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1570 - Das Haus der Geborgenheit

Titel: 1570 - Das Haus der Geborgenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Perspektive, indem du zu viele Fragen stellst."
    Ein paar Dutzend Schritte weiter bog Hadur nach rechts ab. Dort lag ein schmales, dreigeschossiges Gebäude.
    Es war völlig abgedunkelt. Durch keines der Fenster schien Licht. Durch ein offenes Tor gelangten sie in einen Hinterhof. Hadur trat auf eine Tür zu, die in der Finsternis nur als düstere, rechteckige Silhouette zu erkennen war. Auf sein Klopfen antwortete von drinnen eine dumpfe Stimme. Hadur sagte ein Wort, das Bull nicht verstand. Die Tür ging auf. Dahinter war es finster. „Gib deinem Freund dieses Tuch", sagte jemand aus der Dunkelheit. „Er soll es sich vorbinden."
    Es raschelte. Jemand hielt Bull ein Stück Stoff entgegen, das einen eigentümlichen Duft verströmte. Er nahm es und band es sich vors Gesicht, wie er es bei Hadur gesehen hatte. „Geht", sagte die Stimme.
    Reginald Bull folgte dem Geräusch, das Hadurs Schritte erzeugten. Er streckte die Arme aus und berührte mit den Fingerspitzen glatte, kühle Wände aus Kunststein. Sie befanden sich in einem schmalen Korridor, der ins Innere des Hauses führte. Plötzlich war die Stimme des Wesens wieder zu hören, das zu Hadur gesprochen hatte. „Unser Freund trägt eine Waffe", sagte sie. „Hast du ihn nicht darauf aufmerksam gemacht, daß die Wahrheit nur im Kreis Friedliebender aufgenommen werden kann?"
    „Das habe ich versäumt", bekannte Hadur. „Kein Problem", sagte Bull. Er zog den kleinen Multitraf aus der Tasche und ließ ihn zu Boden fallen. „Ich hole mir das Ding wieder ab, wenn die Zusammenkunft vorüber ist."
    „Das ist klug", sprach die Stimme aus der Finsternis. „Dir wird sich die Wahrheit eröffnen."
    Reginald Bull atmete auf. In der Dunkelheit des schmalen Korridors war er durchleuchtet worden, ohne daß er es ahnte. Aber den Signalgeber hatten sie nicht gefunden! Allein das war wichtig.
    Ein Viereck matter Helligkeit erschien voraus. Hadur betrat eine winzige Kammer und bedeutete Bull durch Gesten, ihm zu folgen. Es dauerte ein paar Sekunden, bis Bull in dem kleinen Gemach die Kabine eines altmodischen Aufzugs erkannte. Er erwartete, das Singen eines Motors zu hören und den Ruck zu spüren, mit dem der Aufzug sich in Bewegung setzte. Aber ganz so stilfremd waren die Altertumsschützer und ihre Restauratoren doch nicht zu Werke gegangen. Die Kabine bewegte sich geräuschlos und ruckfrei unter dem Einfluß eines künstlichen Schwerefelds. Die Fahrt war von kurzer Dauer. Die Tür des Aufzugsschachts glitt beiseite. Reginald Bull blickte in einen spärlich beleuchteten, weitläufigen Raum, in dem sich etwa zwanzig humanoide Wesen aufhielten, die auf dieselbe Weise vermummt waren wie Hadur. Es wurde nur wenig gesprochen, und die paar Worte, die Bull zu hören bekam, waren tefrodisch. Es schien sich bei der Zusammenkunft in der Tat um eine Affäre ganz unter Tefrodern zu handeln.
    Man schenkte ihm keine Beachtung, obwohl er deutlich anders gekleidet war als die übrigen Anwesenden. Er sah sich um und stellte fest, daß er bisher nur die Hälfte des Raumes zur Kenntnis genommen hatte. Da gab es eine Wand, die er bisher für die rückwärtige Begrenzung des Raumes gehalten hatte. In Wirklichkeit handelte es sich um eine durchsichtige, wahrscheinlich aus Energie bestehende Barriere, hinter der sich der Raum fortsetzte. Der Bereich jenseits der Barriere war unbeleuchtet.
    Die Anwesenden standen nicht still. Sie bewegten sich. Ein paar hastige, unterdrückte Worte wurden gewechselt. Sie kannten einander alle. Ehe Reginald Bull sich’s versah, hatte er seinen Begleiter Hadur verloren. Bull stand allein. Um ihn kümmerte sich niemand. Er stellte fest, daß es außer ihm noch einen weiteren Besucher der Versammlung gab, der in dieser Gruppe ebenfalls keine Kontakte zu haben schien.
    Soweit in der Vermummung zu erkennen war, handelte es ich um eine junge Tefroderin von schlankem, hohem Wuchs. Sie trug wie die ändern einen dunklen Umhang, der fast bis zum Boden reichte, und ein Tuch, das ihr Gesicht von den Augen abwärts verhüllte. Die dunklen Augen waren groß und ausdrucksvoll. Die hohe Stirn besaß einen samtenen Teint. Schweres, pechschwarzes Haar war straff nach hinten gekämmt und im Nacken zu einem kunstvollen Gehänge geflochten. Reginald Bull, noch nie ein Verächter weiblicher Schönheit, empfand den Anblick der jungen Frau als faszinierend. Sie stand an der gegenüberliegenden Wand, ein wenig schüchtern, ein wenig hilflos. Immer wieder ertappte er sich dabei, wie er zu

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