1575 - Luzifers Angriff
seinen Lippen.
»Wer sind Sie?«
»Ich bin Bruder Matthias.«
»Und ich bin Adam.« Franzek hob die Schultern. »Und was tun Sie hier, wo die Gemeinde doch verschwunden ist?«
»Das will ich dir gern sagen, mein Freund. Ich halte Wache, ja, ich bin so etwas wie ein Wächter.«
Dass der Mann ihn geduzt hatte, gefiel Adam nicht, aber er ging auch nicht weiter darauf ein und suchte nach einer Möglichkeit, sich elegant aus dem Staub zu machen. Die Anwesenheit des Mannes machte ihn nervös und sogar ängstlich, denn dieser Matthias strahlte etwas aus, was er sich nicht erklären konnte. Und zwar etwas Negatives, als wäre dieser Mensch das glatte Gegenteil eines Priesters.
Adam schaute in dessen Augen.
Der eiskalte Blick ließ ihn zusammenzucken. Auch so etwas hatte er bei einem Geistlichen noch nie gesehen, egal welcher Glaubensrichtung er angehörte.
Der Fotograf nickte.
»Das ist wohl alles«, sagte er. »Ich denke, dass ich mich jetzt zurückziehen werde.«
»Das heißt, du willst die Kirche verlassen?«
Die Tonart, mit der die Frage gestellt worden war, gefiel Adam nicht.
Deshalb fügte er seinen Worten noch etwas hinzu.
»Ja, ich will die Kirche verlassen. Es gibt hier nichts, was mich noch interessiert.«
»Aber mich!«
»Ach, was denn?«
»Das kann ich dir sagen. Du bist es, der mich interessiert. Du allein, mein Freund.«
Adam grinste schief. Allmählich wurde ihm richtig mulmig zumute.
»Und wieso interessiere ich Sie?«
»Ich werde dir eine neue Existenz geben. Ich werde dir deine Beichte abnehmen.«
Adam Franzek sagte nichts. Er wusste nicht, welche Antwort er dem anderen geben sollte. Er hatte das Gefühl, einen Schlag gegen den Kopf erhalten zu haben.
Für einen Moment glaubte er sich in einen Alb träum versetzt, und er wusste nicht, ob er über diesen Vorschlag lachen sollte oder nicht.
»Ja, ich nehme dir die Beichte ab. Aber sie ist nicht so, wie du sie vielleicht kennst. Es ist eine besondere Beichte, denn sie ist der Hölle geweiht.«
Wieder etwas, mit dem der Fotograf nicht zurechtkam.
Angst stieg in ihm hoch. Er versuchte sie zurückzudrängen und eine wütende Antwort zu geben, als der Priester fragte: »Hast du mich verstanden?«
»Nein.«
»Es ist die Beichte für die Hölle, den Teufel. Ja, das kommt auf dich zu.«
Adam Franzek wünschte, sich verhört zu haben.
Dann kam ihm in den Sinn, dass dieser Mensch vor ihm schon etwas Teuflisches an sich hatte. Und wenn es nur dessen eisiger Blick war, den er bei einem Menschen so noch nie gesehen hatte.
Er dachte plötzlich an die beiden kalt strahlenden bläulichen Flecken in Form von Augen, die er draußen am Himmel entdeckt hatte.
Die Kälte in den Augen des Priesters war ähnlich, und Adam wurde allmählich klar, dass er in die Fänge eines Verrückten geraten war und dass er etwas unternehmen musste.
»Sie sind ja nicht mehr richtig im Kopf. Sie haben nicht alle Tassen im Schrank. Lassen Sie mich mit diesem Scheißdreck in Ruhe.«
Er war kein besonders gläubiger Mensch, aber so etwas konnte man mit ihm nicht machen.
Matthias blieb ganz ruhig.
»Dieser Scheißdreck wird dich den Rest deines Lebens begleiten«, erwiderte er kalt. »Und es kommt allein auf dich an, wie lange dieser Rest andauern wird.«
Das war für Adam eine reine Morddrohung. Er hatte das Gefühl, zu vereisen. Für ihn stand fest, dass der Typ nicht scherzte oder ihm nur Angst einjagen wollte. Der Mann meinte es tatsächlich ernst.
Wenn er jetzt nichts dagegen unternahm, war er verloren.
»Aus den Weg!«, brüllte Adam, sprang vor und wollte den Mann zur Seite rammen.
Matthias war schneller. Blitzschnell zuckte seine Hand in die Höhe. Und ebenso schnell schlug er zu.
Die Faust traf Adam Franzek genau auf den Mund. Seine Lippen sprangen auf, fingen an zu bluten, und Franzek spürte, dass ihn ein zweiter Treffer in der Bauchgegend erwischte.
Er konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Nach zwei Schritten rückwärts sackte er zusammen und blieb seitlich auf dem Boden liegen.
Seine Kamera hatte er verloren. Aber das war jetzt nebensächlich. Er hatte andere Probleme, denn die beiden Treffer hatten ihn ziemlich angeknockt.
In seinem Mund lag der Bittergeschmack von Blut. In seinen Eingeweiden rumorte es. Zudem hatte er Probleme damit, Luft zu bekommen.
Der falsche Priester, das war der Mann mittlerweile für Adam, setzte nicht nach. Er wollte, dass er sich ein wenig erholte.
Adam war klar, dass es noch längst nicht vorbei war. Das hier
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