1568 - Schreckenskammer
bewegen.
Bill hoffte, auf einen Hinterausgang zu treffen, denn nur ein gemeinsamer Ein- oder Ausgang war einfach zu wenig. Da hätten sich die Besucher nur gegenseitig im Weg gestanden.
Bisher hatte Bill Conolly nur das Skelett gesehen. Er wollte auf keinen Fall glauben, dass es in dieser Kammer nur diesen einen Gegenstand gab. Da hätten sich sicher viele Besucher betrogen gefühlt.
Nein, da gab es bestimmt noch etwas. Und wenn es die Tür an der Rückseite war, die der Reporter zu finden hoffte.
Er war auf der Hut. Noch kam er in der Dunkelheit gut voran, aber sie vertiefte sich hinter ihm und vor sich sah er nichts. Vielleicht ein paar starre Schatten, das war auch alles. Sonst blitzte nichts auf, kein einziger Lichtfunke.
Das änderte sich, als Bill den linken Arm anhob und den Strahl seiner Lampe in die Finsternis hineinschießen ließ. Eine starre helle Lanze, die auch ein Ziel traf.
Es war ein Monster!
Ein Gorilla, der halb nach vorn gebeugt stand, als wollte er Bill anspringen. Das Maul stand offen, die Zähne blitzten, und in den Augen leuchtete es blau.
Ob das Skelett echt war oder nicht, das hatte Bill bisher nicht herausfinden können. Der Gorilla jedenfalls war unecht. Er sah allerdings verdammt echt aus.
Bill passierte ihn. Seine Schritte waren so gut wie nicht zu hören. Und er wollte dies auch beibehalten, was nicht mal schwer war. Zudem gab es kein Hindernis auf dem Boden.
Da hatte sich Bill allerdings verrechnet.
Als er den rechten Fuß auf die Stelle vor sich setzte, gab diese plötzlich nach. Damit hatte der Reporter nicht rechnen können. Plötzlich ging es für ihn abwärts. Er fluchte noch, als er rutschte, doch es gab nichts, was ihn hätte aufhalten können.
Es war keine besonders schnelle Rutschpartie. Wehtun konnte er sich nicht, da sie wahrscheinlich für Besucher gedacht war, die sich ja nicht verletzen sollten.
Bill landete in einer anderen Welt. Normalerweise brannte hier Licht, damit die Besucher sehen konnten, was die Schreckenskammer für sie bereithielt. In diesem Fall musste sich Bill selbst ein Bild davon machen, und das schaffte er nur, wenn er die Lampe schwenkte. Er tat es noch aus seiner liegenden Position heraus und stellte schnell fest, dass er auf einer weichen Unterlage gelandet war.
Er fuhr nicht hoch und blieb in der relativ gemütlichen Lage halb sitzend und halb liegend. Aber er schwenkte den linken Arm mit der Lampe, deren Strahl über einige Monster glitt, die hier aufgereiht waren.
Ein Gruselkabinett. Nicht vergleichbar mit dem London Dungeon, aber wer schwache Nerven hatte, der erschreckte sich hier.
Einer Frau war gerade der Kopf abgeschlagen worden. Es floss viel Blut, ebenso wie bei dem Mann, dessen Arme und Beine man ausriss. Es gab Folterbänke, auf denen Schreiende lagen, und es gab auch die Folterknechte, die ihren Spaß daran hatten.
Finstere Gestalten, so verdammt echt aussehend, dass auch Bill leicht zurückzuckte. Sich vorzustellen, dass die eine oder andere Gestalt plötzlich lebendig wurde und ihn mit ihrer Waffe angriff, konnte ihm nicht gefallen. Zum Glück waren sie alle künstlich.
Tatsächlich alle?
Bill konnte es plötzlich nicht mehr glauben, denn er hatte etwas in seiner Nähe gehört, das er hier in dieser Umgebung nicht vermutet hätte.
Ein leises, aber deutlich vernehmbares Atmen!
***
Johnny hatte seiner Mutter versprochen, so schnell wie möglich zu kommen, und dieses Versprechen hatte er eingehalten. Er war mit dem Fahrrad unterwegs gewesen und kam ziemlich verschwitzt an.
Sheila erwartete ihn bereits vor der Haustür, und am schwachen Lächeln auf ihrem Gesicht sah Johnny, dass sie erleichtert war.
Johnny stellte sein Fahrrad gegen die Wand. »So, da bin ich.« Er wollte lächeln, sah dann in das Gesicht seiner Mutter und fragte leise: »Ist es so ernst?«
»Ich weiß es nicht, aber dein Vater hat nicht eben fröhlich geklungen.«
Sie deutete auf den Porsche, der schon vor der Garage bereit stand.
»Soll ich ihn fahren?«, fragte Johnny.
»Natürlich.«
Johnny strahlte. »Und wo genau müssen wir hin? Am Telefon hast du dich nicht eben exakt ausgedrückt.«
»Weiß ich. Nur kann ich dir nicht genau sagen, wo wir hin müssen. Wir müssen erst mal nach Wimbledon. Dort in der Nähe müssen wir diesen Jahrmarkt suchen.«
»Okay, dann komm.«
Johnny setzte sich hinters Lenkrad des Porsche. Er fuhr nicht oft mit dem Wagen. Wenn er dann mal in dem Schalensitz saß, durchströmte ihn ein Zittern, und seine Augen
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