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1572 - Das Ritual

1572 - Das Ritual

Titel: 1572 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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noch, bitte. Können Sie uns sagen, wo Sie wohnen? Da finden wir dann ja auch Paul.«
    »Ein Haus daneben.«
    Sie nannte uns einen Straßennamen, mit dem wir nichts anfangen konnten. Aber das würde sich ändern.
    Etwa eine Minute saßen wir noch schweigend beisammen. Von einer Urlaubsstimmung konnte nicht mehr die Rede sein. Es herrschte eine regelrechte Bedrückung.
    Harry Stahl sagte schließlich: »Ich denke, dass wir hier noch einiges zu erledigen haben, und es fällt wieder mal in unseren Bereich.« Er schüttelte den Kopf. »Erst dieser Riesenvogel und jetzt diese Type, von der wir nicht wissen, ob sie ein Mensch ist oder ein Dämon.«
    »Vielleicht beides zusammen«, meinte Dagmar.
    »Das kann auch sein.« Ich schlug auf den Tisch und holte Geld hervor.
    »So, das bezahle ich, und dann werden wir uns mal um diesen Lambert kümmern.«
    »Wie willst du denn an ihn herankommen?«, fragte Harry.
    »Über Paul Köster, und ich hoffe, dass wir es schaffen, ihn zum Reden zu bringen…«
    ***
    Vollkommen!
    Das war genau der Begriff, der das Dasein von Lambert bestimmte. Er wollte vollkommen sein. Er wollte es allen zeigen. Er wollte beweisen, dass es diese Vollkommenheit gab. Man musste nur den richtigen Weg beschreiten.
    Und er würde Jünger haben, die an seiner Seite blieben. Die ihm gehorchten, weil er sie mit dem gleichen Ziel lockte. Die Menschen waren schwach, und sie waren nie mit dem zufrieden, was sie waren.
    Sie wollten immer mehr, und dafür taten sie alles. Vollkommen zu sein, das bedeutete für sie, dass irdische Probleme nicht mehr zählten. Dass sie darüber standen und Dinge unternahmen, die sie normalerweise strikt abgelehnt hätten.
    Lambert hatte sich wieder in seine Höhle zurückgezogen. So nannte er die Hütte, die auf der kleinen Halbinsel stand, um die sich niemand kümmerte, weil sie kein Gebiet war, das irgendwelche Touristen angelockt hätte.
    Wer auf dem Wasser an ihr vorbeifuhr, kam erst gar nicht auf die Idee, dort an Land zu gehen, weil das Stück Land zum Wasser hin von einem dichten Schilfgürtel geschützt wurde.
    Für ihn war sie ein ideales Versteck, in dem er sich wohnlich eingerichtet hatte.
    Es war bisher alles glatt gelaufen. Die Hindernisse hatte er überwunden.
    Er war nicht mehr nur ein ER, Lambert fühlte sich auch als eine SIE oder ein ES Er war alles in einem. Und genau das war sein Weg zur Vollkommenheit.
    Doch jetzt gab es eine Störung. Hässlich fand er sie, sehr, sehr hässlich.
    Er hatte sie auch nicht ausmerzen können, denn sie hatte ihm so plötzlich gegenübergestanden, dass er fast panikartig reagiert hatte. Er hatte das Gefühl gehabt, sein Inneres würde zerrissen werden, als er diesen blonden Typ vor sich gesehen hatte.
    Er hatte fliehen müssen. Er, Lambert, hatte kapituliert. Das hatte ihn geschockt, und die Rückkehr in sein Versteck war nichts anderes als eine Flucht gewesen.
    Flucht! Er! Nein, das konnte nicht wahr sein. Und trotzdem stimmte es.
    Er war geflohen. Er saß in seiner Hütte im Halbdunkel auf der Matte.
    Um ihn herum standen die Kerzen, deren Dochte nicht brannten, und er spürte so etwas wie ein Brennen in sich.
    Wer störte ihn da?
    Lambert schloss die Augen. Er musste sich konzentrieren. Da konnte er in sich hineinhorchen und versuchen, alles Menschliche zu vergessen.
    Als Mensch war er nicht vollkommen. Zumindest nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Es gab noch zu viele Unzulänglichkeiten, aber er wusste, dass er auf dem richtigen Weg war.
    In der Nacht war er über den Grund des Sees gewandert, ohne zu ertrinken. Und er hatte dabei alle Stadien seiner schon vorhandenen Vollkommenheit durchlebt.
    Es war einfach wunderbar gewesen. Er hatte das Gefühl gehabt, sich vom Boden zu lösen und in eine nächst höhere Dimension zu gleiten.
    Er war voller Freude gewesen, aber jetzt hatte er den brutalen Tief schlag erhalten. Lambert war davon ausgegangen, keine Feinde mehr fürchten zu müssen, und doch war es passiert. Ihm war plötzlich jemand über den Weg gelaufen, der ihn völlig durcheinander gebracht hatte. Da hatte es bei ihm eingeschlagen wie ein Blitz. Trotz seiner Flucht in die Höhle hatte er diese Tatsache nicht überwinden können.
    Gab es tatsächlich jemanden, der noch vollkommener war als er? Und der dazu noch auf der anderen Seite stand?
    Ja, verdammt noch mal, ja!
    Lambert öffnete die Augen wieder. Dabei war gerade heute ein so wichtiger Tag. Er hatte für den Abend seine Jünger zu sich bestellt, damit sie den

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