1569 - Carlottas Todesangst
auf und zielte weiterhin auf Bruce. »Es wäre besser für dich, wenn du die Fragen beantwortest, die wir dir stellen.«
»Hier redet keiner. Es würde sich zu schnell herumsprechen. Da kann man seine Firma schließen.«
»Klar, im Knast braucht man keine Kohle.«
Bruce lachte. »Bullen, wie?«
»Ja.«
»Hatte ich mir fast gedacht. So nett wie du, Sinclair, reden deine Kollegen sonst nicht mit unsereiner.«
»Danke. Wäre das nicht ein Grund dafür, die Karten auf den Tisch zu legen?«
»Du kennst das Blatt, Sinclair. Tut mir leid.«
Ich blieb hart. »Es wäre wirklich besser für dich, Bruce. Ich weiß nicht, was man euch beiden alles erzählt hat, aber dieser Fall kann für euch verdammt ins Auge gehen. Ihr habt euch an einer Entführung beteiligt. Ihr steckt bis zum Hals in dem Fall drin, in dem es um viel geht, auch wenn du dabei ein anderes Gefühl hast. Es gibt eigentlich nur eine Chance für euch, einigermaßen ungeschoren aus dem Fall herauszukommen. Spielt den Kronzeugen.«
Er starrte mich an.
»Ja, das ist so!«
»Ich weiß nicht. Man hat mir beigebracht, den Bullen nicht zu trauen. Das war schon damals in den Staaten so, als ich in Brooklyn groß wurde. Daran hat sich nichts geändert, auch nicht hier in Old England. Ich glaube, dass wir nie zusammenkommen…«
Er hatte sich selbst Mut eingeredet und warf sich mit einer gedankenschnellen Bewegung zur Seite.
Ich schoss nicht, sah ihn kippen, hörte seinen Schrei und wusste in diesem Moment, dass auch Suko Probleme bekommen hatte…
***
Genau das traf zu. Der Inspektor hatte sein Gegenüber nicht aus den Augen gelassen. Den Totschläger hielt der Mann nicht mehr fest. Er lag neben seinem rechten Fuß auf dem Boden. Aber er war ein Mann, der Niederlagen nicht so einfach hinnahm, auch wenn es so aussah und er sich scheinbar in sein Schicksal gefügt hatte.
Er stand bewegungslos. Suko hörte ihn kaum atmen. Erst jetzt fiel dem Inspektor auf, dass er eine recht glatte Haut hatte und auch eine relativ helle. Fast wie bei einem Kind, und dazu passten auch die Augen mit der hellblauen Farbe.
Die Augen. Spiegelbilder der Seele. Wer so dachte, der musste das Gefühl haben, dass in diesem Menschen nichts als eine tiefe Kälte steckte. Er zuckte kaum zusammen, als er hörte, wer sein Bewacher wirklich war.
»Okay, du weißt es jetzt«, flüsterte Suko, »und ich denke, es ist in deinem Sinne, wenn du kein Theater machst.«
Der Mann deutete ein Ausspucken an. Suko hob nur die Schultern, aber er wusste, dass es dem Typen egal war, ob er einen Polizisten vor sich hatte, und dass er keine Rücksicht nehmen würde.
Kurz nachdem der Kerl John Sinclairs Worte gehört hatte, drehte er sich um und ging davon.
»He, bleiben Sie stehen!«
Obwohl Suko den Befehl nur gezischt hatte, war er gehört worden. Der Typ hielt auch an, drehte langsam den Kopf nach links, wobei er seine Arme leicht vom Körper abgespreizt hatte.
Der heftige Schrei ließ auch Suko leicht in die Knie gehen. Sein Gefangener hatte ihn nicht ausgestoßen.
Dafür dieser Bruce.
Das Ablenkungsmanöver hatte dem Mann mit dem Totschläger gereicht.
Er war schnell wie der Wind, aber er war noch mehr. Er schien sich unsichtbar machen zu können, denn Suko sah ihn nicht, er hörte nur die harten Hammerschritte des Burschen, der wohl gedacht hatte, dass Flüchten das Gebot dieser Stunde war. Und er setzte anscheinend darauf, dass ein Polizist ihm nicht in den Rücken schoss. Womit er recht hatte, denn Suko nahm die Verfolgung zu Fuß auf und erreichte das Freie kurz nach dem Mann.
Der Mann war schnell. Hinzu kam, dass die Angst seine Bewegungen noch beflügelte. Er kannte zudem nur ein Ziel, das war der Van, mit dem er gekommen war.
Er riss die Tür auf, stieg ein und knallte die Tür wieder hinter sich zu.
Das alles sah Suko. Er hätte längst die Chance gehabt, den Mann mit einer Kugel aufzuhalten, aber er hatte sie nicht genutzt.
Der Kerl war wie ein Verrückter gelaufen, aber was tat er jetzt?
Suko wollte seinen Augen kaum trauen.
Jetzt stieg er wieder aus, ohne sichtbar eine Waffe in der Hand zu halten.
In diesem Augenblick wusste Suko nicht, was er davon halten sollte…
***
Carlotta und das Warten. Das passte zusammen wie Feuer und Wasser, nämlich überhaupt nicht. Sie hatte sich noch rechtzeitig aus dem Haus stehlen können und war abgetaucht. Erst als sie sicher war, dass die beiden Kerle den Wagen verlassen hatten und auch keiner mehr darin wartete, war sie ein wenig in die
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