1565 - Feuerhand
richtigen Platz noch nicht gefunden, als es geschah.
Suko kannte das Geräusch, das über seinem Kopf zu hören war. Das heftige Flattern war mit einem leisen Rauschen verbunden. So bewegten sich Schwingen, und sein Blick schnellte förmlich in die Höhe.
Er brauchte kein zweites Mal hinzuschauen. Über ihm flatterte eine Fledermaus hinweg.
Groß, fast schon gewaltig. Die beiden zackigen und mächtigen Schwingen und ein recht kleiner Kopf, auf dem ein rotes D leuchtete.
Er war es!
Sukos Hand näherte sich nicht der Beretta. Mit einer Silberkugel konnte er gegen Mallmann nichts ausrichten, der weiterhin als Fledermaus durch die Luft flatterte und keinerlei Anstalten traf, in Sukos Nähe zu landen.
Dabei hat er mich gesehen!, dachte er. Was soll der Zirkus über meinem Kopf? Vielleicht eine Ablenkung?
Er wusste es nicht, aber sein Misstrauen war geweckt worden. Mallmann zeigte sich so offen, das roch förmlich nach einer Falle. Der Gedanke blitzte in Sukos Kopf nur kurz auf, dann sah er, wie Mallmann tiefer flog.
Ein Stück von ihm entfernt segelte er dem Boden entgegen und erreichte ihn auch.
Suko lief nicht hin. Er wartete ab, denn etwas bezweckte Mallmann mit seinem Verhalten. Es sah ganz so aus, als wollte er sich auf dem Boden in einen Menschen verwandeln.
Und das geschah auch. Suko sah die zuckenden Bewegungen, hörte ein Rascheln, und plötzlich stand die Person Mallmann vor ihm.
Der Supervampir.
Suko verschwendete keinen Gedanken an seine Beretta. Jetzt konnte ihm nur die Dämonenpeitsche helfen. Sie steckte ausgefahren in seinem Gürtel, und Suko berührte den Griff bereits mit der Hand, als er überrascht wurde.
In seinem Rücken hörte er das Geräusch. Er wusste nicht, was es bedeutete und von wem es stammte. Er kam auch nicht dazu, sich umzudrehen, denn plötzlich war der Luftzug da, der Sukos Nacken erwischte. Mit ihm zugleich auch der Schlag.
Für einen winzigen Moment stellte sich Suko unfreiwillig auf die Zehenspitzen, dann brach er zusammen und blieb bewegungslos auf dem mit kleinen Pflastersteinen bedeckten Boden liegen…
***
Neben ihm stand Mike Dexter und lachte. Es hörte sich mehr an wie ein Grollen, das aus den Tiefen seiner Kehle stieg und all den Triumph ausdrückte, den er empfand.
In der rechten Hand hielt er einen knorrigen Knüppel, der schon mehr ein Ast, war. Sein Körper brannte nicht, doch er gab einen rauchigen Geruch ab.
Seine Absicht lag auf der Hand. Er würde sich bücken, den Mann packen, ihn in die Höhe reißen und verbrennen, falls er zuvor nicht noch sein Blut trank.
Die Bewegung war schon eingeleitet, als plötzlich Dracula II vor ihm stand.
»Nein!«
Es war ein scharf gezischtes Wort, das den Helfer auf der Stelle erstarren ließ.
»Warum nicht? Er ist ein Feind!«
»Das weiß ich. Das sind die anderen beiden im Haus auch. Aber wir wollen sie überraschen. Ich will nicht, dass sie schon vorher merken, dass hier etwas passiert ist. Das Feuer würde sie aufmerksam machen. Da brauchen sie nur in der Nähe eines Fensters zu stehen. Ist dir das klar?«
Mike Dexter richtete sich wieder auf und nickte. Dabei war zu sehen, wie hinter seiner Haut ein feuriger Strom entlang rann, doch in Stirnhöhe verblasste.
»Ich habe gesehen, woher Suko gekommen ist«, sagte Mallmann. »Und den Weg werden wir auch nehmen.«
»Geht es endlich ins Haus?«, fragte Firehand noch mal nach.
»Ja, es soll brennen und die Menschen gleich mit…«
***
Jane und ich waren zurückgeblieben, und wir befanden uns in einem Zustand des Zweif eins, denn wir wussten beide nicht, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, uns aufzuspalten.
Die Raffinesse eines Dracula II war uns bekannt. Auf der anderen Seite war Suko kein neugieriger Hase. Der kannte die Tricks und würde sich dementsprechend verhalten.
Ich war mit Jane Collins zusammen im Erdgeschoss geblieben, weil wir davon ausgingen, dass eigentlich nur hier jemand in das Haus eindringen würde. Mallmann konnte natürlich auch oben eine Fensterscheibe einschlagen, doch das war nicht sein Ding. Es hätte zu viel Lärm verursacht, und so warteten wir hier unten ab.
Jane schaute aus dem Fenster von Lady Sarahs Wohnzimmer in den Hof. Ich ließ sie einige Sekunden in Ruhe, bevor ich sie fragte, ob sie etwas entdeckt hatte.
»Nein, nichts, John, gar nichts.«
»Mist.«
»Kannst du laut sagen.«
»Hast du auch in die Höhe geschaut?«
»Habe ich.«
Weitere Fragen stellte ich nicht, weil ich die Vibration meines Handys spürte.
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