1575 - Luzifers Angriff
vor sich sah, blieb er stehen.
Jetzt sah er den Bau zum ersten Mal.
»He, das ist super.«
Er atmete tief durch. Er fand die Kirche mit den drei Zwiebeltürmen toll, auch wenn sie mehr einer Kapelle glich. Aber sie stand noch und war nicht zusammengefallen.
Adam Franzek ging einige Schritte vor, um einen besseren Überblick zu bekommen. Er hatte das Glück gehabt, die Kirche von der Eingangsseite zu sehen. Da gab es die geschlossene Tür, die von zwei recht, großen Fenstern umrahmt war. Die Fenster waren auch weiter oben zu sehen und lagen direkt über den unteren.
Um die Kirche herum hatte die Natur einen Wall gebildet. Er war mit einem Dschungel zu vergleichen und so dicht, dass er einen Großteil des Tageslichts filterte und in seiner direkten Umgebung eine gewisse Dämmerung herrschte, auf die er sich beim Fotografieren einstellen musste.
Die Kamera hatte er zwar gebraucht gekauft, aber sie war noch gut in Schuss und hatte ihn noch nie im Stich gelassen.
»Na, dann wollen wir dich mal ablichten«, murmelte er vor sich hin und holte den Apparat aus der Tasche.
Er suchte sich eine gute Perspektive aus und legte sich sogar auf den Rücken, um die Kirche in ihrer gesamten Höhe zu fotografieren.
Es klappte. Sogar die drei Zwiebeltürme hatte er aufs Bild bekommen.
Ob auch sie aus Holz bestanden, sah er nicht. Sie hätten auch ebenso gut aus Stein sein können, aber das interessierte ihn nicht weiter.
Entscheidend war das ganze Objekt, mit dessen Neuentdeckung er angeben konnte.
Mit den wenigen Aufnahmen gab er sich nicht zufrieden. Er wollte die Russenkirche von allen Seiten ablichten, deshalb musste er um den Bau herum, was nicht so einfach war, denn dort wucherte die Natur bis an die Mauern heran.
Er kämpfte sich durch. Er schaffte es auch, nahe an den Bau heranzukommen und nahm plötzlich den feuchten Geruch wahr, den das alte Holz abgab.
An verschiedenen Stellen hatte sich der Schimmel als grünweiße Schicht festgesetzt.
Fenster entdeckte er an dieser Seite nicht.
Adam Franzek war trotzdem zufrieden. Er wandte sich wieder der Vorderseite zu, um noch zwei, drei weitere Fotos zu schießen.
Danach wollte er in die Kirche gehen, um auch das Innere im Bild festzuhalten.
Vor der Kirche hatte er schon mehr Platz. Da hatte es die Natur nicht geschafft, sich bis an die Außenwand vorzuarbeiten, und so konzentrierte er sich auf die Tür.
Sie war nicht so breit, und das Holz hatte eine leicht grünlich schimmernde Patina angenommen.
Er wollte schon hingehen, als ihm etwas auffiel.
Es war mehr Zufall, dass er seinen Blick in die Höhe richtete und auf das krumm gewachsene Geäst eines Baumes schaute, das wie ein filigranes Kunstwerk in der Luft stand. Er hatte es schon zuvor abgelichtet, aber erst jetzt fiel es ihm besonders auf.
Und das hatte seinen Grund.
Durch die Lücken im Geäst sah er den blauen Himmel. Dort fiel ihm trotz des etwas blendenden Sonnenlichts etwas auf, für das er keine Erklärung hatte.
Am Himmel standen zwei bläuliche Flecken.
Franzek glaubte zunächst an eine Täuschung. Oder dass ihm seine Nerven einen Streich spielten.
Aber dann schaute er noch genauer hin und erkannte, dass er sich nicht geirrt hatte. Er sah, dass diese bläulichen Flecken die Form von Augen hatten.
Franzek schüttelte den Kopf. Erklären konnte er es sich nicht. Deshalb nahm er es als Phänomen der Natur hin, wie immer es auch entstanden sein mochte.
Das Äußere der Kirche war für ihn nicht mehr wichtig. Er wollte sich jetzt im Innern umsehen.
Der Weg zum Eingang war nicht weit, nicht viel mehr als zehn Schritte.
Drei ging er, dann blieb er stehen.
Er hatte etwas gesehen, was eigentlich nicht sein konnte.
Jemand öffnete die Tür von innen.
Das war keine Halluzination, denn er hörte sogar die leicht knarrenden Geräusche.
Adam Franzek starrte ungläubig. Das sah aus wie ein Spuk, und auf seinem Rücken bildete sich eine Gänsehaut.
Die Tür hatte sich bestimmt nicht von allein geöffnet. Dass sich jemand in der Kirche aufhalten könnte, daran hatte er nicht mal im Traum gedacht.
Es stimmte trotzdem. Jemand stemmte die Tür weiter auf, und die Augen des Fotografen weiteten sich, als er sah, wer die Kirche verließ.
Es war ein Priester!
***
Adam Franzek verstand die Welt nicht mehr. Für ihn war das wie ein Schlag in den Magen. Er hätte nie im Leben damit gerechnet, dass sich hier in der Einsamkeit noch ein Geistlicher aufhielt.
Er dachte plötzlich an einen Eremiten oder an einen
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