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1567 - Die Auserwählten

Titel: 1567 - Die Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Zukunft öfter das tun müssen, was früher er getan hatte.
    Stunden später stand das Ergebnis der Operation fest: Ein Projektil hatte Bransor Manellas rechtes Auge getroffen und war dort steckengeblieben. Die Sehkraft ließ sich nur zu einem kleinen Teil wiederherstellen, die Beweglichkeit des Auges überhaupt nicht mehr. Es würde immer verunstaltet bleiben und sich nie mehr weiter öffnen als einen. Spalt. „Was wirst du nun tun, Meister?" fragte sie.
    Der alte Linguide erhob sich unschlüssig. „Ich habe mein Wissen nicht verloren. Ich kann euch noch immer vieles lehren. Oder ich gebe die MINVERDASS weiter an einen Linguiden, der talentiert genug und jung ist. Laß mir Zeit, um nachzudenken.
     
    4.
     
    Bury Comansor entschied, das Schiff als Kapitän weiterzuführen. Nach dem Verlust seiner Fähigkeiten entpuppte er sich als um so gestrengerer Lehrer; durch die Reduzierung seiner Pflichten fand er Zeit, sich fast Tag und Nacht mit Hagea und Bransor zu befassen.
    Ein weiteres Jahr später hatten sie sämtliche anderen Schüler des Meisters überflügelt.
    Und seit einiger Zeit kamen immer wieder andere Friedensstifter vorbei, um sich Hagea und Bransor anzusehen. Alle gingen zufrieden. Auf der MINVERDASS wuchsen zwei vielversprechende Schüler heran.
    Bransor jedoch entwickelte noch immer wesentlich mehr Fleiß als Hagea. Es war, als habe seine Verwundung ihn nur noch verbissener gemacht. Er genügte selbst Comansors harten Ansprüchen.
    Bald führte er erste eigene Einsätze durch.
    Seine Erfolge ließen ihn bald schon berühmt werden. Die Leute nannten ihn den Stern von Verehost; zum einen, weil er vom Planeten Verehost im Naudii-System stammte, zum anderen, weil er das Gesichtshaar rund um das gesunde Auge sternförmig ausrasiert hatte. Auf der anderen Seite wuchs das Haar so dicht, daß keiner seinen Makel mehr sehen konnte. Sein rechtes Auge war stets verdeckt.
    Hageas Makel lag auf anderem Gebiet.
    Denn als Makel empfand sie ihren fehlenden Antrieb inzwischen. Sie lag noch immer faul auf ihrem Bett, anstatt zu arbeiten. Sie war noch immer dicker als die meisten Linguiden, und noch immer sehnte sie sich nach Dauho zurück. Wie gern hätte sie ihr Leben als Bäuerin verbracht.
    Doch ihre Bestimmung lautete anders.
    Immerhin hatte der Vorfall von Mensa Isie aufgerüttelt.
    Ihr Weg verlief weniger geradlinig als der ihres Freundes, aber es ging voran. Niemand konnte ihr mehr nachsagen, sie verschwende ihr Talent. Vielmehr hatte sie ihren eigenen Rhythmus gefunden.
    Das einzige, was daran wirklich störte, war ihre Unfähigkeit, sich der Erwartungshaltung der Linguiden ringsum zu entziehen.
    Am schlimmsten trieb es natürlich Bury Comansor. „Dir fehlt der nötige Ernst!" warf er Hagea immer wieder vor. „Du treibst Scherze. Du lachst, anstatt zu arbeiten. Sieh dir an, wie du verfettest, Hagea!"
    Eines Tages tat Bransor Manella den entscheidenden Schritt. Er wurde in den Kreis der Friedensstifter aufgenommen, während Hagea eine Schülerin blieb. Von diesem Tag an war die MINVERDASS sein Schiff. Bransors erste Handlung bestand darin, den Namen in COMANSOR zu ändern; damit dokumentierte er seine Wertschätzung dem alten Lehrer gegenüber, der nach wie vor der Kapitän blieb.
    Am Tag darauf bat Hagea um ein Gespräch mit ihm.
    Sie trafen sich in seiner Kabine. „Ich kann mir schon denken, was du willst", sagte er. „Aber hast du gut darüber nachgedacht? Ist dir klar, welche Folgen das für den Meister hat?"
    Hagea starrte lange zu Boden. „Ich habe überlegt, solange es nötig war. Ich werde nicht als Schülerin auf dem Schiff bleiben, in dem du der Friedensstifter bist. Natürlich weiß ich, daß ich Bury Comansor so seine Aufgabe nehme. Aber was soll ich tun? In dieser Umgebung kann ich den Schritt nicht tun. Ich darf nicht an Bury denken. Es geht um mich."
    „Und um unser ganzes Volk", ergänzte Bransor Manella. Seit gestern, seit seinem großen Tag, trug er zusätzlich die Nasenspitze rasiert. Außerdem hatte er sich auf jedem Handrücken eine achteckige Tonsur zugelegt. „Es sind so wenige Friedensstifter. Ich verstehe dich, und ich billige deinen Schritt.
    Dazu mußt du wissen, Hagea, daß du mein erstes wirkliches Problem warst. Deshalb habe ich mit Frando Alai Kontakt aufgenommen. Wenn du nur möchtest, erwartet er dich."
    Hagea sah ihn dankbar an. „Wir werden immer Freunde bleiben, nicht wahr?"
    Bransor Manella lächelte selten, aber diesmal tat er es. „Natürlich, Hagea. Ich wünsche dir

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