1570 - Jackpot für den Teufel
ist es passiert?«
»Auf dem Spielplatz.«
»Das dachte ich mir.«
»Wieso?«
Tanner winkte ab. »Nein, nein, erzählen Sie erst mal weiter. Das ist alles sehr interessant für mich.« Er hütete sich davor, sein eigenes Wissen preiszugeben, aber er wusste nun, dass er den Mann vor sich sitzen hatte, der für das verbrannte Gesicht des Opfers verantwortlich war.
»Da gibt es nicht viel zu sagen. Ein Treffer meiner Hände reichte aus. Der Anführer verbrannte und ich bin danach in meine Wohnung geflüchtet. Ich hatte es ja nicht weit.« Er presste seine Hand vor die Augen. »Ich bin eine lebende Brandbombe.«
Tanner atmete tief durch.
»Lassen wir mal aus dem Spiel, dass Sie es getan haben, Terry. So etwas kommt aber nicht von einem Tag zum anderen. Es muss vorher etwas mit Ihnen geschehen sein. Oder wie sonst haben Sie es schaffen können, einem Menschen auf diese Weise den Tod zu bringen?«
»Das ist nicht so leicht zu erklären.«
»Versuchen Sie es trotzdem.«
»Aber wenn ich Ihnen die Wahrheit sage, werden Sie mich für verrückt halten.«
Tanner lächelte, was bei ihm nicht oft vorkam. »Ich muss hier nicht aus dem Nähkästchen plaudern«, sagte er, »aber Sie können mir glauben, dass ich im Laufe der Zeit meine Erfahrungen habe sammeln können und mir eigentlich nichts mehr fremd ist.«
»Auch das Unwahrscheinlichste nicht?«
»Erzählen Sie einfach, was geschehen ist.«
Terry Moran griff wieder zur Flasche und schenkte mit zittrigen Händen zum dritten Mal das Glas voll. Er hielt es mit beiden Händen fest, als er es an seine Lippen führte.
Er trank das Glas leer, und sein Blick wurde plötzlich verhangen. Dann sagte er mit leiser Stimme: »Ich habe den Jackpot gewonnen!«
»Bitte?«
»Ja, den Jackpot des Teufels…«
***
Wir mussten nur eine Etage höher gehen, und Harris blieb an unserer Seite.
Er zog sein rechtes Bein nach, fluchte hin und wieder darüber und sprach von einer Nervenentzündung, die ihn erwischt hatte.
»Wie heißt dieser junge Mann denn mit echtem Namen«, wollte ich wissen.
»Lenny.«
»Und weiter?«
»Keine Ahnung. Ich kann den Namen nicht richtig aussprechen. Er muss von irgendwo aus dem Osten stammen.«
In dieser Etage sah es ebenso trist aus wie in der darunter. Da gab es wohl im gesamten Haus keine Unterschiede, und ich stellte fest, dass auch der Geruch gleich war.
Vor einer verschrammten Tür blieben wir stehen. Das Halbdunkel des Flurs hüllte uns ein.
Harris klingelte. Hinter der Tür war ein leises Geräusch zu hören, und wenige Augenblicke später wurde geöffnet. Derjenige, der die Tür aufdrückte, konnte nur Harris sehen. Wir hielten uns versteckt.
»Was willst du?«
»Ist dein Sohn zu Hause, Alma?«
»Lenny?«
»Ja, wer sonst?«
»Der ist hier. Aber der ist verstört. Ich weiß nicht, warum. Er war doch mit deinem Terry zusammen. Und er hat sogar davon gesprochen, dass Che nicht mehr lebt.«
»Das ist so.«
Alma gab einen fast heulenden Laut von sich. »Das ist ja furchtbar! Dann stimmt es also?«
»Ja, das trifft zu.«
Alma kreischte los. Sie schrie Harris an und fragte, ob er etwa ihren Sohn für den Killer hielte.
»Nein, aber ich…«
Suko reagierte zeitgleich mit mir. Wir tauchten neben Harris auf und rahmten ihn ein.
Alma bekam große Augen. Wir zeigten ihr unsere Ausweise, die sie wohl auch anstarrte, aber bestimmt nicht begriff, was das alles zu bedeuten hatte.
»Sie können wieder gehen«, sagte ich zu Harris, trat nach Suko über die Schwelle und schloss die Tür.
Wir befanden uns in einer kleinen Diele, die jetzt überfüllt war, denn mehr als drei Personen konnte sie nicht fassen.
Die Angst in den Augen der abgehärmt wirkenden Frau war nicht zu übersehen, aber sie war auch jemand, die sich nicht so leicht einschüchtern ließ. Eine gewisse Aggressivität ging jedenfalls von ihr aus.
»Was wollen Sie von mir, verdammt? Wollen Sie uns auch noch das Letzte nehmen, was wir haben?«
»Wir sind keine Leute vom Sozialamt«, sagte Suko. »Unsere Ausweise haben Sie ja gesehen.«
»Ach ja, Bullen. Ihr sucht den Killer von Terry, wie?«
Sie strich durch ihr blond gefärbtes Haar.
»Ja.«
»Aber nicht hier, verdammt! Mein Sohn Lenny ist kein Mörder. Er hat keinen umgebracht.«
»Das wissen wir«, sagte ich. »Nur hätten wir gern ein paar Worte mit ihm gesprochen.«
»Er ist krank.«
»Kann er nicht reden?«, fragte Suko.
Ich überließ meinem Freund die Diskussion mit der Frau und drückte die neben mir liegende
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