1569 - Carlottas Todesangst
wenig.«
»Ich bin mit Maxine Wells persönlich befreundet. Ich vertrete sie auch bei ihren persönlichen Dingen. Und ich…«
»Komisch«, unterbrach er mich.
»Was ist komisch?«
»Davon hat sie uns nichts gesagt.«
»Musste sie das denn?«
»Wenn wir die Fragen stellen, schon. Wir wollten von ihr die Wahrheit wissen, aber ich sehe jetzt, dass sie uns angelogen hat oder es für sich behielt.«
»Was hat das mit mir zu tun?«
»Keine Ahnung. Es ist nur alles so ungewöhnlich. Zunächst erfährt man nichts, und plötzlich quillt irgendwo etwas hervor. Ich bin gespannt, was noch alles ans Tageslicht kommt.«
Ich tat weiterhin harmlos. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Wollen Sie mich nicht aufklären?«
»Nein, das wirst du uns.«
Ich schüttelte den Kopf, bewegte dabei auch meinen Körper, was dem Aufpasser nicht gefiel. Plötzlich fauchte er mich an. »Bleib da sitzen und hör meinen Fragen genau zu!«
Meine Hände waren ängstlich ein Stück in die Höhe geschnellt, bis beinahe vor mein Gesicht. Sie fielen schnell wieder nach unten, und ich nahm Blickkontakt mit dem Bodyguard auf. Ich war auch wieder so frech, eine Frage zu stellen, und flüsterte: »Suchen Sie vielleicht auch nach Maxine Wells?«
»Nein, wir wissen Bescheid.«
»Ja«, murmelte ich, »dann verstehe ich nicht, dass Sie mich nach Maxine Wells fragen.«
»Es hat sich so ergeben.«
»Aha. Dann geht es Ihnen eigentlich um etwas anderes.«
Er grinste mich an und nickte mir zu. »Genau, Mann, es geht um etwas anderes.«
Ich spielte weiterhin den Bescheidenen. »Wenn ich Ihnen helfen kann, wäre das für mich eine große Freude.«
»Sie können mir helfen.«
»Danke. Wie denn?«
»Wir suchen eine bestimmte Person, und zwar ihre Mitarbeiterin.«
»Ach.«
»Ja, die Dr. Wells bei Untersuchungen und Operationen zur Seite steht. Sie müsste eigentlich hier sein.«
Ich nickte. »Das wäre normal.«
Die Lippen des Fragers zogen sich in die Breite. »Aber es ist nicht normal. Die Helferin ist nicht hier. Pech für uns, aber auch für die Ärztin, sage ich.«
»Da kann ich Ihnen auch nicht helfen. Ich habe hier niemanden zu Gesicht bekommen.«
»Ja, das kann sein. Mich wundert nur, dass wir Sie hier antreffen. Eigentlich hätte Dr. Wells uns erzählen können, dass hier jemand sie vertritt.«
»Wir waren nicht zu einer bestimmten Uhrzeit verabredet.«
»Ohhh…« Er musste plötzlich lachen. »Dann besitzen Sie das Privileg, kommen und gehen zu können, wann Sie wollen?«
»Das hat sie mir erlaubt.«
Der Blonde drückte sich gegen die weiche Lehne des Sofas. Er hatte es sich längst bequem gemacht. »Wenn das so ist, und das glaube ich, dann fällt mir dazu etwas anderes ein.«
»Was denn?«
Der Blonde grinste wieder. »Eine Geschichte, die sich sehr gut anhört. Du bist heiß auf die kleine Ärztin. Du willst sie vernaschen. Du läufst hier als geiler Gockel herum. Damit sie dich ranlässt, tust du alles für sie. Du deckst ihre Lügengeschichten, du stehst voll und ganz auf ihrer Seite. Du machst mit ihr Pläne, und das alles ist ein Gebäude, in dem ihr euch wohl fühlt. Ihr wisst genau, dass ihr etwas zu verbergen habt, aber damit ist nun Schluss. Ich will jetzt die Wahrheit von dir hören!«
»Welche Wahrheit?«
»Die echte. Und die kennst du!«
»Das glaube ich nicht.«
Seine Ruhe war gespielt, das ahnte ich. In seinem Innern kochte es. Er blieb zwar sitzen, doch es war jeden Augenblick damit zu rechnen, dass er aus seiner Haltung in die Höhe schoss, um mir an den Kragen zu gehen.
»Kennst du dich mit Schmerzen aus?«, fragte er leise.
»Hin und wieder schon.«
»Dann vergiss sie. Denn sie sind einfach nichts im Vergleich zu den Schmerzen, die du bald erleben wirst. Ich höre Typen wie dich gern schreien, und ich denke mal, dass mein Freund bereit ist, nicht nur in der Theorie mit dir darüber zu reden.«
»Ich kann Ihnen nichts weiter sagen, Mister. Und sollten Sie es bei mir mit Folter versuchen, dann können Sie das gern tun. Ich sage Ihnen aber gleich, dass Sie damit nichts erreichen werden.«
»Manchmal doch. Ich habe nämlich das Gefühl, dass du mich nach Strich und Faden belogen hast, Mister. Und so etwas kann ich auf den Tod nicht ausstehen.«
»Dafür habe ich Verständnis.«
»Gut, dann werden wir uns also einig, was die Wahrheit angeht. Muss ich Sie noch mal fragen, ob Sie auch alles so gesagt haben, wie ich es meinte?«
Seine vornehme Aussprache wirkte in dieser Situation lächerlich, aber das war
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