Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1570 - Das Haus der Geborgenheit

Titel: 1570 - Das Haus der Geborgenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
geworden war, wußte niemand. Den Markt von Chemtenz hatten sie jedenfalls nicht erreicht. Seitdem stand das Gebäude, soweit man von außen erkennen konnte, ungenutzt. Hin und wieder wurde es von Personen tefrodischer Herkunft betreten. Die Tefroder hatten wohl den Auftrag, nach dem Rechten zu sehen. Manchmal brachten sie kleine Roboter mit. Da ging es sicher um Reparaturen oder Instandhaltungsarbeiten. Gewöhnlich waren die Besucher, die meistens nach Sonnenuntergang kamen, ein paar Stunden im Innern des Hauses beschäftigt. Gegen Mitternacht gingen sie üblicherweise wieder, und dann war ein paar Wochen Zeit bis zum nächsten Besuch.
    Allerhand Verdächtiges, das allein schon ausgereicht hätte, einen neugierigen und stets mißtrauischen Mann wie Reginald Bull zu einer Untersuchung der Angelegenheit zu veranlassen. Was letzten Endes den Ausschlag gegeben hatte, waren nicht die undurchsichtigen Geschäfte der Firma „Erfolg durch Ehrlichkeit", nicht die nächtlichen Besuche merkwürdiger Gestalten, die sich im Innern des Gebäudes zu schaffen machten, sondern war der Zeitrahmen, in den das Geheimnis des Hauses Amnasuntha-Gasse Nr. Ieingepaßt war.
    Vor drei Jahren hatte die Suche nach der verschwundenen Superintelligenz ES im Ernst begonnen. Vor drei Jahren hatten die Maahks eine neue Version ihres Ahnenkults entwickelt. Vor drei Jahren war das Gebäude in der Amnasuntha-Gasse gepachtet worden. Es lief alles auf diese Dreijahresfrist hinaus. Das war es, was Reginald Bull untersuchen wollte.
    Aus dem Schatten eines Hauses wuchs eine humanoide Gestalt. Bull blieb stehen. Die Hand suchte nach dem Kolben der Waffe, die er in die Hosentasche geschoben hatte. Der Unbekannte näherte sich ihm bis auf vier Meter; dann blieb er stehen. Er hatte das Licht der Straßenlaterne im Rücken. Bull sah, daß er einen dunklen Umhang trug, der fast bis zum Boden reichte. Vor das Gesicht hatte er ein Tuch geschlagen, das nur Augen und Stirn frei ließ. „Hast du dich verirrt, mein Freund?" erkundigte sich der Fremde auf tefrodisch. „Kann ich dir helfen?"
    Die Frage war freundlich gestellt. „Ich suche ein bestimmtes Haus", antwortete Bull. „Nicht etwa das Haus der Ersten Geborgenheit?"
    „Doch."
    „Du hast Glück. Ich weiß, wo es steht. Komm mit mir."
    Reginald Bull trug eine leichte Alltagskombination. An Waffen besaß er nur den kleinen Kombistrahler, den er in die rechte Hosentasche gesteckt hatte. Er hatte außerdem auf der Innenseite der Jacke einen kleinen Signalgeber angebracht. Die Impulse, die der Signalgeber ausstrahlte, ermöglichten es Icho Tolot, der am Ort der Behaglichkeit zurückgeblieben war, die Bewegungen des Freundes zu verfolgen. Reginald Bull war fest davon überzeugt, daß man ihn im Haus der Ersten Geborgenheit durchsuchen würde.
    Wahrscheinlich mußte er die Waffe abgeben. Der Signalgeber dagegen durfte unter keinen Umständen gefunden werden.
    Er war von winzigem Umfang. Vor allen Dingen arbeitete er nicht kontinuierlich. Er gab Impulse nur dann von sich, wenn Bull ihn mit einem Fingerdruck aktivierte. Das Gerät war in eine Falte der Jacke eingearbeitet.
    Bull war zuversichtlich, daß es unentdeckt bleiben würde, solange die Durchsuchung nicht allzu gewissenhaft ausfiel.
    Der Fremde im dunklen Umhang hatte sich inzwischen umgewandt und schritt vor Bull die Straße entlang. Er schien es für selbstverständlich zu halten, daß Bull ihm folgte. „Hast du einen Namen?" fragte Bull. „Nenne mich Hadur."
    Das war kein Name. Das Wort bedeutete „Freund" auf tefrodisch. „Du hast auf mich gewartet?" erkundigte sich Bull. „Man sagte mir, daß heute Nacht ein Neuer zu uns käme. Ein wirklich Neuer. Kein neugieriger Tefroder, der sehen will, wie es bei uns zugeht, sondern einer aus der Milchstraße."
    „Wie geht es bei euch zu?" wollte Bull wissen. „Wir halten Zusammenkünfte, um die Wahrheit in uns aufzunehmen", antwortete Hadur.
    Reginald Bull beschloß, einen Schuß ins Dunkle abzufeuern. „Die Wahrheit der Ahnen?" fragte er. „Ich höre, man hat dich teilweise schon eingeweiht", klang es unter dem Gesichtstuch hervor. „Ja, es ist die Wahrheit der Ahnen, die wir in uns aufnehmen."
    „Du bist ein Wesen mit Verstand, Hadur", sagte Bull. „Wie kommt es, daß die Tefroder plötzlich meinen, die Weisheit und die Wahrheit von ihren Ahnen beziehen zu müssen? War der Ahnenkult nicht Sache der Maahks?"
    „Du wirst alles sehen, mein Freund", lautete die Antwort. „Verdirb dir nicht die

Weitere Kostenlose Bücher