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1560 - Ahnenfluch

1560 - Ahnenfluch

Titel: 1560 - Ahnenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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seinen Kollegen ansprach, einen älteren Chinesen mit einer Halbglatze, der die Figur eines Ringers hatte.
    Beide drückten ihre Glimmstängel im Ascher aus, als ich nur noch zwei Schrittlängen von ihnen entfernt war. Da sie beide in meine Richtung blickten, wurde ich von ihnen auch gesehen.
    Sie schauten mich an. In ihren Gesichtern regte sich nichts.
    Ich nickte ihnen zu und setzte ein freundliches Lächeln auf. Nach einem Gruß stellte ich ihnen die erste Frage.
    »Sie warten auf einen Toten?«
    Der Ältere nickte.
    »Ein Landsmann von Ihnen?«
    »Ja.«
    »Woher kommt er?«
    »Er wird aus New York nach London überführt.«
    »Oh.« Ich tat erstaunt. »Und er will nicht in den Staaten begraben werden? Oder ist England seine zweite Heimat?«
    »So ähnlich«, wurde mir geantwortet.
    Sehr gesprächig waren beide nicht. Ich suchte nach den richtigen Worten, um ihren Panzer aufzubrechen.
    »Dann ist der Tote in seinem Leben wohl ein sehr wichtiger Mensch gewesen, nehme ich an.«
    Die Miene des »Ringers« verdüsterte sich.
    »Ich weiß nicht, was die Fragen sollen. Finden Sie nicht, dass Sie etwas zu neugierig sind, Mister?«
    Ich lachte und zog mein Spiel durch.
    »Das mag Ihnen so vorkommen und ich bin auch wirklich neugierig, denn ich glaube, dass ich den Toten kenne, den Sie abholen wollen.«
    »Tatsächlich?«
    Ich lächelte in mich hinein, weil ich mich auf dem richtigen Weg sah. Zudem erinnerte ich mich an Sukos Informationen, die ich jetzt ausspielte.
    »Ein Freund von mir ist ebenfalls Chinese. Er sprach davon, dass ein besonderer Mensch in New York den Tod gefunden hat. Er heißt Hai King und soll nach London überführt werden.«
    Ich hatte ins Schwarze getroffen. Die beiden Männer zuckten leicht zusammen. Ihre Blicke wurden lauernd. Allerdings trauten sie sich nicht, mich richtig anzugehen, denn ich sah, dass sie immer wieder auf meinen Ausweis starrten.
    »Sie kannten ihn?«
    »Nein. Das weiß ich alles von meinem chinesischen Freund. Er hat mir erklärt, das der Tote am heutigen Tag überführt werden soll. Ich denke, dass die Maschine bald landen wird. Und da sie mit einem Leichenwagen gekommen sind, war mir klar, dass Sie einen Toten abholen wollen.«
    Ich hatte den Leuten den Wind aus den Segeln genommen. Es war ihnen anzusehen, dass sie sich ziemlich unwohl fühlten. Sie wussten wohl nicht, was sie mit mir anstellen sollten. Wahrscheinlich war ihnen das Gespräch unangenehm, aber sie konnten nicht weg, denn sie mussten hier mit ihrem Leichenwagen stehen bleiben.
    Erst wenn sie die Erlaubnis erhielten, würden sie bis an die Maschine heranfahren dürfen. Ich gab mich ganz locker. »Dieser Hai King muss in den Staaten ein mächtiger Mann gewesen sein«, sagte ich und lächelte breit. »Wissen Sie, mich wundert nur, dass er hier beerdigt werden will. Welch eine Beziehung hatte er zu London?«
    »Fragen Sie Ihren Freund.«
    »Der ist nicht in der Stadt«, antwortete ich dem Ringer.
    »Dann haben Sie Pech gehabt.«
    »Schade.«
    »Was interessiert Sie überhaupt an Hai King?«
    Der Ringer reckte sein Kinn vor. »Nun ja…«
    Die Lüge formierte sich blitzschnell in meinem Kopf. »Ich mag ungewöhnliche Menschen, denn ich schreibe über sie. Ich bin immer an Leuten dran, die ungewöhnliche Wege in ihrem Leben gegangen sind. Wissen Sie, wir leben in einer globalen Gesellschaft. Die Grenzen sind offen. Es gibt auf der Welt so viele Personen, mit deren Lebensläufen man Zeitungen und Zeitschriften füllen kann. Zudem richtet China die Olympischen Spiele aus. Das Land und seine Bewohner sind in den Mittelpunkt gerückt, und das auch wegen der Tibet-Äffäre. Jeder will etwas über China wissen. Mich faszinieren dabei die besonderen Menschen, die viel geleistet haben. Egal, woher sie kommen. Ob aus Europa oder aus Asien. Und Hai King gehörte dazu. Ich werde über seine Lebensgeschichte etwas schreiben. Schließlich ist er in den Staaten an der Ostküste ein bekannter Mann gewesen.«
    Die beiden Männer hatten mir zugehört, ohne mich zu unterbrechen. Man sah ihnen an, dass sie nicht gerade begeistert waren. Sie hätten mich sicherlich gern aus dem Weg geräumt. Doch das konnten sie sich in dieser Umgebung nicht leisten.
    Außerdem mussten sie auf die Leiche warten.
    Wieder sprach der Ringer.
    »Vergessen Sie ihn. Hai King ist tot. Dabei bleibt es.«
    »Das weiß ich. Aber es gibt Menschen, die erst nach ihrem Ableben richtig bekannt werden. Da brauche ich nur an die Maler und Komponisten zu denken, die Zeit

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