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1567 - Die Auserwählten

Titel: 1567 - Die Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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über die Dinge nachzudenken, bevor sie Urteile fällte? So brachte das ewige Leben nicht nur Veränderungen für die, die es genossen, sondern für jedermann.
    Auch Hagea würde nie wieder dieselbe sein. Das wußte sie jetzt.
     
    *
     
    Sie hatte noch viele Erlebnisse dieser Art. So erlebte sie auf dem Planeten Paricza die Friedensstifterin Yoanu Herrah, die aus dem Colqik-System stammte, und auf Arkon den Friedensstifter Farida-Nesram. Farid kannte sie besonders gut, weil sie sich oft mit ihm auf Dauho getroffen hatte. Heute jedoch war etwas an ihm anders. Und sie wußte auch, was das war: der Aktivator nämlich.
    Eine Weile versuchte Hagea, ein Treffen der sieben Friedensstifter ohne Aktivator zu arrangieren.
    Aber die anderen sechs empfanden allein die Idee eines solchen Treffens als Unrecht - und wenn Hagea sich selbst gegenüber ehrlich war, fühlte sie genauso.
    Im Dezember 1172 fand dann auf Lingoras Mond Sagno Ciff die Versammlung statt, von der sie bereits durch Frando Alai erfahren hatte. Sie ging mit sehr viel Unbehagen dorthin, mit großen inneren Ängsten. Doch keine ihrer fürchterlichen Visionen traf ein. Es war nur das, was sie schon lange vorausgesehen hatte.
    Die Linguiden sollten den Galaktikern ein positives Beispiel geben; und zwar alle Linguiden. Dazu gehörte die Einführung von Gesetzen, wie von Bransor Manella bereits angekündigt.
    Doch auch die Linguiden ihrerseits sollten von den Galaktikern lernen, entschieden die neuen Aktivatorträger.
    Disziplin und Selbstbeherrschung hießen die neuen Schlagworte. Ihr Volk sollte in Richtung auf kosmisches Denken erzogen werden.
    Oder besser: umerzogen werden.
    Als Hagea kurz in einem Nebenraum der Versammlungshalle mit Dorina Vaccer allein war, meinte sie: „Merkt ihr gar nicht, was ihr den Linguiden zufügt? Ihr vergewaltigt unser Volk. Es will keine Disziplin. Es will nicht die sogenannte Tugenden, die ihr ihm bringt."
    „Du verstehst nicht, Hagea Scoffy. Die Linguiden werden jubeln. In drei Monaten verkünden wir den neuen Weg. Fälle erst dann dein Urteil."
    „In drei Monaten ..." Hagea lächelte freudlos. „Und bis dann? Werdet ihr in drei Monaten immer noch Diener des Volkes sein? Oder das, was ihr anstrebt, nämlich seine Herrscher?"
    „Du weißt nicht, was du redest. Die Unsterblichkeit ist uns nicht um unseretwillen geschenkt worden.
    Wir dienen jetzt höheren Zielen. Auch du bist eine von uns, Hagea, auch du sollst mit uns die Erziehung unseres Volkes überwachen."
    Dorina Vaccer wandte sich verärgert ab.
    Doch Hagea glaubte fast, sie habe in den Augen der anderen ein verräterisches Leuchten gesehen.
    Die neuen Herrscher, ja; so sah die Wahrheit aus.
     
    *
     
    Sie brauchte lange, bis sie die Versammlung von Lingora verdaut hatte. Ihren eigentlichen Aufgaben wich sie noch immer aus. Sie ließ sich weder auf Dauho noch auf anderen Welten sehen. Doch auf der anderen Seite waren die Pflichten der Friedensstifter nirgendwo wirklich definiert.
    Deshalb wandte sich Hagea dem Studium der linguidischen Geschichte zu. Bisher hatten sie sich um ihre Abstammung nie viele Gedanken gemacht. Sicher hatte es immer Leute wie Bury Comansor gegeben, mit krausen Ideen über die Archäonten und ähnliches. Aber im Grunde war jede Vermutung im Sande verlaufen.
    Nun sah dies anders aus.
    Seit einiger Zeit war bekannt, daß das Volk der Linguiden von Arkoniden und Tefrodern abstammte.
    Also keine glorreiche Vergangenheit, sondern lediglich das Produkt eines Unfalls, die Nachkommen von Schiffbrüchigen, die sich untereinander vermischt hatten. Wenn Hagea jedoch gehofft hatte, die Erkenntnis würde einiges im Bewußtsein der neuen Unsterblichen wieder geraderücken, so sah sie sich getäuscht. Vielmehr bildeten sich einige Friedensstifter viel darauf ein, daß in ihren Adern das Blut von Tefrodern floß.
    Hagea verstand die Welt nicht mehr. Doch sie war fest entschlossen, sich nicht mehr aus der Ruhe bringen zu lassen.
    Im Januar 1173 NGZ hatte sie endlich die Lösung gefunden, die sie vielleicht etwas weiterbrachte.
    Sie brauchte eine neue Beschäftigung; der Aufenthalt auf den Linguidenwelten wurde ihr immer mehr zur Qual. Seit der Verkündung der neuen Thesen, seit den Jubelstürmen der Bewohner von Dauho bis Lingora, die ihren Friedensstiftern blind zu folgen gewillt waren, hielt es sie nirgendwo mehr lange.
    Mit der DARMIR suchte sie erneut Bransor Manella auf. Sie fand die COMANSOR am Rand der galaktischen Eastside, auf einem von Menschen

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