1572 - Der Menschenzoo
für ihn ihr Leben riskiert. Der Strahlschuß, an den er sich erinnerte. Er mußte dem Monk die Armwunde gebrannt haben. Vorher war er, Alavan, von einem Lähmschuß erwischt worden.
Der Monk war zurückgekommen, als er schon entkommen war. Er hatte die Männer angegriffen, vielleicht getötet. Er hatte das für ihn getan, für Alavan, der 1948 als Albert Avante geboren worden war.
In Monterey, Kalifornien.
Es war vollkommen verrückt, und doch hatte Alavan das Gefühl, daß es so und nicht anders sein mußte.
Eine Rührung wollte ihn überkommen, die er nur mit Mühe zurückweisen konnte. Die Tefroder, wie sich die Außerirdischen nannten, würden zurückkommen, und zwar schnell. Ob einige von ihnen im Felskessel getötet oder verletzt worden waren oder nicht, ihre Kameraden oben im Flugboot mußten das Geschehen beobachtet und an ihre Zentrale gemeldet haben.
Der Monk heulte auf und griff sich an die linke Brust. Das Zittern seiner Beine wurde schlimmer.
Alavan sah, daß er sich nicht mehr lange würde halten können.
Jetzt war es an ihm, die Flucht fortzusetzen und sich zu revanchieren. „Ich danke dir, Monk", hörte er sich wie zu einem Kind sagen, das krank war. „Ich weiß so ungefähr, was passiert ist. Und daß du mich verstehst. Du hast Schmerzen, Monk, aber wir müssen hier fort, und ich weiß ein Versteck. Wirst du mir vertrauen?"
Das war so unwirklich!
Die Kreatur aus der Frühzeit, fast noch mehr Affe als Mensch, sah Alavan an und gab Laute von sich, als würde sie weinen. Die rechte Hand hob sich vom Boden und griff wieder nach dem Speer. „Laß mich dir helfen, bitte", flüsterte Alavan. Der Monk neigte den Kopf wieder so wie vorhin im Kessel, als Alavan die Melodie summte. Alavan hob sich in die Höhe. Er biß die Zähne aufeinander, um nicht schreien zu müssen. Er war wie gerädert, aber das war nichts im Vergleich zu dem, was ihm bei den Tefrodern bevorgestanden hätte.
Und noch immer bevorstand, wenn sie ihn bekamen. „Komm", sagte er und streckte langsam die rechte Hand aus. „Ich bringe uns in ein Versteck, und dann versorge ich deine Wunden."
War da ein Rauschen am Himmel?
Alavan konnte nichts entdecken, als er das rote Firmament absuchte. Aber lange konnten sie nicht mehr auf sich warten lassen.
Er machte einen weiteren Schritt auf den Monk zu. Der rechte Arm des Wilden hob sich und ruckte nach hinten. Die großen Augen versprühten wildes Feuer, die Lippen kräuselten sich über gefletschten Zähnen. „Gib mir den Speer", sagte Alavan. „Du kannst ihn schon gar nicht mehr richtig heben." Woher nahm er plötzlich diesen Mut? Bei allen Jagdspielen gegen den Monk hatte er ihm nie so direkt gegenüberstehen müssen. Immer war genügend Abstand zwischen ihnen gewesen - und das sowohl räumlich als auch geistig.
Der Monk starrte ihn an und knurrte. „Du weißt nicht, warum du mich mitgenommen hast", sagte Alavan ruhig. Seine Hand streckte sich fordernd nach dem Speer aus. Eine zu schnelle Bewegung, und es war seine letzte, auch jetzt noch. Seine Stimme war seine Waffe, und er sprach weiter, als er den letzten, entscheidenden Schritt vorbereitete. „Aber ich weiß es, mein Freund. Du wolltest nicht allein sein. Für dich bin ich dein Feind, aber ohne mich könntest du nicht leben, oder?" Es hörte sich an wie billiger Kitsch. „Und ich ohne dich ...? Monk, das wäre auch verdammt langweilig."
Verstand ihn die Kreatur am Ende wirklich?
Alavan nützte den Moment aus, als sich der Blick des Zottigen so seltsam verklärte, und sprang vor. Seine Faust krachte gegen die Schläfe des Monks und betäubte ihn. „Tut mir leid, Freund", murmelte Alavan, als er sich hinkniete und den schweren Körper über seine geschundenen Schultern zog. „Aber ich will wirklich nicht ganz allein sein. Ich habe schon genug Menschen verloren."
Alavan ließ den Speer liegen. Er stemmte sich mit seiner schweren Last hoch und suchte den Weg nach der Höhle, in der er sich eingerichtet hatte wie der Einsiedler, der er immer hatte sein wollen, nachdem er Mary und das Baby verloren hatte.
Stunden später kam es ihm wie ein Wunder vor, daß er den Abstieg über die tückischen Geröllfelder und durch halbmoorige Stellen des Hanges geschafft hatte, wo sich das Regenwasser sammelte und lange für feuchten Morast sorgte - und das mit dem schweren Monk auf dem höllisch schmerzenden Rücken.
Die Kraft, die er sich vorher nie zugetraut hätte, war die eine Hälfte des Wunders. Die zweite bestand darin, daß
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