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1561 - Wächterin der Nacht

1561 - Wächterin der Nacht

Titel: 1561 - Wächterin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mich steht fest, dass Sie für Liliane wichtig sind. Das hat sie Ihnen ja auf dem Dach des Hotels bewiesen.«
    »Ja, ja, schon. Es fällt mir nur so schwer, es zu glauben, obwohl sie auch in meiner Wohnung gewesen ist.«
    Sie schloss für einen Moment die Augen. »Es ist alles so kompliziert«, flüsterte sie.
    »Ich wünschte mir, ich wäre eine andere Person.«
    »Das wird vorbeigehen, Judy…«
    »Kann sein.« Dann schwieg sie, denn sie wusste nicht, was sie noch sagen sollte.
    Auch ich hielt den Mund. So konzentrierten wir uns auf die Umgebung, die nicht so still war, wie es den Anschein gehabt hatte. Jetzt gab es keine Ablenkung durch unsere Unterhaltung mehr. Wir hörten das Rascheln, wir rochen die Erde und spürten den Wind auf unseren Gesichtern wie ein Streicheln.
    »Ob sie wirklich hier ist?«, flüsterte Judy.
    »Keine Ahnung. Ich kann sie jedenfalls nicht spüren.«
    »Haben Sie nicht das Kreuz?«
    »Doch.« Ich holte es hervor und zeigte es ihr für einen Augenblick.
    »Und Sie spüren nichts?«
    »Nein.«
    »Dann ist Liliane auch nicht hier.« Ich hätte sie gern in ihrem Glauben gelassen, aber das wollte ich nicht. Ich zog die Kette des Kreuzes über den Kopf und steckte meinen Talisman in die Jackentasche, sodass ich ihn schneller zur Hand hatte, wenn es darauf ankam.
    »So kann man es nicht sagen. Sie kann sich in Sphären aufhalten, die uns verschlossen bleiben. Deshalb sollten wir nicht voreilig sein.«
    »Gut, dann warten…« Das letzte Wort sprach sie nicht mehr aus, denn sie schrak wie unter einem Hieb zusammen und hielt sich an mir fest.
    »Was haben Sie, Judy?«
    »Sie ist da!«
    »Liliane?«
    »Ja.«
    »Und wo?«
    »Keine Ahnung, aber ich spüre es deutlich.«
    Das war zu sehen, denn über ihren Körper rann ein Schauer.
    Es gab keinen Grund, ihr nicht zu glauben, nur war Liliane für mich momentan nicht sichtbar. Mein Unwissen dauerte trotzdem nicht lange an, denn Judy reagierte plötzlich. Mit einer abgehackt wirkenden Bewegung hob sie ihren rechten Arm. Der ausgestreckte Zeigefinger wies nach vorn, dorthin, wo die alte Treppe den Hang hinaufführte.
    Auf den Stufen stand eine Gestalt.
    Liliane!
    ***
    Wir hatten mit ihrem Erscheinen rechnen müssen, und so war es keine große Überraschung für uns. Sie stand höher als wir, und deshalb hatte ich das Gefühl, von einem Wesen angeschaut zu werden, das sich wie eine Königin fühlte.
    Ich hier oben, ihr dort unten!
    Ich betrachtete sie genau, denn ich wollte wissen, in welcher Form sie erschienen war. Stofflich? Feinstofflich? Oder beides zugleich?
    Liliane war beides. Sie war in diesem Fall ein Phänomen, und mir fiel Raniel wieder ein. Auch er war so, ein Wanderer zwischen den Dimensionen, und als das sah ich auch diese ungewöhnliche Frauengestalt.
    Sie stand da in ihrem langen Kleid, das in dieser Umgebung farblos erschien.
    Da gab es noch das Schwert mit der langen schmalen Klinge. Sie hielt den Griff in der rechten Hand. Die Klingenspitze hatte Kontakt mit der Stufe unter ihr.
    Seitlich des Kopfes ragten die beiden Flügel in die Höhe. Der dunkle auf der rechten Seite, der helle auf der linken. Auch wenn sie aussahen wie das Gefieder eines Vogels, so glaubte ich nicht daran. Das konnte Täuschung sein, aber es war in diesem Fall auch nebensächlich.
    »Sie ist tatsächlich gekommen«, flüsterte Judy neben mir. Es klang beinahe erleichtert. »Aber wird jetzt wirklich alles gut? Wissen wir bald Bescheid?«
    »Ja, das ist möglich. Aber wir sollten abwarten, Judy. Sie wird uns den Grund ihres Kommens sicher gleich mitteilen.«
    »Hoffen Sie das?«
    »Ich weiß es!«
    Judy nickte, fasste nach meiner linken Hand und hielt sich daran fest. Bisher war noch nichts geschehen. Verstohlen ließ ich meine rechte Hand in die Tasche gleiten und strich über das Kreuz.
    Die schwache Wärme beruhigte mich irgendwie. Es tat also seine Pflicht. Es spürte das Andere, wodurch sich Liliane allerdings nicht beeindrucken ließ.
    Sie blieb nicht länger auf der Stufe stehen und ging weiter. Es war nichts zu hören, denn ihre bloßen Füße berührten die Stufen nicht. Sie schwebte engelhaft über die Treppe hinweg und hielt dann an, als sie die Hälfte hinter sich gelassen hatte.
    Von diesem Platz aus schaute sie nicht mehr so hochnäsig auf uns nieder. Zumindest wirkte es nicht so. Aber noch befanden wir uns nicht auf Augenhöhe.
    »Was will sie, John?«
    »Das werden wir gleich wissen.«
    Sie drückte meine Hand fester und flüsterte: »Haben Sie keine

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