, um sich zu befreien, aber da war ich anderer Meinung und wollte sie auch bestätigt haben.
    Ich bückte mich noch tiefer und streckte dabei die Arme aus. Dann griff ich zu. Das heißt, ich drückte beide Hände in den Stoff hinein, um den Körper zu ertasten.
    Ich nahm mir die Schultern und die Arme vor. Nur da konnte ich eine Bestätigung für meinen Verdacht finden, und Sekunden später wusste ich, dass ich mich nicht geirrt hatte. Das Tasten hatte meinen Verdacht bestätigt.
    Der Körper war nicht mehr normal. Ihm waren zahlreiche Knochen gebrochen worden.
    Als ich mich aufrichtete, war mein Gesicht fahl geworden. Das wusste ich auch, ohne in einen Spiegel zu schauen.
    »Was ist los?«, rief mir Kilrain zu. Ich streckte ihm die rechte Hand entgegen. Er verstand das Zeichen und half mir aus der Grube.
    »Sie sehen alles andere als gut aus.«
    »Das weiß ich selbst.« Ich wich den gespannten Blicken der drei Männer aus und deutete auf die Leiche. »Sie ist nicht mehr normal. Ihr sind die Knochen gebrochen worden.«
    Schweigen.
    Stille.
    Aber keine Stille, die man als angenehm bezeichnen konnte. Es war eine Sprachlosigkeit, die von einem gewissen Entsetzen hervorgerufen wurde.
    Kilrain fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. »Und Sie haben sich nicht geirrt?«
    »Prüfen Sie es selbst nach.«
    »Nein, nein, ich glaube Ihnen.«
    »Es ist leider so, ich kann es nicht ändern.«
    Vater und Sohn bekreuzigten sich, bevor sie vom Grabrand zurückwichen und mit gefalteten Händen stehen blieben.
    »Und welche Erklärung gibt es, John?«
    Ich zuckte mit den Schultern und wandte mich an Vater und Sohn.
    »War das Grab unbeschädigt, als Sie hierher kamen?«
    Beide nickten.
    »Also hat niemand versucht, an den toten Pater heranzukommen?«
    »So ist es«, flüsterte Pete.
    »Danke.« Ich drehte mich wieder um und schaute Kilrain an. »Dann bleibt uns nur eine Möglichkeit, so unglaublich sie auch im Moment klingen mag. Der Tote muss sich diese Brüche selbst

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