Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1567 - Die Auserwählten

Titel: 1567 - Die Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
alles Glück der Linguidenwelten."
    Am nächsten Tag verließ Hagea Scoffy mit einem Kurierschiff die COMANSOR. Nur zu gern hätte sie die Gelegenheit genutzt, einmal wieder Dauho zu besuchen - doch von heute an hatte sie es eilig.
     
    *
     
    Die CALDERO war ein Delphinschiff von hundertfünfzig Metern Länge. Für die nächsten Monate und Jahre wurde es Hageas Heimat. Frando Alai nahm sie zunächst ein wenig reserviert auf, wie sie zu spüren glaubte. Er hatte natürlich von ihrem Talent gehört; und von der Art und Weise, wie sie es durch Faulheit nicht genug zu nutzen schien.
    Doch der Friedensstifter bekam Hageas neuen Ehrgeiz bald zu spüren. Für eine Weile drängte sie all ihre körperlichen und seelischen Bedürfnisse beiseite. Alai übertrug ihr als Dank immer mehr Verantwortung. Bald hatte sie mehr Konflikte geschlichtet als der Rest seiner Schüler zusammen. Sie ersetzte Fleiß durch Einfühlsamkeit, wo immer es ging. Wenn andere tagelang Informationen sammelten, hatte Hagea mit einem Gespräch bereits gewonnen.
    Den entscheidenden Ausschlag gab jedoch ein Besuch im Riffo-System. Ihre alte Heimat noch einmal wiederzusehen, die Archipele und Inselgruppen in den Meeren von Dauho bedeutete ihr sehr viel. Hagea sprach lange mit Bluda und Aerton, und sie sah, wie das Zusammenleben mit den Roten und den Baumriesen geregelt war. Ein Motivationsschub von ungeahnter Stärke stellte sich ein. Sie kehrte mit Freude auf die CALDERO zurück.
    Frando Alai trieb sie zu wahren Höchstleistungen an. Zu jeder Stunde schien er wie ein Schatten hinter ihr zu stehen, mahnend, stets fordernd, unterstützend.
    Und in diese Zeit fiel für sie der große Schritt. Hagea wurde eine Friedensstifterin. Als Schiff erhielt sie den Hundert-Meter-Delphin DARMIR, als Kommandantin holte sie sich ihre ältere Schwester Neido an Bord. Ein technokratischer Gegenpol war für sie genau das richtige.
    Seitdem trug sie grundsätzlich nur noch weiße, einteilige Kombinationen mit roten Stiefeln und Handschuhen. Das dunkelbraune Haar hatte sie im Gesicht strahlenförmig von den Augen weggekämmt und im Nacken zu einem Zopf gebunden. Es war wichtig für sie, zum Mythos der Friedensstifter beizutragen. Hagea wollte schon von weitem sofort erkennbar sein.
    Wenn sie jedoch gedacht hatte, für eine Friedensstifterin existierten keine Probleme, hatte sich Hagea getäuscht. Ihre Faulheit brach wieder durch. An Gewicht legte sie wieder zu. Die anderen ihrer Zunft warfen ihr oft vor, sie nehme ihre Funktion nicht ernst genug; sie ziehe einen Scherz immer einem tiefsinnigen Gespräch vor.
    Vielleicht stimmte das sogar.
    Aber Hagea war entschlossen, ihren eigenen Stil zu entwickeln. Sie war unermüdlich im Dienst der Linguiden unterwegs. Zwar fügte sie dem linguidischen Einflußbereich kein weiteres Territorium hinzu, doch sie schlichtete auf den Welten der Blues viele Streitigkeiten.
    Ihr Ansehen wuchs. Als sie einmal nach Dauho zurückkehrte, schenkten die Bewohner ihres Heimatplaneten Hagea die Insel, auf der ihr Kima-Strauch stand. Es war nur eine Geste.
    Doch sie freute sich darüber mehr als über alles andere. Hagea fühlte sich nicht als etwas Besonderes; am liebsten wäre sie auf Dauho geblieben und hätte sich gemeinsam mit ihrer Familie um die Beete gekümmert. So war das Geschenk der Insel ein Trost, denn die Linguiden von Dauho hatten begriffen, welches Opfer sie brachte.
    Glückliche Jahre begannen nun. Die Friedensstifter waren allen Problemen gewachsen, die sich stellten. Sie lebten ohne Gewalt neben den kriegerischen Bluesvölkern ringsum, und sie trugen dazu bei, ihren Bereich der Milchstraße ein wenig sicherer zu machen.
    Der Wendepunkt trat erst im Jahr 1171 Neuer Galaktischer Zeitrechnung ein. In diesem Jahr erhielten vierzehn linguidische Friedensstifter das Geschenk der Unsterblichkeit. Sie, Hagea Scoffy, gehörte nicht dazu.
     
    *
     
    Alle einundzwanzig Friedensstifter, die derzeit am Leben und im Vollbesitz ihrer Kräfte waren, trafen sich zu einem großen Informationsaustausch. Hagea jedoch zog keinen großen Nutzen daraus, weil sie sich angesichts der Entwicklungen völlig hilflos fühlte. Hagea sprach kaum auf diesem Treffen.
    Sie hörte, aber sie begriff nicht.
    Mit voller Absicht hielt sie sich in den folgenden Wochen von allen anderen Friedensstiftern fern.
    Natürlich wußte sie jetzt, was es mit der Superintelligenz ES auf sich hatte. Aber sie hatte sich nie um galaktische Politik gekümmert. Sie fühlte sich völlig

Weitere Kostenlose Bücher