Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1566 - Das Musical-Gespenst

1566 - Das Musical-Gespenst

Titel: 1566 - Das Musical-Gespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
ich keine Antwort erhalte, bist du in drei Sekunden tot!«
    »Die Antwort gebe ich dir!«
    Die Stimme war wieder da. Jetzt konnte sie jeder hören, und nicht nur das. Aus dem Hintergrund schob sich eine Gestalt hervor, die sich als Frau mit langen, rötlich schimmernden Haaren entpuppte.
    Es war tatsächlich die ehemalige Wölfin Nadine Berger, das Tier mit der menschlichen Seele, das sich wieder zurück in einen Menschen verwandelt hatte und nun seinen Platz in einer anderen Dimension gefunden hatte, auf der mythischen Insel Avalon. Das war Nadines neue Heimat geworden, in der sie sich wohl fühlte. Sie hatte sich von den Menschen zurückgezogen, ohne sie jedoch ganz loszulassen, und das lag an ihrem Schicksal, das mit Johnny Conolly verbunden war.
    Nadine trug ein langes Kleid. Sie hatte keine Waffe bei sich, aber sie strömte eine Sicherheit aus, die nicht ohne Eindruck auf Indra blieb.
    Das Musical-Gespenst bewegte sich nicht. Es tat auch nichts, um Nadine Berger zu stoppen.
    Dicht vor ihr blieb Nadine stehen. Um Johnny kümmerte sie sich nicht, jetzt war für sie nur Indra wichtig.
    Sie sprach sie mit leiser Stimme an.
    »Dein Plan kann noch so gut gewesen sein, aber etwas hast du dabei vergessen. Es ist die Macht der Sympathie, die Macht der Liebe und auch die der Sorge.«
    »Wer bist du wirklich?«
    »Ein Engel.«
    Indra lachte. »Nein, so sehen keine Engel aus. Das bist du nie und nimmer.«
    »Dann bin ich ein Schutzengel, und zwar seiner. Ich lasse es nicht zu, dass du Johnny tötest. Du kommst nicht von dieser Welt, ebenso wie ich. Aber wir beide sind so verschieden wie Feuer und Wasser, und ich sage dir, dass du ihn nicht töten wirst.«
    Johnny erwartete, dass Indra protestieren oder irgendwie anders reagieren würde. Aber das blieb aus, denn Nadine Bergers Erscheinen hatte Indra völlig aus dem Konzept gebracht.
    Ihre Sicherheit war verschwunden. Sie zeigte es dadurch, dass sie nicht mehr so ruhig auf der Stelle stand. Durch ihre Glieder lief ein ständiges Zittern.
    Nadine stellte sich neben und zugleich etwas vor Johnny. So hatte sie eine schützende Haltung eingenommen, was die andere Seite wohl bemerkte, aber nicht eingriff.
    Dafür überkam Johnny eine gewisse Ruhe, obwohl dieses verdammte Ding noch an seiner Kehle hing. Aber die seltsame Schlange biss nicht zu. Von allein tat sie nichts, und so war es Johnny möglich, seine Sinne für andere Dinge zu öffnen. Er spürte eine gute Ausstrahlung.
    Obwohl Nadine Berger zum Greifen nahe vor ihm stand, wusste er nicht mit Bestimmtheit zu sagen, wer sie genau war. Aus Fleisch und Blut oder in einem Zustand der Feinstofflichkeit, der allerdings nicht so wirkte.
    »Nimm den Killer von der Kehle weg!«
    Die Worte waren leise gesprochen worden, aber laut genug, dass Indra sie verstand. Wieder hörte Johnny einen leisen Pfiff. Was er kaum für möglich gehalten hatte, trat ein.
    Der Druck an seiner Kehle verschwand. Da gab es keine Zähne mehr, die sich in sein Fleisch bohrten. Er sah noch die huschende Bewegung, dann hockte das böse Tier wieder auf dem Stab und glotzte aus seinen Augen ins Leere.
    Indras Einfluss schwand immer mehr, falls er überhaupt noch vorhanden war.
    Johnny traute sich endlich wieder, tief durchzuatmen. Er konnte sogar lächeln. Er wollte auch nicht wissen, wie Nadine es geschafft hatte, hier zu erscheinen, wichtig war für ihn erst einmal, dass er vorerst dem Tod entgangen war. Johnny hatte das Gefühl, dass Indra ihm nichts mehr antun konnte. Er hatte bisher daran gezweifelt, wirklich ein Gespenst vor sich zu sehen. Nun erhielt er den Beweis, denn die Gestalt begann zu zittern und verlor ihre Festigkeit. Sie stand zwar noch da, glich aber mehr einem Hologramm.
    »Steh auf!«, sagte Nadine zu Steve Mulligan.
    Stevie, der in den letzten Minuten nur mit offenem Mund dagesessen und gestaunt hatte, musste noch mal aufgefordert werden, um sich von seinem Platz zu erheben. Er tat es langsam und schaute misstrauisch, als könnte er das, was hier geschah, nicht glauben.
    »Mach schon!«, flüsterte Johnny.
    Endlich gehorchte Stevie. Er zitterte und sah, dass Nadine ihm zuwinkte.
    In ihrer und seiner Nähe blieb er stehen. Genau das hatte Nadine gewollt.
    »Jetzt bitte keine Fragen mehr«, sagte sie mit leiser Stimme. Zugleich breitete sie die Arme aus. Etwas erklären musste sie nicht. Johnny und Stevie wussten auch so, was sie zu tun hatten.
    Jeder umfasste eine Hand.
    Johnny schloss sekundenlang die Augen. Es tat ihm wahnsinnig gut, diese

Weitere Kostenlose Bücher