1567 - Die Auserwählten
ausgelastet mit dem Gedanken an die Bluesund Linguidenwelten.
Wie waren die jüngsten Ereignisse zu bewerten?
Hagea verspürte Furcht, wenn sie an die Zukunft dachte. Zellaktivatoren ... Das ewige Leben für vierzehn Friedensstifter, allen voran wahrscheinlich Dorina Vaccer, Balasar Imkord und Aramus Shaenor. Diejenigen unter ihnen, die schon immer den stärksten Willen besessen hatten.
Andere wie sie, Frando Alai oder Alaresa Anceott, die weniger populär und eher in sich gekehrt waren, gingen leer aus. Doch Hagea war nicht sicher, ob sie eines dieser Geräte überhaupt hätte haben wollen. Je länger sie nachdachte, desto sicherer wurde sie: Hätte ES ihr einen Aktivator angeboten, sie hätte abgelehnt. Sie wollte einfach nur eine Friedensstiftern), sein. Und zwar so lange, wie die Gabe ihr von Natur aus erhalten blieb - alles andere empfand sie als unnatürlich.
So gesehen, gönnte sie den vierzehn anderen das ewige Leben. Hagea konnte sich auf ihre Insel zurückziehen und ein naturverbundenes Leben führen, wenn ihre Zeit gekommen war.
Und was blieb den anderen? Hatten sie gewonnen oder einen schrecklichen Verlust erlitten?
All diese Fragen konnte sie nicht beantworten.
Also wuchs in Hagea die Überzeugung, daß sie mit den anderen sprechen mußte.
Deshalb informierte sie sich zunächst über den Aufenthaltsort des Friedensstifters, der ihr am nächsten stand.
Noch am selben Tag brach die DARMIR zu einem langen Flug auf. Nach Ablauf eine Woche endlich fanden sie die COMANSOR und mit dem Schiff auch Bransor Manella.
Hagea hatte Angst vor dieser Begegnung. Etwas in ihr sträubte sich so sehr gegen die neuen Entwicklungen, daß sie selbst alten Freunden nicht mehr ganz vertrauen konnte. Am schlimmsten war der Gedanke, die Zellaktivatoren könnten stärker als die linguidische Natur sein.
Aber diese Natur, woraus bestand sie? Und schloß nicht auch die Philosophie der Linguiden Veränderungen ein? Statik hieß Untergang.
Mit einem Boot setzte sie in die COMANSOR über.
Die Besatzungsmitglieder begrüßten sie mit Respekt. Es war nicht das ehrfürchtige Staunen der normalen Linguiden - auf diesem Schiff hatte man ständig mit Friedensstiftern zu tun.
Andererseits gab ihr auch niemand das Gefühl, sie sei eine Friedensstiftern zweiter Klasse.
Bransor Manella war in eine bunte, einteilige Kombination gekleidet. Er schien vor Energie zu bersten. Äußerlich unterschied ihn nichts von dem, was er noch vor wenigen Wochen gewesen war.
Aber diese Energie mutete für ihr Gefühl unnatürlich an. „Ich sehe", meinte sie, „daß es dem Stern von Verehost gutgeht. Das freut mich."
„Warum so distanziert?" wunderte sich der andere. Er erhob sich halb aus seinem Sessel und bot Hagea eine Sitzgelegenheit an. „Früher hast du mich nie so genannt."
Hagea gab sorgsam acht auf die Zeichen, die ihre Haltung erkennen ließen. Sie wollte sich den Anschein von Vertrautheit geben; doch sie brachte es nicht fertig. „Ich kenne natürlich den Grund dafür", sagte Bransor Manella. „Es ist ein halbes Leben her, seit wir uns das erstemal getroffen haben. Warum willst du deine Sorge vor mir verbergen?"
„Ein halbes Linguidenleben." Ihre Entgegnung klang gepreßt, und Hagea schämte sich für diesen Mangel an Kontrolle. „Aber nicht das halbe Leben eines Unsterblichen."
„Denkst du, wir potentiell unsterblichen Friedensstifter sind keine Linguiden mehr?" spottete er milde. „Dann täuschst du dich."
Doch Hagea achtete ihrerseits genau auf Bransor Manellas Körpersprache, lauschte mit feinem Ohr dem Klang seiner Stimme. Der andere log. Vielleicht wußte er es selbst nicht, aber er glaubte nicht mehr an das, was er sagte. Er wiederholte nur das, was er lange Jahre seinen Schülern gepredigt hatte. „Die Unsterblichkeit bringt nichts Gutes, Bransor. Ich wünschte, du würdest das erkennen." Ihr Hals war trocken, ein paar hartnäckige Strähnen fielen immer wieder aus ihrer Frisur und hingen in die Augen. „Wie definierst du den Vorteil, den ES unserem Volk gebracht hat? Außer der Unsterblichkeit für vierzehn von uns?"
„ES hat die Linguiden auserwählt", erklärte Manella mit tiefer Befriedigung. Seine Hand spielte mit dem eiförmigen Gerät, das an einer Kette auf seiner Brust hing. Er ließ Hagea jetzt immer mehr spüren, wie sehr er sich aufgrund dessen überlegen wähnte. „Wir sind die, die in der Mächtigkeitsballung eine neue Ordnung errichten werden. Eine Ordnung, die auf Frieden beruht ... Auf dem
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