1565 - Feuerhand
Dass auch Vampire mit der Zeit gehen, erlebte ich wenig später, denn da hörte ich die Stimme der Cavallo.
»Wie geht es euch?«
»Hör auf. Was willst du?«
»Dir nur mitteilen, dass hier alles ruhig ist. Und bei euch?«
»Auch.«
»Dann müssen wir noch warten, Partner. Ich melde mich wieder, sollte sich hier was tun.«
»Okay,«
Mit der Cavallo zu sprechen wie mit einem normalen Menschen, damit hatte ich noch immer meine Probleme. Auch der Begriff Partner aus ihrem Mund gefiel mir ganz und gar nicht.
Ich war im Flur stehen geblieben, und Jane Collins hatte mich sprechen gehört.
Deshalb kam sie zu mir und wollte wissen, ob etwas passiert war.
»Nein. Justine hat sich gemeldet und erklärt, dass vorn alles ruhig ist.«
»Sollen wir uns jetzt freuen?«
»Besser nicht.«
»Meine ich auch.« Sie strich ihre Haare aus der Stirn, die dort festgeklebt waren. Auf ihrem Gesicht zeigte sich ein nachdenklicher Ausdruck. »Wenn ich daran denke, dass mein Körper jetzt zu Asche hätte verbrannt sein können, wird mir ganz anders.«
»Dass du noch lebst, hast du der Cavallo zu verdanken.«
Jane verdrehte die Augen. »Ich weiß. Aber was machen wir, wenn wir diesem Flammenmann gegenüberstehen? Weißt du, wie man ihn ausschalten kann?«
»Im Moment noch nicht.«
»Und was ist mit deinem Kreuz?«
Jane wusste, dass mein Kreuz in der Lage war, ein bestimmtes Feuer zu löschen, und zwar das Höllenfeuer oder die Flammen der Hölle. Es wäre mir sehr entgegengekommen, wenn ich es mit diesem Feuer zu tun hätte, aber das glaubte ich nicht. Trotzdem hatte ich das Kreuz offen vor meine Brust gehängt.
Jane blieb hartnäckig und fragte mit leiser Stimme: »Du glaubst nicht, dass es das Feuer stoppen kann?«
»Ich habe da meine Zweifel.«
»Okay, ich ebenfalls. Und was hältst du von einer geweihten Silberkugel? Wie sehen deine Hoffnungen da aus?«
»Auch nicht besonders.«
Jane grinste schmal.
Ich wollte ihr vorschlagen, nach oben zu gehen. Ob sie dort sicherer war, wusste ich natürlich nicht. Ich hatte nur das Gefühl, dass wir, wenn wir den Besuch bekamen, hier unten auf ihn treffen würden.
Ich hatte das erste Wort noch nicht ausgesprochen, als es geschah.
Die Hintertür hatten wir wegen Suko bewusst nicht abgeschlossen, damit ihm, wenn er zurück ins Haus musste, kein Hindernis im Weg stand.
Das konnten wir jetzt vergessen, denn die Tür wurde wuchtig aufgestoßen, und in das Haus glitt mit einem langen Schritt der Flammenmann…
***
Er war es, das sah ich sofort. Ich hatte seine Beschreibung nicht vergessen. Aber er präsentierte sich als normaler Mensch und nicht als eine Gestalt, die von einem feurigen Umhang umhüllt wurde.
Er trug so etwas wie eine Drillichkleidung, die ihn wie einen Soldaten aussehen ließ. Sein Gesichtsausdruck war starr. Dafür strahlten die Augen einen bösen und stechenden Blick aus, als wollte er uns damit zersägen. Der Mund stand offen, sodass er das zeigte, auf das er inzwischen sehr stolz war.
Zwei Blutzähne!
Es war alles sehr schnell abgelaufen. Jane und ich griffen weder an noch ein, und auch Dexter tat nichts, weil er noch eine zweite Gestalt abwarten wollte.
Mallmann kam!
Wie ein Dieb schlich er herein. Auf seiner Stirn leuchtete das rote D wie eine frische Narbe. Sein Mund war verschlossen, die Lippen in seinem blassen Gesicht fielen so gut wie nicht auf, aber das kannte ich bei ihm.
»Hallo, Geisterjäger. So sehen wir uns also wieder.«
»Darauf hätte ich gut verzichten können.«
Mallmann amüsierte sich. »Hast du gedacht, dass du mich jetzt, wo Saladin nicht mehr ist, locker vernichten kannst?«
»Das habe ich nie angenommen, denn ich weiß, dass du nicht so einfach auszuschalten bist. Wir sollten uns nichts vormachen, Will. Wir beide kommen nie gemeinsam auf ein Brett.«
»Wie wahr, mein Freund. Und ich habe jemanden gefunden, der auf seinem Gebiet ebenso gut ist wie Saladin damals.«
»Ich weiß, dass er Mike Dexter heißt.«
»He, du bist nahe dran.«
»Wir jagen ihn.«
Dracula II lachte. »Und jetzt jagt er dich. Das heißt, er hat dich gefunden. Von dir und deiner Jane wird nur noch Asche zurückbleiben. Sein Feuer wird euch töten. Es wird auch das Haus hier verbrennen, und Suko als auch die Cavallo werden uns ebenfalls nicht entkommen. Vier auf einen Streich, besser geht es nicht.«
»Noch leben wir.«
Mallmann winkte ab. »Jetzt sag nur nicht, dass du deine Hoffnungen auf das Kreuz setzt.«
»Warum sollte ich das nicht?«
»Weil es
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