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1572 - Der Menschenzoo

Titel: 1572 - Der Menschenzoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Außerirdischen nicht am Himmel aufgetaucht waren.
    Jetzt, da er in seiner Höhle vor dem kleinen trockenen Feuer saß und sich die Hände wärmte, hatte er eigentlich nur eine Erklärung dafür.
    Sie waren natürlich nicht hinter ihm her gewesen. Das hatte er sich nur in einer Art Verfolgungswahn plötzlich eingebildet, als sie in den Felskessel eindrangen.
    Ihre Suche galt einem oder mehreren anderen.
    Vielleicht war es beim Fort wieder zu Kämpfen gekommen, oder die Soldaten aus der Burg lieferten sich einen neuen Schlagabtausch mit den Wilden oder den Franzosen. Irgendwo wurde immer gekämpft.
    Nur, was wollten die Aufpasser dann ausgerechnet hier?
    Alavan trank etwas Wasser, das er mit einem ausgehöhlten Stein unter einer der Adern auffing, die es durch die Gesteinsschichten vom Berg hierher transportierten.
    Etwas Ungewöhnliches mußte geschehen sein. Vielleicht war das heute wirklich der Tag, obwohl es so aussah, als wäre Alavan dem Tod gerade noch einmal von der Schippe gesprungen.
    Er zog die Knie an und legte die Arme darauf, dann das Kinn. Er starrte durch die niedrigen Flammen auf den Monk, der vor der gegenüberliegenden Wand lag, rechts vom Gang, der nach fünf Metern hinaus ins Freie führte. Der Rauch konnte Alavan nicht verraten, er zog durch Felsritzen nach oben ab, weit weg von der Höhle.
    Der Monk hatte das Bewußtsein noch nicht wiedererlangt. Seine große Wunde war mit Lianen und Blättern verbunden. Alavan hatte einen Teil seines Lagers dafür geopfert. „Was sind wir nur für ein Paar", murmelte der Mann aus Monterey. „Wir hatten beide einmal einen Stamm. Du deine Horde und ich meine Clique. Jetzt sind nur wir noch da, Monk. Deinen Stamm haben die Panzersoldaten ausgelöscht, und meiner wurde ..."
    Sie hatten Mary, Spooky, Paul und Grace, Jill und Alexander erschossen, als sie eines ihrer Flugboote stürmen wollten, das am Fuß der Berge gelandet war. Jonathan, Del und Virginia waren in ihre Station verschleppt worden. Er, Alavan, war als einziger entkommen.
    Später hatte er Virginia gefunden, die sich bis zum alten Treffpunkt geschleppt hatte. Sie war kein Mensch mehr gewesen. Was sie ihr an Gehirn gelassen hatten, hatte gerade noch ausgereicht, um ihm zu sagen, was mit ihr und den anderen beiden in der Station geschehen war, irgendwo im Meer. Sie hatte lange gelitten. Er nahm sie mit in die inzwischen gefundene Höhle und pflegte sie. Insgeheim hatte er damals gehofft, sie könnte gesund werden und ihm Mary ersetzen, vielleicht sogar das Kind schenken, das mit Mary im Energiestrahl der Tefroder gestorben war.
    Doch Mary war nicht zu ersetzen, und Virginia starb, als sie an eine Patrouille der Tefroder gerieten. „Ja, mein Freund", sagte er leise zum Monk. „Sie haben in allen Zeitaltern gewildert. Hier gibt es Menschen wie mich und wie dich, und es gibt welche, die erst noch geboren werden müssen."
    Er berichtigte sich in Gedanken.
    Als er von der Erde entführt wurde, mußten sie noch geboren werden.
    Ob Steinzeitkreatur, ob Mensch des Atomzeitalters, ob Angehöriger der zukünftigen Generationen, das spielte hier keine Rolle. Sowenig wie die Zeit selbst. „Monk?"
    Virginia war nicht daran gestorben, daß sie ihr das Gehirn zerstört hatten. Niemand starb hier, weil er krank wurde oder verletzt war.
    Auch der Monk würde nicht so sterben.
    Es war eine Hölle des Wartens. „Monk? Kannst du mich hören?"
    Hier darf niemand sterben! dachte Alavan bitter.
    Diese Welt bannte nicht nur den Tod und das Altern. Sie machte auch träge. Niemand war nach einer gewissen Zeit mehr wirklich bereit, sich aufzulehnen.
    Und er, Alavan, der einst von der psychedelischen Revolution und einer neuen Form des menschlichen Zusammenlebens geträumt hatte, draußen in den Bergen und im tiefen Frieden eines vorgezogenen Nirwanas, hatte eigentlich auch schon längst resigniert.
    Vorhin, als er den Tod kommen sah, war plötzlich wieder ein Funke des alten Geistes in ihm gewesen.
    Melodien und Bilder ...
    Jetzt fröstelte er trotz des Feuers. Er sehnte sich nach einem Ende, nach dem Tag, an dem alles aufhörte.
    Und wenn er glaubte, daß es soweit war, winselte er um sein Leben. „Monk? Wach auf, Monk." Er fühlte, wie ihm Tränen die Wangen herunterliefen. „Laß mich nicht auch noch allein, Monk. Morgen spielen wir wieder, Monk. Und ich lasse dich auch gewinnen. Du wirst mich fangen, zum drittenmal, Monk. Aber versprich mir, daß du mich nicht wieder ..."
    Ein Geräusch am Höhleneingang ließ ihn

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