1574 - In den Händen des Folterers
wurde.
Als Alaska Saedelaere aus tiefer Bewußtlosigkeit erwachte, blickte er in das bärtige Gesicht eines Mlironers, der sich über ihn beugte. „Nicht zu fassen", sagte der andere mit melodischer Stimme. „Du lebst!"
Alaska blickte in zwei Augen mit grün, gelb und blau schillernder Regenbogenhaut, und er überlegte, wo er war.
Sein Körper schmerzte, und als er versuchte, eine Hand zu heben, hatte er das Gefühl, von unzähligen Nadeln durchbohrt zu werden. Plötzlich erinnerte er sich an die Folter, der sie ausgesetzt gewesen waren. „Wo ist Sie?" fragte er leise und mühsam. „Sei still und trinke!" befahl der andere, schob ihm eine Hand unter den Kopf, hob ihn an und setzte ihm einen Becher an die Lippen. Der Terraner trank, und die kühle Flüssigkeit weckte seine Lebensgeister.
Trotz der Schmerzen, die ihn durchfluteten, richtete er sich auf.
Er befand sich innerhalb einer der Baracken. Abgemagerte Gestalten hockten um ihn herum auf dem Boden und blickten ihn an. Es waren ausnahmslos Mlironer. Sie waren schmutzig, und sie trugen nur kurze, zerschlissene Hosen.
Keiner von ihnen hatte auch nur ein Gramm Fett zuviel auf dem Körper. Alle schienen schon seit geraumer Zeit großen Entbehrungen ausgesetzt zu sein.
Unwillkürlich ließ Alaska die Hände über seine Arme gleiten, und da wurde ihm bewußt, daß er keinen SERUN mehr trug. Erschrocken blickte er an sich hinab. Er war nur mit einer dieser knappen Hosen bekleidet.
Sie sah aus, als habe sie einige Zeit dazu gedient, verölte Maschinen zu putzen. „Wie fühlst du dich?" fragte der Mlironer, der ihm zu trinken gegeben hatte. „Als ob man mir sämtliche Knochen im Leib gebrochen hätte", antwortete der Terraner unter großen Schmerzen. „Genau das hat man getan, Fremder", erwiderte der Mlironer, der offenbar eine Führungsrolle unter den Gefangenen spielte. Er hatte eine hohe, schmale Stirn und eine lange, leicht gebogene Nase. „Ich bin Kait Narusen."
Als er lächelte, entblößte er eine Doppelreihe weißer, spitzer Zähne. „Was du erlebt hast, ist eine Spezialität von Massur, dem Kommandanten. Er macht sich einen Spaß daraus, uns in dem Energiekäfig zu zertrümmern, um uns anschließend von den Medorobots wieder zusammenflicken zu lassen - falls noch etwas übrig ist, was sich reparieren läßt. Bei dir hat sich die Mühe offenbar gelohnt. Du hast allerdings einige Zeit gebraucht, bis du die Augen wieder aufgemacht hast."
Alaska trank noch ein wenig von der kühlen Flüssigkeit. Sie schmeckte etwas säuerlich, erfrischte und stärkte ihn. „Wie lange?" fragte er und reichte Kait Narusen den Becher. Er füllte ihn aus einem großen Krug nach. „Zwei Wochen", antwortete der Mlironer.
Der Terraner erschrak. Er hatte das Gefühl, erst vor wenigen Minuten in dem Energiekäfig mit den schwingenden Wänden gewesen zu sein. „Und meine Gefährtin?" faßte er nach. „Wo ist sie? Lebt sie? Bitte, sag es mir doch!"
„Sie lebt", beruhigte Kait Narusen ihn. „Allerdings ist ihr Zustand nicht besonders gut. Sie ist noch bei den Medorobotern, und nichts deutet darauf hin, daß sie bald entlassen wird."
Alaska ließ sich wieder auf den Rücken sinken. „Ich muß zu ihr", erklärte er. „Ich muß mit ihr reden. Sie braucht meine Hilfe."
„Du kannst ihr nicht helfen", entgegnete Narusen. „Es genügt, wenn ich ihr Trost zusprechen kann. Das allein wird den Heilungsprozeß schon beschleunigen."
Alaska schloß die Augen, und dann hatte er das Gefühl, in eine tiefe Grube zu sinken. Er versuchte, die Lider zu öffnen, doch es gelang ihm nicht. Ein Gefühl der Schwerelosigkeit stellte sich ein, und die Schmerzen versiegten. Es wurde dunkel um ihn.
Als er erneut wach wurde, schien das Licht der tiefstehenden roten Sonne des Planeten durch die Fenster herein. Er war allein in der Baracke.
Nachdem er einige Minuten lang still auf dem Boden gelegen und über das nachgedacht hatte, was geschehen war, richtete er sich auf. Erstaunt registrierte er, daß er kaum noch Schmerzen hatte.
Von draußen klangen Arbeitsgeräusche herein. Maschinen brummten und rasselten, und Werkzeuge schlugen immer wieder klirrend gegeneinander. Er stand auf und fühlte sich so schwach, daß er sich an der Wand abstützen mußte. Sein Kreislauf rebellierte, und ihn schwindelte, doch er erholte sich schnell und konnte zu einem der Fenster gehen. Es war trüb und verschmutzt, aber er konnte dennoch hinaussehen und genügend erkennen. Er sah zahlreiche fast nackte
Weitere Kostenlose Bücher