Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1559 - Kleine böse Nathalie

1559 - Kleine böse Nathalie

Titel: 1559 - Kleine böse Nathalie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hatte. Wahrscheinlich war ihm etwas aufgefallen, das ihn dazu verleitet hatte, sein Versprechen nicht einzuhalten. Ob es gut war, würde sich noch herausstellen.
    Es gab keine Haustür mehr. Einladend offen präsentierte sich das geschwärzte Gebäude, das ich hätte zügig betreten können. Davon nahm ich jedoch Abstand. Ich hatte es hier mit einer gefährlichen Gegnerin zu tun, da spielte auch das Alter keine Rolle. Es war möglich, dass sie einen direkten Draht zu irgendwelchen Mächten der Finsternis besaß.
    In der Türöffnung blieb ich stehen, holte das Kreuz unter der Kleidung hervor und ließ es auf meiner Handfläche liegen. Dabei wartete ich darauf, dass es mit einem Wärmestoß reagierte, aber das trat nicht ein, was mich leicht enttäuschte.
    Ich betrat die Ruine.
    Die Sorge um Bill beschäftigte mich. Nur traute ich mich nicht, seinen Namen zu rufen, um mich nicht zu verraten.
    Ich war froh, das Haus nicht in völliger Dunkelheit betreten zu müssen. Es gab genügend Licht, um sich ohne Taschenlampe zurechtzufinden.
    Am Anfang hatte mich der alte Brandgeruch etwas gestört, aber daran hatte ich mich schnell gewöhnt.
    Von Bill entdeckte ich nichts. Nur wenn ich nach unten auf den Boden schaute, fielen mir in dem dunklen Schmier Fußabdrücke auf, die von Bill stammen konnten.
    Dann sah ich den Zugang zum Keller. Da befand ich mich schon in der Mitte des Hauses, wo es dunkler war. Ich sah die ersten Stufen, die noch schwach erhellt waren. Die nächsten allerdings verschwammen in der zunehmenden Dunkelheit.
    Und ich sah noch mehr.
    Dort unten in der Dunkelheit und wahrscheinlich am Ende der Treppe entdeckte ich einen leicht bläulichen Schimmer.
    Es stand für mich fest, dass ich nach unten musste…
    ***
    Etwas Kaltes klatschte in Bills Gesicht, und er hörte zugleich die Frauenstimme.
    »Stell dich nicht so an! Komm zu dir! Ich will keinen Bewusstlosen töten!«
    Bill hörte die Worte wie durch Watte. Er hatte das Gefühl, einen Filter im Kopf zu haben, der allerdings nicht die Schmerzen abhielt, die ihn weiterhin malträtierten.
    Aber der Reporter wusste, dass er sich in einer fast aussichtslosen Lage befand.
    Trotz des Schlags hatte sein Erinnerungsvermögen nicht gelitten, und deshalb war ihm klar, dass sein Leben nur noch an einem seidenen Faden hing.
    Er lag auf einem schmutzigen Kellerboden und schaffte es nur mühsam, den Kopf zu bewegen, um mehr erkennen zu können.
    Was er sah, waren zwei Beine, die nur bis zu den Waden sichtbar waren. Was weiter oben war, wurde vom Stoff eines hellen Kleides verdeckt.
    Er zwinkerte, weil er nicht so klar sah, aber das blaue Licht war weiterhin da. Es hatte inzwischen einen leicht grünlichen Schimmer angenommen.
    Bill strengte sich an und blickte in die Höhe. Er wollte nicht nur die Beine des Mädchens sehen, das den skelettierten Schädel ihres Vaters mit sich herumschleppte.
    Die junge Frau sah absolut nicht verrückt aus. In ihrer hellen Kleidung wirkte sie sogar harmlos. Sie hatte den Kopf leicht gesenkt und schaute ihn an.
    Im blauen Licht sah Bill die Züge eines weiblichen Wesens, das jünger aussah als eine Achtzehnjährige. Nahezu brav, wozu auch der Haarschnitt gehörte. Der füllige Schopf war in der Mitte gescheitelt, sodass die Haare zu beiden Seiten gleich lang nach unten hingen.
    »Du bist Nathalie.« Bill war in diesem Moment nichts anderes eingefallen als dieser Satz.
    Sie kicherte mit ihrer hohen und noch kindlich klingenden Stimme.
    »Ja, das bin ich. Die kleine böse Nathalie, die ihren Weg gefunden hat, verstehst du?«
    »Durch Mord?«
    »Wenn du so willst.« Sie zuckte leicht mit den Schultern.
    »Aber warum? Was hat dich dazu getrieben? Warum tötest du Menschen?«
    »Weil es meine Aufgabe ist.«
    »Eine Aufgabe? Das glaube ich dir nicht. Du bist noch so jung. Das ganze Leben liegt noch vor dir.«
    »Nein!« Die Antwort war nicht laut gewesen, hatte aber sehr böse geklungen. »Es ist meine Aufgabe, und dabei bleibt es. Nur so kann ich meinen Daddy retten.«
    »Der tot ist.«
    Da hatte Bill etwas gesagt, was ihr nicht gefiel. Erst trat sie mit dem Fuß auf, dann trat sie Bill in die Seite.
    »Er ist tot, aber er ist noch da! Schau dir den Kopf an! Das ist mein Dad! Und damit er wieder so sein wird wie früher, werde ich noch vier Menschen töten müssen.«
    »Warum gerade diese Zahl?«
    »Das ist sehr einfach. Denn dann ist die Summe der Toten erreicht, die hier verbrannt sind. Das Feuer hat sie geholt, und es hat auch meinen Dad nicht

Weitere Kostenlose Bücher