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1568 - Schreckenskammer

1568 - Schreckenskammer

Titel: 1568 - Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geben. Da müssen wir hin.«
    »In der Nacht?«
    »Ja.«
    »Gut, dann komme ich. Ich kann dann auch fahren. Ich bin völlig nüchtern.«
    »Dann warte ich.« Sheila war froh, mit ihrem Sohn Kontakt aufgenommen zu haben. Zu zweit waren sie viel besser dran, und sie zerbrach sich schon jetzt den Kopf darüber, in welch eine Lage sie wieder einmal geraten waren. Es waren ihre und die Neugierde ihres Mannes gewesen, die dafür gesorgt hatten, dass Bill sich in dieser gefährlichen Lage befand. Dabei hatte alles recht harmlos angefangen, und nun musste Sheila mal wieder einsehen, wie stark man sich täuschen konnte.
    Jetzt kam es nur darauf an, dass Johnny so schnell wie möglich eintraf.
    Dann erst konnten sie sich auf die Suche machen…
    ***
    Bill Conolly traute seinen Augen nicht. Es war tatsächlich innerhalb des Glasbehälters ein Gesicht erschienen. Es schwebte über der nach unten rieselnden Asche, und trotz dieser Feinstofflichkeit sah Bill diesen kalten Zug um die Mundwinkel. Ein Gespenstergesicht, das zugleich so etwas wie Abscheu ausdrückte.
    Es war nicht wirklich wichtig, darauf eine Antwort zu erhalten, aber eine Erklärung hatte Bill für dieses Phänomen auch nicht. Es musste mit dem gewaltigen Skelett zusammenhängen. Diese Gestalt und das Stundenglas gehörten zusammen. Ohne einander konnte keiner existieren, und irgendwo mussten beide den Segen der Hölle bekommen haben.
    Otto Winkler stand noch in der Nähe. Allerdings hatte er sich so weit zurückgezogen, dass Bill ihn nicht mehr deutlich erkannte. Er bildete einen scharf umrissenen Schatten, der nicht still war und nun wieder redete.
    »Das ist mein Geheimnis«, flüsterte er. »Da kannst du sehen, wozu man fähig sein kann, wenn man sich mit der richtigen Seite verbündet. Der Tod und die Asche, sie sind eine Verbindung eingegangen, und er hat die Gesichter der Verbrannten aus der Asche geholt. Die Geister, die so aussehen, wie sie mal im Leben gewesen sind.«
    Bill hatte die Erklärung verstanden. Allein sie zu glauben fiel ihm schwer, obwohl er vieles gewohnt war. Hier war eine Grenze erreicht, die zu überschreiten er sich nicht vorstellen konnte.
    Das auf den Kopf gestellte Glas rieselte allmählich leer. Für das Gesicht konnte es nur von Vorteil sein, denn so hatte es mehr Platz, sich auszubreiten.
    »Und das Gesicht? Ist es nicht vergangen? Warum zeigt es sich so überdeutlich? Was hat es vor?«
    »Das weiß ich nicht. Alles liegt in den Händen des Skeletts. Ich habe schon mal gesagt, dass es kein normales Skelett ist. Es steht unter dem Schutz der Hölle, und ich will, dass dieser Schutz auf mich übergeht. Ich möchte für alle Zeiten in meiner Schreckenskammer bleiben, zusammen mit den anderen Geistern. An nichts anderes denke ich. Lange habe ich suchen müssen, um einen Platz zu finden. Sogar ins Ausland bin ich gegangen, um hier einen Ort für meine Schreckenskammer zu finden. Die Menschen besuchen mich, sie gehen durch die Kammer, und sie sehen das, was auch du hier siehst. Die rieselnde Asche im Stundenglas und meinen Freund, den Tod.«
    »Und sie sehen auch die Gesichter?«
    »Nein, den meisten bleiben sie verborgen. Tatsächlich aber sind sie immer vorhanden, und manchmal zeigen sie sich auch. Dann sind sie plötzlich - und wirklich nur für einen Moment - in der Asche zu sehen. Sie zeigen sich mit ihren Gesichtern, die Trauer tragen, und sie verwirren die Besucher, die sie sehen.«
    »Deshalb also hast du die Asche gestohlen.«
    »Ja, ich musste den Tod doch füttern. Die Asche war wichtig. Ich selbst habe keine Menschen verbrannt, das wäre zu auffällig gewesen. Ich gehe Problemen gern aus dem Weg und verlasse mich lieber auf andere Lösungen. Das ist auch hier der Fall. Sich die Asche zu holen ist leichter, als sie selbst zu produzieren. Das sollte auch dir klar sein.«
    »Sollte! Ist es aber nicht. Vielleicht hätte man über Otto Winkler, den Dieb, hinwegsehen können, aber aus dem Dieb ist ein Mörder geworden. Du hast den Bestatter umgebracht. Mörder werden in diesem Land vor Gericht gestellt, das ist nicht anders als in Deutschland. Deshalb werde ich dich der Polizei übergeben.«
    »Ach!« Winkler amüsierte sich.
    »Denkst du, du könntest es so ohne Weiteres schaffen?«
    »Ja, und ich würde dir raten, freiwillig mitzugehen. Ich möchte keine Leiche schleppen müssen.«
    Otto Winkler nickte. »Ja, so ähnlich habe ich es mir schon gedacht. Aber du hast vergessen, dass du dich hier in meiner Welt befindest. Das ist

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