1568 - Schreckenskammer
Blei, mein Beschützer ist nicht zu töten.«
»Es käme auf einen Versuch an!«
»Untersteh dich. Du…«
Diesmal lachte Bill, und noch in derselben Sekunde schoss er.
Der Knall breitete sich wie eine Explosion aus. Bill hörte den Schrei des Killers, und er dachte daran, dass er in der Eile nicht so genau hatte zielen können.
Aber er hatte getroffen.
Das Skelett schwankte nicht, nur sah es jetzt im Gesicht anders aus. Die Kugel hatte den Schädel dicht unter dem Auge erwischt und die Öffnung noch vergrößert. Ob das Geschoss stecken geblieben war oder nicht, war leider nicht zu erkennen.
Aber hatte es überhaupt eine Wirkung erzielt?
Ein paar Mal schwankte das Stundenglas. Das Skelett blieb zwar sitzen, aber Bill sah, dass es sich bewegte. Unter der Kapuze nickte das bleiche Gesicht, und Bill hatte das Gefühl, ein Stöhnen zu hören, was auch ein Irrtum sein konnte.
Es war nicht vernichtet, aber Otto Winkler wusste jetzt, dass Bill es ihm nicht einfach machen würde.
Der Reporter provozierte ihn weiter. Es begann mit einem scharfen Lachen, dann folgten die Worte: »Wir werden noch eine spannende Zeit bekommen, Winkler. Ich glaube, dass dein Skelett erst mal mit sich selbst zu tun hat. Da habe ich mir gedacht, dass ich mir mal das Stundenglas vornehme. Es ist ein gutes Ziel. Ich denke nur noch darüber nach, ob ich den oberen oder unteren Teil zerschießen soll.«
Der Killer schrie auf. Er fühlte sich in die Enge getrieben. Er hatte nicht damit gerechnet, dass man ihm Widerstand entgegensetzen würde, und plötzlich musste er erkennen, dass ihm das Heft aus der Hand genommen worden war.
»Wenn es das Stundenglas nicht mehr gibt, kann das Skelett keine Kraft mehr aus der Asche der Verstorbenen in sich aufsaugen - oder?«, fragte Bill lauernd.
Winkler antwortete nicht. Er atmete nur keuchend.
»Na gut.« Bill zögerte nicht länger. Wieder feuerte er eine Kugel ab.
Diesmal auf den unteren Behälter des Stundenglases. Einen Sekundenbruchteil später knallte es, als das Glas zerbarst. Die Asche, die sich darin befand, fiel zu Boden.
Winkler kreischte schrill. Seine Stimme überschlug sich, als er schrie:
»Holt ihn euch! Los, packt ihn endlich! Ich will ihn hilflos sehen, verflucht!«
Euch? Hatte Winkler tatsächlich in der Mehrzahl gesprochen? Wenn Bill sich nicht verhört hatte, dann konnte er sich auf mindestens zwei Helfer einstellen.
Lautlos glitt er wieder die Treppe hinab. Dort unten war es finsterer, und dort gab es auch die blutigen Szenen aus der Geschichte Londons. Ob seine Gegner ihn sahen, konnte er nicht sagen.
Bill ging geduckt und so leise wie möglich. Die Waffe behielt er in der Hand.
Hinter dem Mann neben einer Streckbank blieb er stehen. Auf der Bank lag das Opfer und schien sich die Seele aus dem Leib zu schreien.
Jedenfalls war es so modelliert worden.
Bill sah aus einem Gegenstand, der einem Papierkorb ähnlich war, die Griffe irgendwelcher Waffen hervorragen. Ihn durchzuckte ein wilder Gedanke. Wenn diese Schwerter aus Metall waren, dann…
Sie waren es nicht. Die Waffen bestanden aus Plastik und waren für einen Kampf nicht geeignet.
Er zog sich wieder zurück. Einen Vorteil gab es auf seiner Seite.
Winklers Helfer waren sicher nicht mit irgendwelchen Schusswaffen ausgerüstet. Wäre das der Fall gewesen, hätten sie schon längst die Chance gehabt, auf Bill zu schießen und ihn auch zu treffen.
Er glitt wieder zurück zur Treppe, weil er wusste, dass er in der Nähe des Skeletts bleiben musste. Dabei blieb er in seiner tief geduckten Haltung, um so wenig Ziel wie möglich zu bieten.
Bill befand sich nicht zum ersten Mal in einer derartigen Lage, in der er ganz allein auf sich gestellt war. Er hatte schon manchen Kampf hinter sich und auch für sich entschieden. In diesem Fall wollte er ebenfalls auf dem Siegerpodest stehen. Ob seine beiden Häscher ebenso gute Nerven hatten wie er, bezweifelte er.
Irgendwann würden sie sich zeigen und handeln. Er glaubte allerdings nicht, dass dies im Dunkeln geschehen würde, deshalb rechnete Bill damit, dass Winkler oder seine Helfer jeden Moment wieder das Licht einschalten würden.
Das trat zwar nicht ein, aber etwas anderes bekam er zu spüren. Es war wieder das Handy, das vibrierte, und Bill dachte sofort daran, dass es seine Frau war oder auch Johnny.
Sich melden oder nicht?
Für ihn stand fest, dass er nicht grundlos angerufen wurde. Möglicherweise machten sie sich Gedanken um ihn. Vielleicht waren sie auch schon
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