1559 - Kleine böse Nathalie
verschwunden und hatte seiner Tochter verboten nachzukommen.
Sie hatte sich daran gehalten, aber ihre Neugierde war mit der Zeit immer stärker geworden. Irgendwann hatte sie ihren Vater gestellt und von ihm verlangt, dass er ihr verriet, was im Bereich des Kellers vor sich ging.
Er hatte ihr die Wahrheit erzählt und dabei die Faszination des Bösen in den Vordergrund gehoben. Das war für sie zunächst abstoßend gewesen. Je mehr ihr Vater sie allerdings mit der Materie vertraut gemacht hatte, umso stärker war auch sie davon fasziniert. Letztendlich hatte sie sich auf seine Seite geschlagen und viel über die andere Welt erfahren.
Der Teufel existierte. Ebenso wie Gott. Es war der große Dualismus in der Welt, der sich seit Urzeiten bekämpfte, ohne dass es bisher einen Sieger gegeben hätte, denn der Teufel war eben nicht endgültig zu vernichten. Er zog seine Fäden im Hintergrund weiter. Er hetzte Menschen gegen Menschen, und das tat er mit einem wahren Geschick, sodass Nathalie den Eindruck gewonnen hatte, dass die Welt tatsächlich von ihm regiert wurde.
Nach außen hin ließ sie sich nichts anmerken. Sie ging weiter ihrer Arbeit nach, die sie in einer Boutique in Twickenham gefunden hatte.
Das Leben verlief sorgenfrei bis zu dem Tag, an dem sich alles veränderte.
Das Haus brannte ab.
Sie war nicht da gewesen, aber fünf Besucher, und als sie eintraf, war der Brand bereits gelöscht. Aber es waren sechs Tote im Keller gefunden worden.
Fünf Besucher und ihr Vater.
Der allerdings hatte seinen Kopf verloren. Von ihm war nur der Torso zurückgeblieben.
Nathalie war zwar keine Zeugin gewesen, aber sie hatte in diesem Haus gelebt, und so hatte sie sich den Fragen der Polizei stellen müssen.
Nichts hatte sie verraten, was über Allgemeines hinausging. Sie hatte die Besucher nicht gekannt und deshalb auch nichts über sie sagen können, und schließlich waren die Bullen davon überzeugt gewesen, dass sie ihr eigenes Leben geführt hatte, obwohl das abgebrannte Haus ihr Zuhause gewesen war.
Danach war sie gezwungen gewesen, sich eine Wohnung zu suchen. Das hatte sie getan und wohnte nun in einem kleinen Apartment in Twickenham.
Das Haus hatte sie nie vergessen. Trotz der Vorkommnisse sah sie es immer noch als ihre Heimat an. Dementsprechend häufig stattete sie ihm auch einen Besuch ab.
Und sie ließ auch den Keller nicht aus.
Denn dort hatte sie den blanken Schädel gefunden. Einen Totenkopf, und sie hatte sofort gewusst, wem er gehörte. Das musste der Kopf ihres Vaters sein.
Wer ihn dorthin gestellt hatte, war ihr nicht bekannt.
Eigentlich hätte sie nach der Entdeckung schreiend weglaufen müssen. Doch das hatte sie nicht getan, denn von diesem Schädel ging eine Faszination aus, der sie sich nicht entziehen konnte.. Sie war einfach da, sie war so stark, und so dauerte es nicht lange, bis sie dem Schädel die gleichen Gefühle entgegenbrachte wie ihrem lebenden Vater.
Und sie hatte festgestellt, dass er noch lebte. Er war nicht vollständig tot. Es gab ihn nur auf eine andere Weise und zudem verborgen in einer anderen Welt, von der aus er sich meldete, und das mit seiner Stimme.
So war sie in der Lage, mit ihm zu kommunizieren.
Er hatte ihr von der Hölle berichtet und dass ihm der Teufel die Gnade, erwiesen hatte, weiterzuleben. Aber nur, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt wurden.
Darüber hatte Orson Elcott sehr intensiv mit seiner Tochter geredet. Und sie hatte ihm gut zugehört. Die Liebe zu ihrem Vater war nicht verschwunden, und so hatte sie dem zugestimmt, was er von ihr verlangte, denn das war für ihn und sein weiteres Schicksal wichtig.
Nathalie hatte einen neuen Weg eingeschlagen, ohne den alten zu verlassen. Nach wie vor arbeitete sie in den Boutique, und niemand ahnte, was tatsächlich hinter ihr steckte.
Ihre Feuerprobe hatte sie bestanden. Eric Garner lebte nicht mehr. Jetzt waren andere Menschen an der Reihe, doch so leicht wie bei Garner würde es nicht werden, das hatte sie schon festgestellt. Aber sie hatte es geschafft, einen der beiden Männer, die sie auf dem Parkplatz gesehen hatten, zu verunsichern, und sie würde sich auch den Zweiten vornehmen, das stand fest.
Es war gut, dass die Besitzerin den Laden für drei Tage geschlossen hatte, weil sie zu einer Messe fahren wollte, um neue Ware zu ordern. So hatte auch Nathalie frei, und diese Freiheit hatte sie natürlich ausgenutzt und einen ersten Mord hinter sich gebracht.
Bevor sie sich einen Plan für den
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