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1575 - Der Gesang des Lebens

Titel: 1575 - Der Gesang des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Galaxien danach wieder verlassen werde. Zumindest für einige Zeit. Du hättest wie ich die Milchstraße oder Andromeda bereisen sollen, Qion Lanaa. Dort hat jedes Volk seine Melodien, seine Rhythmen. Ich bin ein Forscher geworden, mich hält es hier nicht. Es wird in meinem Leben eine bestimmte Komposition geben, die ich vollenden muß, das sollst du noch wissen. Und wie kann ich sie vollenden, indem ich unter meinesgleichen lebe?
    Habe ich wirklich schon alle Vielfalt gesehen? Oder genug? Daran zweifle ich."
    „Manchmal muß man nicht sehen. Manchmal muß man nur begreifen."
    Was hatte Qion Lanaa damit sagen wollen?
    Die Miene des anderen war undurchdringlich. Doch gerade das war es, was Salaam Siin zu denken gab.
    Ringsum zeigten alle, die das Gespräch mit angehört hatten, große Betroffenheit über die Pläne des Meistersängers. Nur nicht Qion Lanaa.
    Der Abend ging besinnlich zu Ende. Salaam Siin hörte sehr genau hin, doch er vernahm in den Gesängen der Ophaler nicht den geringsten Mißton. Sie alle waren viel zu glücklich, ihn wiederzusehen, als daß sie ein. Wort der Kritik geäußert hätten. Dabei war der Meistersänger von den Galaktikern eher Offenheit gewohnt - und diese Offenheit vermißte er noch von den Mitgliedern seiner Rasse. Kein Wunder, dachte er.
    Jahrtausendelang hatten die Ophaler zum Ruhm der Ewigen Krieger gesungen und gelogen. Nun hatten sie die Lüge durch die Schönheit ersetzt - aber waren zur Wahrheit noch nicht vorgedrungen.
    Salaam Siin verließ das Fest spät.
    Seine Träume drehten sich immer wieder um den seltsamen Estartischen Dom, den er besichtigt hatte. Das scheinbar glatte Material gewann in seiner Phantasie ungeheuerliche Eigenschaften. Die Wände rückten rings um ihn immer näher, erdrückten ihn, sogen ihn dann in einem wunderbaren Vorgang in sich auf.
    Angst und Euphorie mischten sich in seinem Geist.
    Und plötzlich erwachte er.
    Ophaler schwitzten selten; doch diesmal sonderte jede einzelne Drüse seines Körpers Flüssigkeit ab. Die Bespannung seiner Liege hatte sich mit Wasser vollgesogen. Er hatte ungeheuren Durst. Wenn er nicht bald etwas zu trinken bekam, mußte er verdursten.
    Aber Salaam Siin konnte sich nicht erheben. Er wollte Hilfe rufen, doch aus seinem Membrankranz drang nicht der leiseste Ton. Die Psi-Komponente stand zur Verfügung, nicht jedoch der Schall. Stalker! War der ehemalige Sotho für seinen Zustand verantwortlich? Nein ... Salaam Siin richtete seine Augenknospen auf die dunkle Decke. Bunte Funken tanzten, außerdem nahmen, seine Hörorgane ein allgegenwärtiges Rauschen auf.
    Er war sicher, daß er nicht mehr träumte. Vielleicht phantasierte er, aber er war wach.
    Salaam Siin bekam keine Luft mehr.
    Sekundenlang setzte sein Atem ganz aus, dann erst pumpten seine Lungen in flachen Zügen etwas Sauerstoff in den Körper.
    Und in seinem Inneren entstand eine Melodie. Der Sänger wußte nicht, woran es lag - doch ausgerechnet in diesem unpassendsten aller Momente mußte er an seinen Belku na sacca denken. Die Harmonie des Lebens.
    Etwas, das er insgeheim als sein Vermächtnis betrachtete. Diesen einen Gesang wollte er nach seinem Tod den Ophalern und allen anderen, die hören konnten, hinterlassen.
    Nacheinander zogen Fragmente seiner Melodie an ihm vorbei. Die Unvollkommenheit seines Konzepts wurde ihm bewußt. So ging es nicht, das begriff er in diesen Momenten besser denn je.
    Sein Körper verkrampfte sich, die Tentakelpaare zuckten in hilflosem Schmerz. Atmen, Luftholen. Erstmals spürte er förmlich einen Teil der Fehler, die er begangen hatte. Belku na sacca war Musik für alle, nicht nur für Sänger. Jeder mußte sie verstehen können, auch solche, die nicht über ein Gehör verfügten, die nur die Psionik spürten. Salaam Siin hatte eine Botschaft zu übermitteln; und es war sein größtes Ziel, diese Botschaft jedermann zugänglich zu machen.
    Töne entstanden.
    Salaam Siin formte sie mit schwindendem Bewußtsein zu kurzen Takten.
    Kurz darauf verließen ihn endgültig die Kräfte, doch bevor er in tiefen Schlaf fiel, merkte er noch, daß sich seine Atmung wieder normalisierte
     
    5.
     
    Am nächsten Morgen erwachte er völlig entkräftet. Salaam Siin erhob sich zunächst nicht, sondern rief den Zimmerservo zu Hilfe. Er ließ sich Wasser und Nahrung an die Liege bringen, anschließend ein Stärkungsmittel. Erst eine Stunde später fühlte sich der Meistersänger wieder kräftig genug.
    Stalker hatte die HARMONIE bereits verlassen.

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