1565 - Feuerhand
nicht. Er war ruhiger, und deshalb standen dort auch zahlreiche Botschaften. Keine Hochhäuser. Villen auf großen Grundstücken, deren Gelände von Kameras überwacht wurden, das alles gehörte dazu, aber auch Straßen, in denen normale Häuser standen, viele Bauten noch aus der Zeit, als Queen Victoria das Sagen hatte.
Die Straße, in der Janes geerbtes Haus stand, war sehr gepflegt. Bäume wuchsen auf beiden Seiten, zwischen denen Autos parken konnten, wenn es nicht zu voll war, und die Befürchtung überkam Suko, als er in die Straße einbog, in der sich das Licht der Laternen im Laub der Bäume verfing und manchen Blättern einen leicht goldenen Schimmer gab.
»Das habe ich mir gedacht«, murmelte Suko. »Kein Parkplatz zu finden.« Und so musste er an Janes Haus vorbeirollen, was in einer langsamen Fahrt passierte.
Er sah das Licht hinter den Fenstern brennen und empfand diese Normalität als wohltuend. Seinen Vorsatz, bei Jane anzurufen, stellte er zurück.
Suko wendete am Ende der Straße und rollte den Weg zurück. Er glaubte, an der anderen Seite eine Lücke gesehen zu haben, was sich allerdings als Irrtum herausstellte.
Die Lücke gab es zwar, aber die war nicht groß genug für seinen BMW.
Trotzdem nahm Suko sie. Er lenkte den BMW quer hinein. So stand er halb auf dem Gehsteig und ragte mit dem Heck ein Stück auf die Straße, wo er jedoch im Scheinwerferlicht zu sehen sein würde, sodass andere Fahrer rechtzeitig ausweichen konnten.
Suko stieg aus.
Er hatte bisher keinen Menschen im Freien gesehen. Das blieb auch jetzt so, aber sicher konnte Suko nicht sein, dass sich niemand in der Gegend aufhielt.
Auch er hatte seine Eigenarten. Er überquerte die Straße noch nicht. Er wollte sich erst ein Bild machen. Gefahren hielten sich oft verborgen, und darin war gerade jemand wie Mallmann perfekt.
Ihn musste man nicht nur am Boden suchen, sondern auch in der Luft, da er sich leicht in eine Fledermaus verwandeln konnte.
Zwischen zwei Bäumen hielt Suko an. Er legte den Kopf in den Nacken und suchte den Himmel über der Straße und den Dächern ab. Ein Feind war nicht zu sehen. Keine riesige Fledermaus, die über die Dächer und den Kronen der Bäume hinwegsegelte.
Es war friedlich. Alles war normal wie immer, und dennoch traute Suko dem Frieden nicht.
Um sein Ziel zu erreichen, musste er die Straße überqueren. Es rollte kein Fahrzeug durch die Straße, auf deren Mitte Suko kurz stehen blieb und sich erneut umschaute.
Er sah nichts Verdächtiges. Mallmann und sein neuer Helfer hielten sich zurück.
Nach ein paar Schritten hatte er den gegenüberliegenden Gehsteig erreicht. Er roch das frische Laub der Bäume, und das schimmernde Licht der Laternen legte sich wie ein weicher Schleier über die Umgebung, sodass es nicht völlig dunkel war. Hinzu kam das Licht aus den Häusern.
Suko blieb angespannt. Dafür kannte er seine Gegner zu gut. Er ließ sich nicht von der Harmlosigkeit und Friedfertigkeit in dieser Straße einlullen. Beides konnte sich blitzschnell ändern, und dann schlug das Grauen mit einer wahren Urgewalt zu. Auch das hatte Suko bereits mehr als einmal erlebt.
Er musste noch einige Häuser und Vorgärten passieren, bis er an sein Ziel gelangte. Seine Schrittgeräusche dämpfte er so gut wie möglich, um lauschen zu können.
Trotzdem wurde er überrascht. Hinter einem Baumstamm schälte sich jemand hervor.
»Da bist du ja!«
Suko stand still. Er schaute auf die hellblonden Haare der Vampirin Justine Cavallo.
»Ich hatte es versprochen.«
Die Cavallo lachte.
»Da hat wohl jemand Furcht davor gehabt, dass unsere kleine Mannschaft nicht ausreicht.«
Suko wusste, wen die Cavallo damit gemeint hatte.
»Wo stecken Jane und John?«
»Im Haus.«
»Allein?«
»Sicher.«
»Und Mallmann?«.
»Den habe ich noch nicht entdeckt.«
»Aber er könnte sich hier aufhalten?«
»Davon gehe ich aus. Und er ist nicht allein. Er hat einen Helfer an seiner Seite. Ich denke, vor ihm sollten wir uns alle hüten. Ich habe Jane im letzten Moment retten können. Wäre es ihm gelungen, sie zu packen, hätte er sie verbrannt. Und das ist das Neue daran. Ein Vampir, der das Feuer beherrscht und nicht von ihm vernichtet wird. Wir werden wohl umdenken müssen.«
»Ja, wie so oft. Und du hast dir vorgenommen, hier draußen Wache zu stehen?«
»Einer muss die Umgebung unter Kontrolle halten.«
»Das stimmt. Aber hast du auch an die Eckseite gedacht?«
»Ja.« Ihr glattes Gesicht verzog sich. »Ich
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