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1567 - Die Auserwählten

Titel: 1567 - Die Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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du, Hagea?
    Vielleicht möchtest du hierbleiben? Vielleicht eine Woche, um die Sprachschule kennenzulernen?"
    Sie überlegte lange; Bury Comansor hätte sie fast in ihrem Entschluß schwanken lassen.
    Eine plötzliche Erkenntnis ließ sie aufschrecken. „Du hast mich beeinflußt!" warf sie ihm vor.
    Seine knochigen Finger lagen gefaltet im Schoß und zuckten nicht einmal. Der Alte nahm den Vorwurf mit absoluter Gelassenheit hin. „Ich schwöre, daß ich das nicht getan habe.
    Sonst würdest du keine Minute länger zögern. Aber ich würde dich betrügen, wo es doch mein Ziel ist, deine Überzeugung zu ändern."
    „Trotzdem steht die Antwort fest: Ich verlasse diese Insel wieder."
    „Dann gebe ich dir eine Frage mit auf den Weg. Wenn mein junger Freund und ich Arbeiter sind, du dagegen eine aus dem Volk, wer ist dann die Königin?"
    Hagea machte sich mit schwerem Kopf auf den Weg. Die Kühle außerhalb der Lichtung war ein Labsal für sie, und ihre Füße fanden von allein den Rückweg in Richtung Strand. Wann immer sie Linguiden begegnete, starrte sie blicklos an ihnen vorbei. Dahinter lag die Stelle, wo der Gleiter sie abgesetzt hatte. Hagea verließ den gepflasterten Weg und lief durch feuchten Sand, der zwischen den Zehen haftenblieb.
    Und dort oben näherte sich schon ein silbriger Reflex. Irgendwer hatte Bluda, Aerton und Neido zurückgerufen. Sie stieg in den Gleiter, ohne einen Ton von sich zu geben, und schwieg noch minutenlang. Unten blieb die Insel zurück.
    Mit seiner letzten Frage hatte Bury Comansor sie mehr aufgerüttelt, als Hagea Scoffy lieb sein konnte. Wer war die Königin? Oder mußte es heißen: Was war die Königin? Dabei machte paradoxerweise ein anderer Gedanke ihr viel mehr zu schaffen. Wer war der, dessen Fuß das ganze Volk zertreten konnte? Achtlos oder aus unerfindlichen Gründen ... Sie wußte es nicht.
    Aber sie wußte, daß es besser war, niemals seine Aufmerksamkeit zu wecken
     
    2.
     
    Zwei Monate vergingen.
    Hagea lebte ohne die Leichtigkeit, die früher ihren Alltag ausgemacht hatte. Sicher, sie dominierte nach wie vor alle Aktivitäten der Familie; sie nahm an den Erntearbeiten teil oder nicht, wie es ihr behagte. Weder Bluda noch Aerton redeten ihr in die Arbeit hinein. Das einzige, was an lästigen Verpflichtungen immer blieb, war die Arbeit mit dem Lehrer. Doch gerade daran hatte sie seltsamerweise immer mehr Gefallen gefunden.
    Trotzdem lastete die Begegnung noch immer auf ihr. Manchmal träumte sie sogar von Bury Comansor. Dann wachte sie nachts in Schweiß gebadet auf und zitterte vor Angst.
    Dabei war es völlig undenkbar, daß von dem alten Mann irgendeine Art von Bedrohung ausgehen könne. Nein, irgendwo hatte sie einen Fehler gemacht. Etwas an ihrer Begegnung hatte sich in Hageas Unterbewußtsein festgesetzt. Und jetzt weckte dieses Etwas Mißtrauen in ihr.
    Nur Bransor Manella hätte sie liebend gern wiedergesehen. Der andere hatte offenbar täglich mit Comansor zu tun. Vielleicht war er sein Schüler - auch wenn sie noch nie gehört hatte, daß ein Schlichter Jungen dieses Alters als Schüler annahm. „Hagea! Wo bist du?"
    „Hier oben!" rief sie gegen den Wind zurück. Von der offenen See her näherte sich ein schwerer Sturm, und schon jetzt konnte sie am Horizont die Wolken sehen, die sich zu massiven Türmen ballten.
    Auf dem Dach war ihr Lieblingsplatz.
    Von hier aus überblickte man den Blaustrand auf mindestens drei Kilometer Länge.
    Manchmal tauchte hinter der Bucht das Segel eines Fischerboots auf, bei guter Sicht sah man die Schatten zwölf weiterer Inseln der Dauho-Mano-Gruppe. Das Gras war wundervoll weich. Es roch ein bißchen nach Gewürzen und Dampf; besonders nach dem Mittagessen.
    Bluda kam mit schweren Schritten herauf zu ihr.
    Hagea warf ihr nur einen kurzen Blick zu, dann fixierten ihre Augen wieder einen leeren Punkt am Horizont.
    Doch schon der nächste Satz zerstörte ihre Ruhe. „Ich muß mit dir reden, Hagea." Bluda setzte sich neben sie, stützte mit beiden Armen ihren dicklichen Oberkörper und atmete nervös. „Worüber?"
    „Über uns. Was hältst du davon, wenn wir von hier fortgehen?"
    „Wie meinst du das?"
    „Wie ich es sage. Wir Linguiden sind vor sechzig Jahren nach Dauho gekommen. Und nun ist es soweit, daß andere uns nachfolgen werden. Viele Tausende, wird erzählt. Dann ist es hier erst einmal vorbei mit der Ruhe. Wir wollen uns mit ein paar anderen Familien ein neues Haus bauen.
    Irgendwo im Osten. Der Archipel heißt

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