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1572 - Das Ritual

1572 - Das Ritual

Titel: 1572 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht zu glauben.« Er schaute Paul an. »Und der hat wirklich vor diesem Blonden gekniet?«
    »Ja.«
    »Und als der Typ dich kommen sah, ist er abgehauen. So ist das doch oder?«
    Ich nickte. »Sonderbar ist allerdings, wie er geflüchtet ist. Er sah mich, er spürte mich, und dann war er weg. Als wäre ich der Teufel persönlich, der plötzlich vor ihm aufgetaucht ist.«
    Harry grinste, als er meinte: »Vor dem wäre er vielleicht nicht geflüchtet.«
    Ich grinste bei meiner Antwort nicht.
    »Genau das ist es, Harry. Vor der dämonischen Seite wäre er sicher nicht geflohen. Aber vor der anderen. Dazu zählen ich und mein Kreuz. Ich habe dir von seiner Warnung erzählt. Es ging alles sehr schnell. Ich hörte noch seinen Schrei. Er drehte sich auf dem Absatz um und floh.«
    Harry nickte. »Hört sich nicht gut an für dich oder auch für uns. War wohl nichts mit ein paar unbeschwerten Urlaubstagen. Das ist dein Pech, John. Es klebt dir an den Füßen und du kannst es beim besten Willen nicht abtreten.«
    »Leider.« Ich musste meinem deutschen Freund zustimmen. Mir klebte wirklich das Pech an den Hacken. Daran ändern konnte ich nichts.
    Ich war der Sohn des Lichts, ein Erbe, was nicht nur positive Begleitumstände mit sich brachte, denn ich war immer gefordert.
    Manchmal hatte ich das Gefühl, die Dämonen anzuziehen wie das Licht die Motten.
    Dagmar Hansen hatte ihre Pflegearbeit beendet. Sie tupfte auch den letzten Rest Blut weg. So sah der junge Mann wieder einigermaßen manierlich aus.
    Er hatte sein großes Glas Wasser fast leer getrunken, starrte nun vor sich hin und schnaufte immer wieder durch.
    Dabei vermied er es, den Blick auf uns zu richten.
    »Darf ich fragen, wie du mit Nachnamen heißt?«
    Er schaute mich an. »Warum?«
    Ich lächelte. »Ich heiße zum Beispiel John Sinclair.«
    Er trank sein Glas leer. »Na ja, ich bin Paul Köster.«
    »Und du wohnst hier?«
    »Klar.«
    »Allein?«
    »Nein. Aber das geht euch nichts an. Ist das klar? Ich will auch nichts mehr über mich sagen.«
    »Okay, das verstehe ich. Wenn du nichts über dich sagen willst, dann vielleicht über den Mann, den ich bei dir gesehen habe. Er war ja nicht ein leuchtendes Beispiel für einen Freund.«
    Paul schaute mir in die Augen. Mit einer sanften Bewegung wischte er eine dunkle Haarsträhne aus seiner Stirn. Dann verengten sich seine Augen. Die nächsten Worte flüsterte er.
    »Mann, sagst du? Nein, da irrst du dich. Das war kein Mann. Lambert ist vollkommen. Oder er steht dicht davor, vollkommen zu sein. Er ist alles, verstehst du?«
    »Nein, Paul, aber du wirst es mir erklären, denke ich.«
    »Lambert ist eben einmalig. Er vereinigt alles in sich, und ich werde bald so sein wie er. Das hat er mir versprochen. Ich werde das Ritual zur Vollkommenheit erleben und diese Welt aus anderen Augen betrachten.«
    Ich nickte. »Dann ist Lambert so etwas wie ein Guru für dich?«
    Er winkte ab. »Ach, hör auf damit. Er ist viel mehr. Das kannst du nicht begreifen.«
    Er stemmte seine Hände auf die Tischplatte und stand ruckartig auf.
    »So, und jetzt werde ich gehen. Ich will euch nicht mehr sehen. Ist das klar? Lasst mich in Ruhe!« Er zischte uns wütend an, drehte sich um und lief mit schnellen Schritten weg.
    Wir konnten nichts tun. Es gab keinen Grund, ihn festzuhalten. Zudem ich in diesem Land keine Kompetenzen besaß. Und Harry Stahl hatte nichts von dem mitbekommen, was sich nebenan hinter der Hecke zugetragen hatte. Harry machte auf mich auch einen recht ratlosen Eindruck, der sich bei Dagmar Hansen wiederholte.
    Sie war es, die die erste Frage stellte.
    »Sind wir hier vom Regen in die Traufe geraten?«
    Ich nickte. »Sieht ganz so aus.«
    »Und jetzt?«
    Ich strich gedankenverloren über mein Haar. »Das Problem heißt Lambert. Ich gehe davon aus, dass wir in ihm einen neuen Gegner gefunden haben. Zumindest ich. Wir standen uns gegenüber, ich erlebte die Warnung meines Kreuzes, und den Rest kennt ihr.«
    »Dann ist er also vor dir geflohen«, stellte Harry fest.
    »So kann man es durchaus sehen.«
    »Und der Grund ist dein Kreuz gewesen. Er muss seine starke Kraft gespürt haben.«
    »So sehe ich das auch, Harry.«
    Dagmar mischte sich wieder ein. »Da war doch noch etwas«, sagte sie mit leiser Stimme. »Dieser Paul Köster hat von einer Art Übermenschen gesprochen. Du, John, hast diesem Übermenschen gegenübergestanden. Du hast ihn also gesehen.«
    »Stimmt.«
    Dagmar fixierte mich aus schmalen Augen. »Kannst du uns

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