1564 - Wenn die Toten sprechen
Er setzte nach wie vor auf seine Stärke.
»Dann eben anders!«, flüsterte er scharf und riss seinen rechten Arm hoch, um das Messer auf Maria zu schleudern…
***
Genau in diesem Augenblick fiel der Schuss!
Ich hatte damit bis zum letzten Augenblick gewartet, weil ich mir wichtige Informationen nicht entgehen lassen wollte.
Suko hatte noch nicht geschossen. Er würde es tun, sobald sich der zweite Killer falsch bewegte.
Ich hatte getroffen.
Der Mann kam nicht mehr dazu, sein Messer auf Maria Conti zu werfen.
Die Kugel aus der Beretta erwischte ihn im Gesicht, denn ich hatte auf die Helmöffnung gezielt.
Er schrie nicht mehr. Es war ihm nicht mehr möglich, und er konnte auch nicht weiter zurück, denn der Grabstein hinter seinem Rücken hielt ihn auf. So musste er vor ihm stehen bleiben.
Ich war hinter Maria aufgetaucht, schaute durch die Helmöffnung des Killers und sah, dass sein Gesicht nur noch eine blutige Masse war.
In den folgenden Sekunden schien die Umgebung erstarrt zu sein.
Niemand bewegte sich. Nur der Killer musste es tun.
Er sackte in die Knie. Und ich ging jede Wette ein, dass er schon tot war, bevor er mit einem dumpfen Laut auf den Boden schlug. Es setzte mir auch hier zu, dass ich einen Menschen getötet hatte, aber ich hatte nicht anders handeln können, weil ich Marias Leben hatte retten müssen.
In meiner Nähe bewegte sich Suko. Er ging auf den zweiten Mann zu, der vor Schreck eingefroren war.
»Weg mit dem Messer!«
Man konnte kaum so schnell schauen, wie der Typ gehorchte. Das Messer fiel zu Boden und blieb mit der Klinge stecken.
Von dem Mann drohte auch keine Gefahr mehr.
Mit drei weiteren Schritten war Suko bei ihm, drückte ihn bis gegen den Baumstamm zurück und riss ihm den Helm vom Kopf. Zum Vorschein kam ein völlig verschwitztes Gesicht, in dem die Angst ihre Spuren hinterlassen hatte.
Mit routinierten Bewegungen legte Suko ihm Handschellen an und zwang ihn zu Boden.
»Wenn du zu fliehen versuchst, ist es vorbei mit dir. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
Der Typ nickte nur. Sprechen konnte er nicht mehr.
Suko kümmerte sich um seine andere Aufgabe. Er ging auf die Grabfigur zu, an der Silke Hartmann gefesselt hing. Ob sie alles mitbekommen hatte, was hier passiert war, wussten wir nicht. Sie jedenfalls war gerettet worden, im Gegensatz zu ihrem Mann.
Ich blieb vor Maria Conti stehen. Sie tat nichts, und sie bewegte sich auch nicht. Dafür hielt sie den Blick gesenkt und konnte ihn nicht von meinem Kreuz lassen.
»Nun?«
Sie nickte, dann hob sie den Kopf.
»Ich habe es überstanden«, sagte sie mit leiser Stimme. »Ich lebe noch.«
»Ja, das ist gut.«
»Aber nur durch das Kreuz.«
Ich lächelte und hob die Schultern. »So hat es sein müssen, Maria. Es stellt sich immer auf die Seite des Guten. Und ich bin davon überzeugt, dass der Teufel es nie besiegen wird.«
»Ja, das denke ich auch. Leider kann das Kreuz nicht überall sein, und das ist schade. Deshalb wird er immer wieder seine Gelegenheiten finden. So war es auch bei mir.«
»Aber du hast ihm widerstanden.«
»Habe ich das wirklich?«, fragte sie.
Der Unterton in ihrer Stimme machte mich schon misstrauisch.
»Wie kommst du darauf?«
»Ich glaube, das muss man anders sehen.«
»Und wie?«
Sie sah mich an, ich blickte zurück. Es entstand so etwas wie ein Dialog zwischen unseren Augen, und ich hörte ihre leise Stimme sagen:
»Letztendlich habe ich gewonnen.«
Richtig schlau wurde ich aus ihren Worten nicht.
»Kann es sein, dass du in Rätseln zu mir sprichst?«
»Ja, für dich schon.«
»Und?«
Auf ihren Lippen erschien ein Lächeln. »Ich werde nicht mehr lange in Rätseln sprechen, John. Ich möchte dir etwas zeigen.«
»Was denn?«
»Warte es ab.«
Unser Gespräch wurde durch Sukos Erscheinen unterbrochen. Er kam zu uns und nickte.
»Ich habe einen Notarzt alarmiert. Die Kollegen sind auch unterwegs. Alles nimmt seinen normalen Gang.«
»Das ist okay«, sagte ich.
»Können wir dann?«, fragte Maria.
Obwohl ich gemeint war, zuckte Suko leicht zusammen.
»He, ihr wollt verschwinden?«
Ich hob die Schultern. »Maria will mir etwas zeigen.«
»Aha. Und was?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Du brauchst auch nicht mitzugehen«, sagte Maria. »John wird dir alles berichten.«
Mein Freund hob die Schultern. »Nun ja, wenn das so ist, dann halte ich mich mal zurück.«
»Ja, bis dann«, sagte Maria. »Es war schön, dass ich dich kennenlernen durfte.«
Sie hatte
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