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1561 - Wächterin der Nacht

1561 - Wächterin der Nacht

Titel: 1561 - Wächterin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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durch die Zähne und fragte: »Sie sind also der Meinung, dass die Person mit den Flügeln und dem Schwert nicht fotografiert werden konnte.«
    »Das bin ich.«
    »Und warum ist das Ihrer Meinung nach so gewesen?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen, Mr. Sinclair. Man muss es wohl einfach so hinnehmen.«
    Das tat ich nicht. Ich ging davon aus, dass es einen Grund dafür gab. Dahinter steckte etwas anderes, und das war so einfach nicht zu erklären. Zumindest nicht für einen Menschen, der nichts mit übersinnlichen Phänomenen zu tun hatte.
    Das war bei mir anders. Ich konnte mir den Grund schon denken, der für dieses Phänomen gesorgt hatte. Die Angreiferin war kein normaler Mensch. Sie war ein Engel, sie hatte Flügel gehabt, und dass sich Engel fotografieren ließen, das hatte ich bisher noch nicht gehört.
    »Man muss es hinnehmen, Mr. Sinclair.«
    »In der Regel schon. Aber ich bin ein Mensch, der nichts so einfach hinnimmt, auch dann nicht, wenn es einen Angreifer gibt, auf dessen Rücken zwei Flügel wachsen. Das war doch so - oder?« Judy King nickte.
    »Gut. Dann können wir also davon ausgehen, dass Sie und Ihre Kollegen von einem Engel angegriffen wurden. Das heißt, Sie nicht unbedingt, denn Ihnen ist ja nichts geschehen. Und ich glaube auch, dass Sie sich nicht mal besonders gefürchtet haben. Oder doch?«
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen!«, erklärte sie mit kratziger Stimme.
    »Tatsächlich nicht?«
    »Ja.«
    »Aber Sie sollten wohl den Engel auf diesem Werbeplakat darstellen, das konnte ich den Unterlagen entnehmen.«
    »Das stimmt.«
    »Mögen Sie denn Engel?«
    Judy zuckte zusammen. Mit dieser Frage hatte sie nicht gerechnet. Ich sah, wie sie die Hände zusammenkrampfte.
    Ich sprach weiter. »Mag denn der Engel Sie?«
    In ihrem Blick war ein Ausdruck, der auf eine innere Abwehr hindeutete.
    »Wie kommen Sie denn darauf, dass - dass der Engel mich mögen könnte?«
    »Er hat Sie schließlich verschont.«
    »Das war Zufall.«
    Ich wiegte den Kopf. »Gestatten Sie mir, dass ich nicht so recht daran glauben kann.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich mir vorstellen könnte, dass es ihm um Sie ging.«
    »Und warum sollte das so sein?«
    »Das ist ganz einfach, Judy. Ich hatte Akteneinsicht. Zeugen haben das Aussehen der Angreiferin beschrieben. Und wenn ich Sie mir so anschaue und Sie mir im Engelskostüm vorstelle, muss ich Ihnen sagen, dass Sie den Beschreibungen nach zu urteilen eine ziemliche Ähnlichkeit mit dem Engel haben. Als wären Sie Zwillinge.«
    Ich hatte recht dick aufgetragen und war auf die Reaktion der jungen Frau gespannt.
    Sie starrte mich an. Sie dachte nach.
    Sie presste ihre Lippen fest aufeinander. Unsicherheit hatte sie erfasst. Wahrscheinlich hatte auch sie sich schon mit dieser Vorstellung beschäftigt.
    »Ich habe keine Zwillingsschwester«, erklärte sie.
    »Das habe ich auch nicht behauptet. Aber Sie können nicht leugnen, dass eine recht große Ähnlichkeit vorhanden war.«
    »Das gebe ich zu.«
    »Schön, dann wären wir schon einen Schritt weiter.«
    Plötzlich versteifte sie sich.
    »Nein, Mr. Sinclair, das sind wir nicht. Außerdem möchte ich, dass Sie jetzt gehen. Ich bin müde, denn es war alles sehr anstrengend für mich. Ich möchte mich ein wenig hinlegen.«
    Der Verlauf dieses Gesprächs passte ihr nicht. Ich glaubte mehr daran, dass sie mich aus bestimmten Gründen loswerden wollte, und den Gefallen tat ich ihr nicht.
    »Hatten Sie vor meinem Eintreffen Besuch?«
    Mit dieser Frage hatte ich sie überrascht.
    Judy King zuckte zusammen, als hätte sie einen Schlag erhalten. Zudem schnappte sie nach Luft, und sie sah aus, als wollte sie antworten, aber sie brachte kein einziges Wort über die Lippen.
    »Hatten Sie Besuch, Judy?« Sie gab es indirekt zu, auch wenn sie das in eine Frage kleidete.
    »Sollte Sie das interessieren?«
    »Ja, in diesem Fall schon. Es interessiert mich wirklich. Ich bin mir sicher, dass Sie Besuch hatten, und zwar einen ungewöhnlichen.«
    Judy legte den Kopf zurück. Die Bewegung und auch das dann folgende Lachen kamen mir sehr unnatürlich vor.
    »Sie haben vielleicht Nerven.« Ihr Gesicht nahm einen fast schon bösen Ausdruck an. »Und wenn ich Besuch gehabt hätte, es würde Sie nichts angehen, Mr. Sinclair.«
    »In diesem Fall schon.«
    »Ach, und warum?«
    »Weil dieser Besuch meiner Meinung nach sehr ungewöhnlich war. Das mal vorweg gesagt.«
    »Ach, dann wissen Sie mehr als ich.«
    »Ja. Oder ist es nicht ungewöhnlich, wenn man von

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