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1561 - Wächterin der Nacht

1561 - Wächterin der Nacht

Titel: 1561 - Wächterin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einem Engel besucht wird?«
    Jetzt war es heraus. Ich hatte es auch bewusst gesagt. Zwar nicht wie aus heiterem Himmel, aber so ähnlich war die Wirkung auf sie.
    Sekundenlang gab sie keine Antwort. Dann hatte sie sich wieder gefangen und flüsterte: »Das wissen Sie genau?«
    »Leider. Oder zum Glück.«
    »Und woher wollen Sie wissen, dass ich Besuch bekommen habe? Woher? Sagen Sie es!«
    »Ich habe es gerochen.«
    Mit dieser Antwort konnte sie nichts anfangen. Sie sah mir fassungslos ins Gesicht, bevor sie flüsterte: »Gerochen?«
    »Das war kein Witz.«
    »Aber wieso haben Sie es gerochen?«
    »Engel hinterlassen oft den Geruch ihrer eigentlichen Welt, aus der sie kommen. Und diese Gerüche haben immer etwas Bestimmtes an sich. Das kenne ich aus Erfahrung.«
    Judy King schaute mir fassungslos ins Gesicht, ohne zunächst etwas zu sagen. Dass ich sie so kalt erwischt hatte, damit musste sie erst mal fertig werden.
    Sie war auf ihrem Platz leicht in sich zusammengesunken. So reagierte ein Mensch, der dabei war, seine Sicherheit zu verlieren.
    Sie senkte den Kopf. Dabei rieb sie ihre Hände unsicher gegeneinander. Ich sah auch, dass sie schluckte, und schließlich nickte sie.
    »Ja, ich hatte Besuch. Aber er geht Sie nichts an. Das ist einzig und allein meine Sache. Begreifen Sie das?«
    Und ob ich das begriff. Sie hatte schließlich laut genug gesprochen.
    Dass ich ihr keine Antwort gab, mochte für sie wohl daran liegen, dass sie mich verunsichert hatte. Wenn ich ehrlich sein sollte, traf dies auch zu. Aber ich war auf eine bestimmte Weise verunsichert. Es lag an meinem Kreuz, das plötzlich ein Signal aussandte.
    Es war nicht mehr als ein schwacher Hauch von Wärme, der sich um meinen Talisman gelegt hatte, und doch war er zu spüren.
    Ich hob den Kopf an, gab aber nicht zu erkennen, dass ich gewarnt worden war.
    Wenn das Kreuz so reagierte, dann befand sich etwas in der Nähe, das auf eine Gefahr hinwies. Eine Gefahr, die metaphysisch sein konnte und zur an-. deren Seite gehören musste.
    Mein Blick traf Judys Gesicht.
    Der Ausdruck darin hatte sich verändert. Jetzt las ich darin wie in dem berühmten offenen Buch.
    Sie hatte etwas gesehen oder gespürt.
    Mir kroch eine leichte Gänsehaut über den Rücken, während ich mich auf mein Kreuz konzentrierte und mitbekam, wie sich Judys Lippen zu einem Lächeln verzogen.
    »Haben Sie etwas?«
    »Nein. Oder doch.« Sie schüttelte den Kopf. »Es ist alles so, wie ich es sagte. Sie sollten nicht mehr bei mir bleiben. Es kann manchmal gefährlich sein.«
    »Auch hier?«
    »Gehen Sie!«
    Das wollte ich nicht, und doch bewies mein Handeln das glatte Gegenteil, denn ich stand auf.
    Blitzschnell fuhr ich herum.
    Ich hatte es schon geahnt.
    Ich sah den Engel.
    Mit gezogenem Schwert stand er vor mir…
    ***
    Nein, ich hatte mich nicht konkret darauf einstellen können, obwohl die Überraschung nicht so groß war, weil mich das Kreuz vorher gewarnt hatte.
    Aber es gab einen anderen Grund, weshalb ich so überrascht war.
    Es war das Aussehen der Erscheinung. Vorhin hatte ich gegenüber Judy King den Begriff Zwilling benutzt, und der schien sich hier zu bewahrheiten.
    Ich konzentrierte mich auf das Gesicht der Erscheinung und entdeckte zahlreiche Gemeinsamkeiten mit Judy King.
    Einen großen Unterschied gab es allerdings. Das waren die Flügel. Die besaß Judy King nicht, dafür aber die Besucherin, die wie ein Geist erschienen war. Die Flügel ragten über ihre Schultern hinweg und hatten Federn wie die eines Vogels. Der rechte Flügel war dunkel und der linke hell.
    Ich schaute in die Augen des Engels.
    Sie waren so klar, so anders als die eines Menschen. Das kalte Schimmern darin schien aus einer anderen Welt zu stammen.
    Dieser Engel machte auf mich einen harmlosen und gefährlichen Eindruck zugleich.
    Er trug ein Kleid, das bis zu den Knöcheln reichte und aus einem blassen, leicht rosa schimmernden Stoff bestand.
    Ich spürte die Warnung auf meiner Brust, die nicht verschwinden wollte. Aber ich reagierte nicht darauf, denn ich wollte unbedingt mit der Erscheinung in Kontakt treten. Dabei rechnete ich nicht damit, dass sie auf einen Kampf aus war. Möglicherweise konnte ich mit ihr sprechen und erfahren, was hinter ihr steckte und auch hinter diesem Angriff auf dem Hoteldach.
    »Liliane!«
    Judy King hatte den Namen gerufen.
    Ich kannte den Grund nicht, ich dachte über den Namen nach und das war wohl ein Fehler, denn jetzt reagierte der Engel.
    Er hob das Schwert mit der

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