Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
157 - Das Erbe der Alten

157 - Das Erbe der Alten

Titel: 157 - Das Erbe der Alten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
ausschöpfen wollen, müssen wir uns mächtig beeilen. Sollte der Brechsteinschlepper ihn ein zweites Mal erwischen und kein technisches Qualitätsprodukt aus unserem Hause seinen Vernichtungswillen ablenken, dann können wir unseren genialen Plan vergessen. Sind wir eigentlich über seine Position auf dem Laufenden?«
    »Selbstverständlich, Großvater«, sagte Reza Gundol. »Ein starker Sender funkt in regelmäßigen Intervallen Positionssignale.«
    »Na gut. Aber das wird den Roboter nicht davon abhalten können, den Erdmann umzubringen, sobald er ihn aufspürt hat. Er stammt ebenfalls aus unserem Hause und muss daher als zuverlässig gelten.«
    »Und genau deswegen wird er ihn nicht töten«, flüsterte Ettondo Lupos, und Reza Gundol Gonzales, der älteste Bruder der Verstorbenen, nickte energisch.
    »Wieso nicht?« Athenas Großvater zeigte sich irritiert. »Die Präsidentin hat Aiko Tsuyoshis Persönlichkeitskopie doch genau darauf programmieren lassen.«
    »Das leugnen wir auch nicht, verehrter Jarro Fachhid«, sagte Ettondo Lupos. »Andererseits…« Er warf Reza Gundol einen Blick zu.
    »Andererseits war ich es, den sie damit beauftragte«, fuhr Reza Gundol Gonzales fort. »Und ich habe mir erlaubt, das Bewusstsein des Cyborgs Tsuyoshi mit einem zusätzlichen Sicherheitsprogramm zu infiltrieren. Es blockiert allzu menschliche Regungen des Hybriden, unter anderem Mordimpulse. Zum Beispiel enthält es den ausdrücklichen Befehl, Maddrax und seine Fluchthelfer keinesfalls zu töten, sondern in Gewahrsam zu nehmen und lebend nach Elysium zu bringen…«
    »… damit wir sie ihm auf dem Weg dorthin abnehmen können.« In Ettondo Lupos leuchtete der Stolz eines erfolgreichen Ränkeschmieds.
    »Ist das wahr…?« Der Patriarch hatte Mühe, seine offizielle Trauermiene aufrecht zu erhalten. »Und falls es schief geht, erzählen wir dem Rat…?«
    »… dass der Brechsteinschlepper mit Aiko Tsuyoshis Bewusstsein an einem Softwarekonflikt gescheitert ist, ganz richtig.« Ettondo Lupos lächelte für einen Moment reichlich verschmitzt, verkniff sich diesen Ausdruck aber sofort wieder, als die Trauermienen in seiner Umgebung und die dröhnende Stimme des Lektors ihn wieder an den Anlass dieses informellen Treffens erinnerten. Zur Feier des Tages trug er übrigens einen weißen Hut mit schwarzem Federbusch über anthrazitfarbenem Gewand und metallicroter Weste. Den Degen hatte er in seiner Suite gelassen. »Es wird aber nicht schief gehen, Jarro Fachhid.«
    »Warum hat er dann das Feuer auf unseren Waldläufer eröffnet?«, wollte Tartus Marvin wissen.
    »Vermutlich, um euch zum Anhalten und den Erdmann zum Aussteigen zu zwingen«, flüsterte Reza Gundol.
    »Ich bin stolz auf euch«, sagte der Patriarch. Er tätschelte die Schultern der Männer. »Der Misserfolg des Prototyps und Athenas bedauerlicher Tod haben mich außerordentlich verstimmt, aber jetzt bin ich stolz auf euch.« Mit versteinerter Miene nickte er einigen Männern und Frauen zu, die den Kondolenzparcours verpasst hatten und sich jetzt erst unter die Wartenden mischten. Verwandtschaft aus Bradbury.
    »Wir haben also noch eine Chance«, flüsterte Ettondo Lupos.
    Er zuckte zusammen, weil wieder ein Fanfarenstoß durch die anbrechende Nacht gellte. Der Lektor rollte sein Papier zusammen. Ein Fahrzeug rollte aus dem Weißholzwäldchen und stoppte vor dem Sockel mit Athena Tayle Gonzales’ Sarg; ein Stapelrobot und Produkt von MOVEGONZ TECHNOLOGY. Er fuhr ein paar Greifbacken aus, klemmte den Sarg dazwischen und hob ihn vom Sockel. Die Fanfaren bliesen eine immer gleiche, aufsteigende Tonfolge.
    »Habt ihr den Waldläufer denn reparieren können?«, flüsterte der Patriarch. »Oder sollten wir lieber zwei Gleiter schicken? Es sind immerhin zweitausend Kilometer bis nach Utopia.«
    »Der Prototyp des Waldläufers legt auch in dichtestem Unterholz noch fünfzig Kilometer pro Stunde zurück, Großvater«, sagte Reza Gundol, der älteste Bruder der Verstorbenen. »Auf dem Weg durch den Wald könnte er die Strecke nach Utopia in vierzig bis fünfzig Stunden bewältigen, wenn die Besatzung groß genug ist, um im Wechselschichtdienst zu arbeiten. Falls der Waldläufer nach der Hälfte der Strecke Richtung Westen ausweicht, durch die unbewaldete Küstenregion fährt und danach den Weg über das Utopia-Meer nimmt, müsste er es sogar in dreißig Stunden und weniger schaffen.«
    »Atemberaubend«, flüsterte der Patriarch. »Einfach atemberaubend. Ihr würdet also den

Weitere Kostenlose Bücher